sie wird weit über die baden-württembergischen
Landesgrenzen hinweg in Anspruch genommen.
Was sind Ihrer Meinung nach die herzchirur-
gischen Innovationen der nächsten Dekade?
Das ist eine interessante Frage. Ich gehe davon
aus, dass wir auch in den nächsten Jahren noch
weitere, ganz erhebliche Fortschritte auf dem Sek-
tor der Herzersatzbehandlung machen werden.
Bereits heute werden in Deutschland dreimal so
viele Kunstherzen eingepflanzt, wie Herztrans-
plantationen durchgeführt werden. Die neuesten
Kunstherzen sind nur noch sehr klein und werden
daher vom Körper wesentlich besser angenommen
als dies noch vor 10 Jahren der Fall war. Der nächs-
te Entwicklungssprung wird darin bestehen, dass
diese Pumpen ohne jegliche Kabelverbindung
nach außen vollständig im Körper untergebracht
werden können, sodass man damit dann auch
mal Schwimmen gehen kann. Diese Möglichkeit
fehlt uns bis heute noch, aber es wird nicht mehr
lange dauern und dann ist es sicher soweit!
Darüber hinaus sehe ich auf dem Gebiet der
Herzklappenerkrankungen weiteres Entwick-
lungspotential, sei es durch Verfeinerung der
Kathetertechniken, durch die Herzklappenpro-
thesen ohne Operation eingepflanzt werden
können oder sei es durch die Entwicklung einer
ganz neuen Generation von biologisch verträg-
licheren Herzklappenprothesen.
In welchen Bereichen setzen Sie in Heidelberg
Ihre Forschungsschwerpunkte und was könnte
dies für die zukünftige Therapie der Patienten
bedeuten?
Wir verfolgen in unserem Forschungslabor
mehrere Projektlinien. Einer unser Schwerpunkte
liegt auf dem Gebiet der Gewebezüchtung,
neudeutsch “Tissue Engineering“. Dies betrifft
sowohl den Bereich der Züchtung von vitalem
Herzmuskelgewebe als auch von neuartigen
Herzklappenimplantaten und Gefäßprothesen.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Bereich der
virtuellen Operationsplanung: Der Operateur
soll bereits vor einer Herzklappenrekonstruktion
wissen, welcher Schnitt oder welche Geometrie-
veränderung an der Herzklappe zu welchem
funktionellen Ergebnis führt.
Hierbei werden die modernen bildgebenden
Verfahren wie die neuesten Generationen der
Kernspintomographen, der Computertomo-
graphen und der 3-dimensionalen Echokardio-
graphiegeräte eingesetzt.
Diese beiden Vorhaben werden von der Deut-
schen Forschungsgemeinschaft im Rahmen
eines in Heidelberg angesiedelten Sonderfor-
schungsbereiches mit dem Titel „Cognition-
guided Surgery“ gefördert und wir haben hier
schon sehr schöne Fortschritte und Erfolge er-
zielt. Man kann dies unter anderem auch daran
bemessen, dass in diesem Jahr allein drei von
den insgesamt sieben durch unsere Fachge-
sellschaft vergebenen Forschungspreise nach
Heidelberg gingen. Das ist eine ganze Menge!
Auch im Bereich der sogenannten „Herzprotek-
tion“ haben wir sehr große Erfolge erzielt. Auf
diesem Forschungsbiet geht es darum, wie man
das Herz während der Phase der Operation vor
Folgen eines Sauerstoffmangels schützen kann.
Das betrifft sowohl die Herztransplantation
als auch alle herkömmlichen Herzoperationen.
Hier konnten wir zu wichtigen neuen Studien-
ergebnissen kommen, die unsere täglichen
Operationen noch sicherer machen.
Wenn Sie heute eine Herzoperation an sich
durchführen lassen müssten, worüber würden
Sie sich eingehend im Vorwege informieren?
Zum einen ist die Erfahrung des Operateurs
sehr wichtig, damit er den Eingriff mit möglichst
geringem Risiko und einem wirklich optimalen
operativen Ergebnis durchführen kann. Danach
muss aber auch die weitere Behandlung auf der
Intensivstation und der Normalstation stimmen.
Auch hier ist es wichtig, dass dort Ärzte, Schwe-
stern und Pfleger tätig sind, die in der Behand-
lung von Patienten nach herzchirurgischen Ein-
griffen über langjährige und fundierte Erfahrungen
verfügen. Wenn beides in überzeugender Weise
gewährleistet ist, dann kann man sich einer
Klinik ruhigen Gewissens anvertrauen.
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