Z
wei von fünf Menschen, die in Deutschland eine
fortgeschrittene Herzschwäche entwickeln, ster-
ben innerhalb eines Jahres. Ihre Überlebenschancen
sind schlechter als die der meisten Tumorpatienten. Ein
wegweisender Schritt, um das zu ändern, wurde 2012
mit der Eröffnung der „Advanced Heart Failure Unit“
(AHFU) am Herzzentrum des Heidelberger Universitäts-
klinikums getan: Es ist bundesweit die erste Wachsta-
tion speziell für diese Gruppe von Hochrisikopatienten.
Die AHFU verfügt über acht Betten, in denen schwer
herzkranke Menschen, die etwa unter akuter Herz-
muskelentzündung leiden, von einem Infarkt genesen
oder auf ein Spenderherz warten, optimal überwacht
und notfalls sofort behandelt werden können. Dafür
stehen auf der Station modernste minimal-invasive
Herzunterstützungssysteme bereit, die den Kreislauf
stabilisieren, das Herz entlasten und ihm Gelegenheit
geben, sich zu erholen. Zu solchen Systemen zählen
winzige Katheterpumpen, die über die Arm- oder Leis-
tenar terie in die linke Herzkammer geschoben wer-
den, um dor t vorübergehend die Pumpleistung des
Herzmuskels zu übernehmen.
BESSERE CHANCEN BEI TRANSPLANTATION
Die AHFU wird der Entwicklung der Herztransplanta-
tionen in Heidelberg wesentliche Impulse geben: Auf
der neuen Wachstation werden Patienten, die wegen
ihres lebensbedrohlichen Zustandes auf der Hoch-
dringlichkeitsliste für ein Spenderherz stehen, engma-
schig betreut und gut stabilisiert. So haben sie zum
Zeitpunkt der Transplantation eine bessere körper-
liche Verfassung und höhere Überlebenschancen als
wenn sie auf einer herkömmlichen Station vorbereitet
worden wären.
Die an der Abteilung Innere Medizin III (Professor
Dr. Hugo Katus) angesiedelte AHFU ist ein hervorra-
gendes Beispiel für die Leistungsfähigkeit des 2009
gegründeten Heidelberger Herzzentrums, zu dem
auch die Klinik für Herzchirurgie (Professor Dr. Matthi-
as Karck), die Klinik für Pädiatrische Kardiologie (Pro-
fessor Dr. Matthias Gorenf lo) und die Abteilung für
Herz- und Kreislaufphysiologie (Professor Dr. Markus
Hecker) gehören.
HERZFEHLER- UND MARFAN-ZENTRUM
ZERTIFIZIERT
Kinderkardiologen, Herzchirurgen und Kardiologen
kooperieren auch bei der Behandlung von Kindern,
Jugendlichen und Erwachsenen mit angeborenen
Herzfehlern (EMAH), die zu den häufigsten angebore-
nen Erkrankungen zählen. Dank großer medizinischer
Fortschritte erreichen immer mehr Patienten das Er-
wachsenenalter. Dazu trägt das überregionale EMAH-
Zentrum in Heidelberg bei, das deshalb 2012 von der
Deutschen Gesellschaft für Kardiologie als eines von
bundesweit neun Zentren seiner Art zertifiziert wurde.
In der Herzchirurgie angesiedelt, aber insgesamt zwölf
medizinische Disziplinen umfassend, ist das Zentrum
für die Behandlung des seltenen Marfan-Syndroms.
Dabei handelt es sich um eine angeborene Bindege-
websschwäche, die mit lebensbedrohlichen Schäden
an Hauptschlagader, Augen und Skelett einhergeht.
Im März 2012 wurde das Heidelberger Mar fan-Zen-
trum von der Landesregierung zertifiziert und darf da-
mit nun neben der stationären Behandlung auch eine
umfassende Diagnostik und Vorsorgeuntersuchungen
anbieten.
Erste „Advanced Heart Failure Unit“ in Deutschland