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Klinikum Aktuell
Klinikum Aktuell
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Wenn Kulturen aufeinander treffen
Mit den Besonderheiten bei der Versorgung muslimi-
scher Patienten befasste sich ein Ethik-Symposium in
der Medizinischen Klinik. Hintergrund ist eine in den
letzten Jahren stetig angewachsene Zahl der Klinikpa-
tientenmuslimischenGlaubens. Einerseits hat derAnteil
an Menschen mit Migrationshintergrund in der Bevöl-
kerung zugenommen; andererseits suchen immer mehr
Patienten aus anderen Ländern das Klinikum auf.
Christina Bauer, die an der Akademie für Gesundheits-
berufe u.a. Pflegeschüler in kultursensibler Pflege unter­
richtet, war eine der Kongress-Referentinnen: „Neben
den sprachlichen Barrieren werden meist auch Religion
und Wertvorstellungen oft nicht verstanden und irritie-
ren.“ So sind Krankenbesuche für Muslime ein Zeichen
von Anerkennung und Respekt für den Kranken und
wichtiger Teil der Kultur. „Trotzdem – wenn sie den
Stationsablauf und andere Patienten stören, sollte das
medizinische Personal ein Gespräch mit der Familie
suchen“, empfiehlt die Pflegepädagogin.
ETHIK-SYMPOSIUM BEFASSTE SICH MIT DEN BESONDERHEITEN BEI DER VERSORGUNG
MUSLIMISCHER PATIENTEN – GROSSE HERAUSFORDERUNG FÜR PFLEGENDE UND ÄRZTE
T
ürkische Patienten fühlen sich wohl im Kreise ihrer Familie, auch und gerade während eines Krankenhausaufenthalts.
VieleAngehörige bleiben den ganzenTag zuBesuch, immerwieder kommenneueVerwandte undFreunde dazu.Was dem
Patienten ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit vermittelt, bedeutet für Pflegepersonal und andere Patienten im
Raum eine Belastung: die vielenMenschen sind laut, das Zimmer zu voll.
Amen Dali (links) und Rachid Aboulfath sind die islamischen Seelsorger des Klinikums; sie bieten muslimischen Patienten und ihren Angehörigen Betreuung und Beistand
lich vom Fasten aus. Ein Gespräch nimmt den Druck
von den Betroffenen“, erklärt Dali, „aber am Ende ent-
scheidet immer der Patient.“
Auch sprachliche Barrieren werfen Fragen auf: Wie sol-
len sich Ärzte verhalten, wenn sie bemerken, dass ein
Dolmetscher falsch oder verkürzt übersetzt? Besonders
brisant, wenn es sich umdieDiagnose einer unheilbaren
Krankheit handelt. Denn nicht in allen Kulturkreisen
hat die Patientenautonomie den gleichen Stellenwert
wie inDeutschland; dann entscheidet die Familie, ob der
Patient von der Diagnose erfahren soll. Auch in dieser
Situation hilft Amen Dali: er vermittelt, erklärt und
nimmt eine Last von den Schultern der Familie. "Wer
einmal in einer solchen Situation mit Dali zu tun hatte,
weiß seine Arbeit wirklich zu schätzen", so Dr. Jochen
Meyburg, Oberarzt der Kinderintensivstation und stell­
ver­tretender Vorsitzender desKlinischenEthik-Komitees.
Für viele Situationen aus dem Krankenhausalltag, die
im Laufe des Symposiums angesprochen wurden, konn-
ten auch die Dozenten keine Patentlösung anbieten: das
eigene Fingerspitzengefühl ist gefragt - und im Idealfall
ein Außenstehender als Dolmetscher.
Über eines waren sich Christina Bauer, Amen Dali und
alle anderenDozentendes Symposiums einig: Auchwenn
bestimmte Schwierigkeiten aufgrund von Religion und
Wertvorstellung öfter auftreten, sollte man auf keinen
Fall Stereotype bilden. Eine Gebrauchsanweisung für
den Umgang mit Menschen aus anderen Kulturkreisen
gibt es nämlich nicht. 
–sm
Weitere Informationen im Internet unter:
www.kultur-gesundheit.de
Islamische Seelsorge amKlinikum
-Seelische Betreuung und Beistand für muslimische Patienten und deren Angehörige
-Klären von imLaufe der Behandlung entstehenden ethisch-kulturellen Fragen
-Wahrnehmen religiöser Belange von Patienten und Personal (Gebet, Verpflegung)
-Gebetsraum für muslimische Patienten: Kopfklinik, Erdgeschoss, Raum 325
Ansprechpartner
Amen Dali: 0152 54 64 84 92
Rachid Aboulfath: 0152 54 64 84 93
Info
Um dem steigenden Bedarf muslimischer Patienten
gerecht zu werden, bietet das Klinikum als eines der ers-
ten in Deutschland Menschen muslimischen Glaubens
besonderen Beistand an. Amen Dali, einer von zwei Kli-
nikseelsorgern: „Wir wollen nicht missionieren, sondern
zuhörenund da sein“, grenzt der gebürtigeTunesier seine
Arbeit von den üblichen Aufgaben eines Imams ab.
Gemeinsam mit seinem Kollegen Rachid Aboulfath
steht Dali nicht nur Patienten bei, sondern sorgt auch
für den notwendigen Brückenschlag zwischen den Kul-
turen: Beispielsweise, wenn ein gläubiger Muslim im
Fastenmonat Ramadan tagsüber Nahrung und Medika-
mente verweigert. „Der Islam nimmt Kranke ausdrück-
„Wir wollen nicht missionieren, sondern
zuhören und da sein“
Amen Dali, Klinikseelsorger für muslimische Patienten