Page 11 - GB_2010

This is a SEO version of GB_2010. Click here to view full version

« Previous Page Table of Contents Next Page »

Geschäftsbericht 2010 20 UniversitätsKlinikum Heidelberg 21

Krankenversorgung auf höchstem Niveau, bei der die menschliche Zuwendung nicht zu kurz kommt: Das zeichnet die Krankenpflege am Universitätsklinikum Heidelberg aus. Innovative Konzepte auf den Stationen, im OP und in den Ambulanzen sorgen dafür, dass Patienten optimal von der Hochleistungsmedizin eines Maximalversorgers profitieren. Das zentrale Patientenmanagement etwa verkürzt den Klini-kaufenthalt: Am Tag der Aufnahme ist der stationäre Aufent-halt bereits organisiert, die geplanten Untersuchungen oder der OP-Termin in enger Absprache mit unseren Ärzten bereits festgelegt. Für die Zeit danach kümmern sich Case-Manager um die Versorgung zu Hause.

Von zentraler Bedeutung ist dabei eine qualitätsorientierte Aufgabenverteilung zwischen Pflege, Assistenzberufen und dem ärztlichem Bereich. Von diesen modernen Konzepten der innerbetrieblichen Zusammenarbeit, durch die neue Be-

rufsfelder entstanden sind, profitieren alle Beteiligten: Ärzte und Pflegende werden entlastet, klar definierte Zuständig-keiten motivieren die Mitarbeiter und machen den Arbeits-platz attraktiv, es entstehen Freiräume für mehr Zuwendung zum Patienten, für Forschung, Lehre und die praktische Aus-bildung.

Springerpool entlastet Mitarbeiter

Jüngstes Beispiel ist der sogenannte Springerpool, der 2010 eingeführt wurde. Er bietet den 27 Krankenschwestern und -pflegern, die dort arbeiten, familienfreundliche und feste Arbeitszeiten sowie regelmäßig wechselnde Fachgebiete. Ursprüngliches Ziel war es, das kurzfristige, krankheitsbe-dingte Einspringen der Beschäftigten im Pflegedienst zu mi-nimieren. Mittlerweile werden die Pool-Mitglieder aber auch auf Stationen eingesetzt, wo sich eine große Zahl an Stunden auf dem Arbeitszeitkonto angehäuft hat.

Die „Springer“ sorgen dafür, dass das Stammpersonal sein Arbeitszeitkonto schrittweise wieder ausgleichen kann. 2010 wurden auf diese Weise insgesamt 24.000 Stunden abge-baut. Ihre Einsatzdauer beträgt meistens ein bis zwei Mo-nate, kann sich aber bei krankheitsbedingten Ausfällen auch nur auf ein bis drei Tage erstrecken.

Neben ihrem Examen, das viele Pflege-Mitarbeiter am Kli-nikum an der Akademie für Gesundheitsberufe Heidelberg gGmbH abgelegt haben, müssen die „Springer“ eine mehr-jährige Berufserfahrung nachweisen. Sie verpflichten sich, für zwei Jahre im Pool zu bleiben, und entscheiden sich für mindestens drei Fachbereiche oder Stationen, in denen sie gerne arbeiten würden. Ihre Arbeitszeiten können die Be-schäftigten dafür frei wählen – ein Modell, das der Idealvor-stellung einer Vereinbarkeit von Beruf und Familie sehr nahe kommt.

Umgesetzt wurde das Konzept von Pflegedirektor Edgar Reisch in Zusammenarbeit mit dem Personalrat und finan-ziert durch die von der Bundesregierung zu Verfügung ge-stellten Fördergelder für Mitarbeiter im Pflegedienst (Kran-kenhausentgeltgesetz). Im Ausgleich für die Beschäftigten, die von den Stationen an den Springerpool abgegeben wurden, hat das Klinikum neue Mitarbeiter eingestellt.

Innovative Konzepte in der Pfege Neue Ärztliche Direktoren

Institut für Rechts- und Verkehrsmedizin: Professor Dr. Kathrin Yen

Seit 1. März 2011 ist Professor Dr. Kathrin Yen als Nachfol-gerin von Professor Dr. Rainer Mattern Ärztliche Direktorin des Instituts für Rechts- und Verkehrsmedizin. Die Öster-reicherin leitete zuvor das Ludwig Boltzmann Institut für Klinisch-Forensische Bildgebung in Graz und von 2007 bis 2009 die Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Graz in der Steiermark. Die Computertomographie will sie auch in Heidelberg verstärkt einsetzen, um menschliche Körper zu untersuchen und objektive Beweise zu finden.

Zudem plant die neue Direktorin hier die Einrichtung einer Klinisch-Forensischen Ambulanz für Gewalt- und Unfallop-fer. Die Ambulanz soll allen Menschen offen stehen – un-abhängig davon, ob eine Anzeige gestellt wurde oder nicht. Auf diese Weise könnten die Spuren und Verletzungen, die bei einem späteren Gerichtsverfahren unter Umständen eine wichtige Rolle spielen, besser gesichert werden. Das Ziel von Prof. Yen ist es, die Gewalt-Ambulanz in der öffent-lichen Wahrnehmung zu verankern.

„Idealer Beruf für Frauen“

Mit ihr gibt es im deutschsprachigen Raum nur fünf Frauen auf diesem Posten. Immobilität sei einer der Gründe da-für, dass es nicht mehr sind, sagt die 42-Jährige. Dabei sei ihr Beruf für Frauen geradezu ideal, weil die Arbeitszeiten familienfreundlicher sind, findet Prof. Yen, deren Mann chinesische Wurzeln hat. Wenn zu Hause ihr Telefon klin-gelt, könne das allerdings bedeuten, dass sie die Nacht bei Eiseskälte im Wald verbringen müsse, um den Fundort einer Leiche zu untersuchen. Die Professorin hat damit kein Problem, im Gegenteil: Die Untersuchung der Fundorte sei genauso wichtig wie die des Leichnams selbst.

Auch die psychischen Belastungen seien mit denen in ei-ner Klinik vergleichbar, ist Prof. Yen überzeugt. Anders als ein Kliniker müsse sie aber nie miterleben, wie ein Patient stirbt. Der Beruf verlange einen sehr guten Zugang zum Menschen, dafür sind Frauen ihrer Meinung nach präde-stiniert. Schließlich bestünde die Rechtsmedizin nicht nur aus der Arbeit mit Leichen, sondern werde immer häufiger auch bei Kindesmisshandlung, nach Vergewaltigung, Schlä-gereien und Versicherungsbetrug zu Rate gezogen. Auch Autounfälle und auffällig gewordene Fahrer beschäftigen die Mitarbeiter regelmäßig: Die Verkehrsmedizin bleibt ein wichtiger Bestandteil des Instituts.

Die Anbindung einer Verkehrsmedizin an ein universitäres rechtsmedizinisches Institut ist in Deutschland einzigar-tig. In Heidelberg sind rund 50 Mitarbeiter beschäftigt,

darunter etwa 15 Wissenschaftler aus Medizin, Chemie, Pharmazie, Psychologie, Biologie, Physik, Ingenieurwis-senschaften und Medizininformatik. Die in Forschung und Praxis gesammelten Erfahrungen fließen in die Aus- und Weiterbildung von Ärzten, Juristen, Rettungssanitätern und Polizeibeamten ein.

Page 11 - GB_2010

This is a SEO version of GB_2010. Click here to view full version

« Previous Page Table of Contents Next Page »