„Weihnachtsfreude“
Oskar Herzberg (*1844 - †1917 Leipzig)
1914
Pinsel inWasserfarben und Deckweiß über Bleistift auf Papier
33 x 21 cm
Sammlung Prinzhorn, Inv.Nr. 3930
Weihnachtfreude
brüderchen u. schwesterlein
sat grüner Tanebaum erfreun;
ein schäfchen harig schaukelpferd;
net püpchen, zapelhampelman
der kautschuksprünge leisten kan
hängt an dem lichterbaum beschert;
ein myrtestökchen frau mama,
ein regulator hern papa;
in kinderstube ungestört;
knecht ruprecht schüte nüse aus;
goldäpfel rotenrot heraus;
die rute graue asche kert;
wer artig kent die rute nicht,
behält sein freudig angesicht;
hat folgsam auf das wort gehört,
der ist den eltern lieb u. wert.
Oskar Herzberg.1914
Nach 33-jähriger Tätigkeit als Setzer und „Kolporteur“ – ein Hausierer,
der gedruckte Schriften vertrieb und erzählend verbreitete, wurde Herz
berg in die psychiatrische Klinik in Leipzigmit der Diagnose „chronische
Schizophrenie“ eingeliefert. Dort begann er, 65jährig, spontan zu malen,
zu schreiben und zu komponieren. Neben genreartigen, naiv anmutenden
Szenen, die Herzberg teilweise auch schriftlich erläuterte, fertigte er
Porträts von Mitpatienten, Pflegern und Ärzten an. Von 1912 bis 1914 ist
ein Klinikaufenthalt in Wien nachweisbar. Der kunstinteressierte Leip
ziger Psychiater Ernst Jolowicz widmete seinem früheren Patienten
1934 im Pariser Exil in der Galerie Pléiade eine Einzelausstellung.
Alfred Kubin fühlte sich von Herzbergs Werken an Paul Klee erinnert.
Die Sammlung vereint Zeichnungen, Gemälde, Col
lagen, Textilien, Skulpturen und eine Fülle unter
schiedlicher Texte, die zwischen 1880 und 1920 in
psychiatrischen Anstalten vorwiegend des deutsch
sprachigen Raums entstanden sind. Die meisten der
oft langjährig internierten Patienten galten als schi
zophren. Mehr zum Museum Sammlung Prinzhorn
(Voßstraße 2) unter
www.sammlung-prinzhorn.de
Über Oskar Herzberg
Sammlung Prinzhorn
Unser Titelbild:
„Weihnachtsfreude“
von Oskar Herzberg