Seite 46-47 - Klinikticker Juli - August

Basic HTML-Version

47
46
PREISE UND EHRUNGEN
Preise und Ehrungen
Preisträgerin:
Professor Dr. Ingrid Herr
, Leiterin
der Arbeitsgruppe Molekulare OnkoChirurgie,
einer Kooperation der Chirurgischen Klinik mit
dem Deutschen Krebsforschungszentrum
Auszeichnung:
Sebastian-Kneipp-Preis 2012
Dotierung:
10.000 Euro
Leistung:
Inhaltsstoffe aus Brokkoli und ver-
wandtem Gemüse hemmen das Krebswachs-
tum und verstärken die Wirkung von Chemothe-
rapien. Das zeigte Ingrid Herr in mehreren
experimentellen Studien am Beispiel des
Bauchspeicheldrüsenkrebs. Ihr Ziel ist es, die
Widerstandskraft
der
sogenannten
Tu-
morstammzellen zu brechen. Mit ihrem Team
fand sie heraus, dass sich diese resistenten
und sehr aggressiven Krebszellen mit einem
bestimmten Stoffwechselweg vor der Chemo-
therapie schützen. Genau diesen Signalweg
blockiert der Brokkoli-Wirkstoff Sulphoraphan
– und macht die Tumorstammzellen verwund-
bar. Diesen Effekt wies die Preisträgerin auch
bei Quercetin nach, das in vielen Obst- und Ge-
müsesorten enthalten ist.
Preisträgerin:
Privatdozentin Dr. Katja Lindel
,
Oberärztin der Abteilung für RadioOnkologie und
Strahlentherapie an der Radiologischen Klinik
Auszeichnung:
Hermann Holthusen-Preis der
Deutschen Gesellschaft für RadioOnkologie
(DEGRO)
Dotierung:
5.000 Euro
Leistung:
Humane Papillomaviren (HPV) kön-
nen u.a. Krebserkrankungen im Gebärmutter-
hals und Mund-Rachen-Bereich hervorrufen. Im
Rahmen ihrer Habilitation zeigte die Strahlen-
therapeutin, dass Tumoren, in denen Papillo-
maviren nachgewiesen werden können, deut-
lich empfindlicher auf eine Strahlentherapie
reagieren als gleiche Tumoren ohne Viren. Bei
beiden Krebsarten hatten Patientinnen und Pa-
tienten mit HPV-positiven Tumoren nach einer
Strahlentherapie eine 30 Prozent höhere Chan-
ce, die nächsten fünf Jahre zu überleben. Zu-
dem entdeckte Lindel, dass ein bestimmter Ab-
schnitt des Virenerbguts den Therapieerfolg
zusätzlich beeinflusst. Bleibt er im Innern der
Krebszellen intakt, macht er die Zellen anfälliger
gegenüber Bestrahlung. Die Ergebnisse können
in Zukunft dazu beitragen, die Strahlendosis
besser auf den Tumor abzustimmen.
Preisträger:
Fabian Rengier
, Medizinstudent an
der Universität Heidelberg
Auszeichnung:
Promotionspreis 2012 der Deut-
schen Röntgengesellschaft
Dotierung:
1.000 Euro
Leistung:
Erkrankungen der Hauptschlagader
können heute oft minimal-invasiv behandelt
werden. Zwar ist dieses Verfahren, die soge-
nannte thorakale endovaskuläre Aortenrekon-
struktion (kurz TEVAR), komplikationsärmer als
die traditionelle offen-chirurgische Operation.
Doch nicht immer läuft alles problemlos. Fabian
Rengier widmete sich in seiner Promotion daher
der Frage, ob und wie moderne Methoden der
Bildgebung zur Erkennung und Lösung mög-
licher Probleme vor und nach einer TEVAR bei-
tragen könnten. Finanzielle Unterstützung er-
hielt er durch ein Promotionsstipendium der
Deutschen Forschungsgemeinschaft innerhalb
des Graduiertenkollegs 1126. Die Ergebnisse
seiner Arbeit zeigen unter anderem: 3D-Bild-
nachverarbeitung trägt zur Verbesserung der
Planung einer TEVAR bei; und moderne Bildge-
bung kann mögliche Veränderungen des Blut-
flusses in der Verlaufskontrolle nach TEVAR feh-
lerfrei erfassen.
Preisträgerin:
Privatdozentin Dr. Stephanie E.
Combs
, Abteilung für RadioOnkologie und
Strahlentherapie der Radiologischen Klinik
Auszeichnung:
Robert Janker-Preis des Förder-
vereins der MediClin Robert Janker-Klinik Bonn
Dotierung:
5.000 Euro
Leistung:
Kehren Hirntumoren nach der ersten
Behandlung zurück, kann eine zweite Strahlen-
therapie bei einigen Patienten das Tumorwachs-
tum hinauszögern – bei anderen nicht. Um die
Erfolgsaussichten besser abschätzen zu kön-
nen, entwickelte Dr. Combs eine Prognose-Ska-
la, die alle therapieentscheidenden Faktoren
mit einbezieht: Sie zeigt an, welche Patienten
voraussichtlich am besten auf eine solche Be-
handlung ansprechen und welche eventuell
mehr von einer anderen palliativen Versorgung
oder der Teilnahme an einer klinischen Studie
profitieren. „Dieses System kann als Orientie-
rungshilfe für die ärztliche Therapieempfehlung
sowie im Gespräch mit den Patienten und ihren
Angehörigen dienen“, erklärt Dr. Combs.
Preisträgerin:
Dr. Anita Pathil-Warth
, Assistenz-
ärztin der Abteilung für Gastroenterologie an
der Medizinischen Klinik
Auszeichnung:
Adolf-Kußmaul-Preis der Falk
Foundation e.V.
Dotierung:
5.000 Euro
Leistung:
Dr. Anita Pathil-Warth und Kollegen
haben einen Wirkstoff gegen nicht-alkoholische
Fettlebererkrankungen entwickelt und erfolg-
reich im Tierversuch getestet: Die neue Verbin-
dung aus Gallensäure (Ursodeoxycholsäure)
und einem bestimmten Phospholipid (Lysopho-
sphatidylethanolamid) stoppte bei Mäusen die
Leberverfettung und ließ die daraus hervorge-
hende Entzündung ausheilen. Beide Kompo-
nenten kommen von Natur aus in der Leber vor
und verursachten keine Nebenwirkungen. Unge-
fähr jeder fünfte Erwachsene in Deutschland
leidet an einer sogenannten nicht-alkoho-
lischen Leberverfettung. Die Folgen können Ent-
zündungen (Fettleber-Hepatitis) bis hin zu Le-
berzirrhose und -krebs sein. Bisher gibt es noch
keine Medikamente gegen diese Fettleberer-
krankungen.
Preisträgerin:
Dr. Christiane Opitz
, Abteilung
für Neuroonkologie an der Neurologischen Kli-
nik und Helmholtz-Nachwuchsgruppe „Experi-
mentelle Neuroimmunologie“ am Deutschen
Krebsforschungszentrum
Auszeichnung:
Hella-Bühler-Preis 2012
Dotierung:
100.000 Euro
Leistung:
Die Wissenschaftlerin entdeckte ge-
meinsam mit den Kollegen der Helmholtz-Nach-
wuchsgruppe einen neuen Signalweg in bösar-
tigen Hirntumoren, den malignen Gliomen: Das
Stoffwechselprodukt Kynurenin aktiviert den
sogenannten Dioxinrezeptor und setzt so eine
Reaktionskette in Gang, die das Tumorwachs-
tum fördert und das Immunsystem des Pati-
enten schwächt. Bislang war lediglich bekannt,
dass der Dioxinrezeptor durch Umweltgifte, z.B.
das krebserregende Dioxin, aktiviert wird. Die
Wissenschaftler zeigten, dass Kynurenin und
weitere Komponenten dieses Stoffwechselwegs
in besonders aggressiven Gliomen verstärkt
vorkommen. Nun suchen sie nach Substanzen,
die den Signalweg gezielt blockieren.
Wie Brokkoli-Wirkstoffe die Krebstherapie unterstützen
Papilloma-Viren beeinflussen Therapieerfolg
Der Hauptschlagader mittels Bildgebung auf den Puls gefühlt
Prognose-Skala zeigt Erfolgschancen einer zweiten Strahlentherapie an
Vielversprechender Therapieansatz bei Lebererkrankung
Neu entdeckter Signalweg macht Hirntumoren aggressiv