Seite 9 - Patientenbericht Herzchirurgie 2014

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gibt heute eine immer größer werdende Anzahl
an Patienten, die mit einem angeborenen Herz-
fehler auf die Welt gekommen waren und nun
erwachsen geworden sind. Manche von Ihnen
entwickeln später im Leben ein besonderes
Problem, das nur durch eine Operation gelöst
werden kann. Hier gehört Heidelberg zu dem
sehr kleinen Kreis von 12 Zentren in Deutsch-
land an denen das möglich ist.
Andererseits nehmen wir unseren Versorgungs-
auftrag auf dem Gebiet der Chirurgie der
erworbenen Herzerkrankungen sehr ernst und
können hier – so meine ich – immer wieder
sehr überzeugen. Das belegen auch die vielen
Qualitätsanalysen und alle veröffentlichten
Rankings, in denen wir in der Spitzengruppe
lagen und liegen.
In welchen herzchirurgischen Leistungsbe-
reichen liegen Ihre Schwerpunkte?
Im Bereich der Erwachsenen-Herzchirurgie
kommen alle sogenannten „modernen“ Ver-
fahren zum Einsatz, wenn sie einen nachweis-
lichen und für den Patienten auch spürbaren
Vorteil bringen. Dies kann bedeuten, dass wir
bestimmte Patienten mit Erkrankung der Herz-
kranzgefäße ohne den Einsatz der Herz-Lungen-
Maschine operieren. Darüber hinaus kommen
wir – wenn es die Befundlage zulässt – immer
häufiger mit kleinen Schnitten am Brustkorb
aus und können bei vielen Herzklappenrekon-
struktionen auf die bisher übliche komplette
Längseröffnung des Brustbeines verzichten.
Wir waren in Zusammenwirken mit unseren
Kardiologen die ersten in Baden-Württemberg,
die eine Herzklappe ganz ohne Schnitt am
Brustkorb mit reiner Kathetertechnik ersetzt
haben. Mittlerweile hat sich hieraus mit insge-
samt fast 1.000 Eingriffen dieser Art am Heidel-
berger Herzzentrum ein echter überregionaler
Schwerpunkt entwickelt.
Mit der Eröffnung unseres hierfür besonders
geeigneten und völlig neuartigen Hybrid-Ope-
rationssaales können wir diese Eingriffe seit
drei Jahren nun noch besser und schonender
durchführen.
Vor kurzem haben wir in Heidelberg die 500-ste
Herztransplantation durchgeführt. Damit gehört
das Heidelberger Herztransplantationspro-
gramm zu der größten seiner Art in Deutschland.
Zusammen mit unseren kardiologischen Par-
tnern im Herzzentrum wird unsere Aufgabe
auch in Zukunft darin bestehen, unser chirur-
gisches Behandlungsangebot für Patienten mit
weit fortgeschrittener Herzschwäche weiter zu
entwickeln. Dies gilt sowohl für die Herztrans-
plantation aber auch für den aufgrund des
nachhaltigen Mangels an Spenderorganen
wachsenden Bedarf an Alternativen zur Trans-
plantation. Wir setzen deshalb mehr und mehr
kleinere und bessere Herzunterstützungssys-
teme ein. Diese Entwicklung wird in den nächs-
ten Jahren weiter rasch voranschreiten.
Aber auch im Bereich der Kinderherzchirurgie
haben wir große Fortschritte erzielt.
Hierzu hat auch beigetragen, dass wir 2013
im Gebäudekomplex der neuen Frauen-, Haut-
und Kinderklinik Dank einer bemerkenswert
großzügigen Unterstützung der Dietmar-Hopp-
Stiftung einen supermodernen Kinderherz-
Operationssaal in Betrieb nehmen konnten.
Die frischoperierten kleinen Patienten können
anschließend auf der in unmittelbarer Nähe lie-
genden Intensivstation weiterversorgt werden.
Dies ist ein wichtiger Gesichtspunkt, der die
Patientensicherheit entscheidend erhöht.
Sie sind ein international anerkannter Spezi-
alist für Aortenchirurgie, arbeiten eng mit der
Angiologie und Gefäßchirurgie zusammen und
betreiben seit 2012 erfolgreich eine Marfan-
Ambulanz. Wollen Sie diese herzchirurgische
Spezialität in Heidelberg weiter stärken?
Ich habe mich von Beginn meiner klinischen
Tätigkeit an mit der Aortenchirurgie beschäftigt.
Ganz früher in Hannover zunächst nur theore-
tisch durch das Auswerten von Krankheitsver-
läufen nach Operationen an der Aorta, dann
aber mehr und mehr auch im Rahmen meiner
eigenen operativen Tätigkeit. Eingriffe an der
Aorta gelten als schwierig, besonders wenn
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