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Preise und Ehrungen
Preise und Ehrungen
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WAS ZEICHNET PARASITEN AUF PROTEINEBENE AUS?
ERSTMALS FRÜHE DIAGNOSE VON NERVENSCHÄDEN MÖGLICH
SCHWACHSTELLE BEI LEBERZELLKREBS ENTDECKT
ERBINFORMATION VON HIRNTUMOREN ERFORSCHT
Stipendiat:
Professor Dr. Marcel Deponte, Arbeitsgruppenlei-
ter am Zentrum für Infektiologie, Parasitologie
Förderung:
Heisenberg-Stipendium der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG): Finanzierung
der Arbeitsstelle über drei Jahre mit Option auf
Verlängerung
Preisträger:
Privatdozent Dr. Mirko Pham, Geschäftsführen-
der Oberarzt der Abteilung Neuroradiologie,
Radiologische Klinik, Arbeitsgruppe MR-Neuro-
graphie
Auszeichnung:
WilhelmConrad Röntgen-Preis 2014 der
Deutschen Röntgengesellschaft e.V.
Dotierung:
10.000 Euro
Preisträger:
Dr. Sven Diederichs, Leiter der Helmholtz-Hoch-
schul-Nachwuchsgruppe „Molekulare RNA
Biologie und Krebs“ amPathologischen Institut
und Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ)
Auszeichnung:
Nachwuchsforschungspreis Leberkrebs der
Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie,
Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
(DGVS), gestiftet von Bayer HealthCare
Dotierung:
10.000 Euro
Preisträger:
Dr. HendrikWitt, Abteilung Onkologie,
Hämatologie, Immunologie und Pneumologie am
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin,
Abteilung für Pädiatrische Neuroonkologie am
Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ)
Auszeichnung:
Förderpreis 2014 für Neuroonkologie der Stiftung
Sibylle Assmus)
Dotierung:
5.000 Euro
Leistung:
Wie funktionierenEnzyme?Wie unterscheiden sichdarin
bestimmte Parasiten von Hefe, Menschen und Tieren?
Professor Deponte vergleicht mit seiner Arbeitsgruppe
Aufbau und Funktion bestimmter Enzyme und anderer
Proteine bei Bäckerhefe sowie zwei einzelligen Parasiten,
einem Erreger der Leishmaniose in Reptilien (Leishma­
nia tarentolae) und der Malaria des Menschen (Plasmo­
dium falciparum). Da diese Arten unterschiedlichen
Gruppen im Stammbaum der Lebewesen angehören,
unterscheiden sie sich stärker voneinander als klassi­
sche Modellorganismen wie z.B. Fliegen, Würmer oder
Mäuse. Ein Vergleich vonHefe und Parasiten eignet sich
deshalb gut, um grundlegende Mechanismen sowie ent­
scheidende Unterschiede zu identifizieren.
Leistung:
Dem Team um Dr. Mirko Pham ist es mit Hilfe hochauf­
lösender Magnetresonanz-Tomographie (MRT) erstmals
gelungen, Schäden an kleinsten Nervenfasern aufzu­
spürenund sichtbar zumachen. Die prämiertenArbeiten
zeigten, dass in Nervensträngen nur einzelne Faser­
gruppen geschädigt sein können. Diese Art der Nerven­
schädigung war bisher beim Menschen nicht
nachweisbar. Die Ergebnisse können Diagnose und
Therapieplanung bei bestimmten Nervenerkrankungen
verbessern. So entdeckte das Team, dass bei einer Ner­
venerkrankung, die die Beweglichkeit von Daumen und
Zeigefinger einschränkt, der Schaden meist nicht wie
angenommen am unteren Unterarm, sondern weit oben
amOberarm sitzt.
Leistung:
Krebszellen des Leberzellkarzinoms überleben nicht
lange, wenn ihnen ein bestimmtes Eiweiß fehlt, das die
Wirkung verschiedener Botenmoleküle, sogenannter
Ribo­nu­kleinsäuren (RNA), reguliert. Diese Schwach­
stelle des aggressiven Leberkrebs entdeckte das Team
umDr. Diederichs eher nebenbei: Die Gruppe untersucht
in Krebszellen Signalwege umdie bisher wenig erforsch­
ten, nicht-kodierenden RNAs (ncRNA), deren Funktionen
noch weitgehend im Dunkeln liegen. Eines dieser Mole­
küle tritt in Wechselwirkung mit dem Eiweiß IGF2BP1
– das offensichtlich für Überleben und Vermehrung der
Krebszellen unverzichtbar ist. Neben der ncRNA regu­
liert es noch weitere RNA-Moleküle, die für die Zelltei­
lung notwendig sind. IGF2BP1 könnte sich daher als Ziel
für neue Medikamente eignen.
Leistung:
Gibt die Erbinformation eines Hirntumors Hinweise
darauf, ob er nach der Behandlung zurückkehrt? Dr.
Hendrik Witt vergleicht das Erbgut von 35 Erst- und
daraus hervorgegangenen Folgetumoren (Rezidive), die
nach Operation, Strahlen- und Chemotherapie wieder
herangewachsen waren. Die Gewebeproben stammen
aus Ependymomen, bösartigenHirntumoren bei Kindern,
die bei rund 40 Prozent der jungen Patienten unheilbare
Rezidive bilden. Dr. Witt und seine Kollegen wollen nun
die für Therapieresistenz und erneutes Wachstum ent­
scheidenden molekularen Eigenschaften der Tumoren
und damit Angriffspunkte für neue Medikamente aus­
findig machen. So könnte eventuell bereits bei der
Behandlung des Primärtumors ein späteres Rezidiv ver­
hindert werden.
TUMORSTAMMZELLEN GEZIELT AUSSCHALTEN
BIOMARKER FÜR THERAPIEERFOLG BEI MULTIPLER SKLEROSE
Leistung:
Einige Tumorstammzellen des Darmkrebs (kolorektales
Karzinom) sind gefährlicher als andere, wie Dr. Dieter
im Rahmen seiner Doktorarbeit in der Arbeitsgruppe
um Professor Dr. Hanno Glimm entdeckte: Anders als
die meisten ihrer Tochterzellen bilden sie über lange
Zeit neue Tumoren und Absiedlungen. Aktuell sucht das
Team nach Wirkstoffen, die speziell diese Zellen angrei­
fen. In einer Kooperation mit dem European Molecular
Biology Laboratory (EMBL) testeten sie mehr als 80.000
Substanzen an Tumorstammzellen von Patienten und
machten einige vielversprechendeKandidaten aus. Deren
genaue Wirkung wird nun weiter untersucht. Daraus
könnten sich neue Therapieansätze ergeben, die sich
individuell nach den jeweils vorhandenen Tumorzellen
richten.
Leistung:
In der Behandlung der Multiplen Sklerose (MS) fehlen
derzeit noch Tests bzw. Marker, die früh anzeigen, ob
ein Medikament beim jeweiligen Patienten überhaupt
wirkt. Zwei solche Biomarker entdeckte Dr. Hertenstein
für das potentielle MS-Medikament Tranilast, das im
Tierversuch Entzündungen des Nervengewebes unter­
drückt. Der Wirkstoff hemmt die Ausschüttung der
Botenstoffe CXCL9 und CXCL10, die Entzündungsreak­
tionen fördern sowie im Blut messbar sind. Die Boten­
stoffe könnten sich zudem selbst als Ziel neuer
Medikamente eignen. Bei MS greifen körpereigene
Immunzellen gesundes Nervengewebe an und zerstören
es. Moderne Therapien zielen daher darauf ab, die fehl­
geleitete Immunreaktion zu hemmen.
Preisträger:
Dr. Sebastian Dieter, Sektion Angewandte
Stammzellbiologie, Abteilung Translationale
Onkologie amNationalen Centrum für
Tumorerkrankungen NCT und Deutschen
Krebsforschungszentrum
Auszeichnung:
Ruprecht-Karls-Preis der Stiftung Universität
Heidelberg
Dotierung:
3.000 Euro
Preisträgerin:
Dr. Anne Hertenstein, Arbeitsgruppe „Experi-
mentelle Neuroimmunologie“ (Leiter: Professor
Dr. Michael Platten), Abteilung Neuroonkologie
der Neurologischen Klinik
Auszeichnung:
WilmaMoser-Preis der Medizinischen Fakultät
Dotierung:
5.000 Euro