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Schon ein Stich der Anopheles-Mücke kann ausreichen, um den lebensbe-
drohenden Malariaerreger zu übertragen. Dieser gelangt in die Haut, sucht
sich Blutgefäße und dringt in diese ein. Dazu sind die Plasmodium-Parasiten
mit einer Geschwindigkeit von ein bis zwei Tausendstel Millimeter pro Sekunde
rund zehnmal schneller als menschliche Immunzellen und entkommen der
körpereigenen Abwehr. Dr. Friedrich Frischknecht identifiziert Eiweißstruk-
turen, die die effektive Fortbewegung im Wirt ermöglichen, und beschreibt
ihre Funktion. Der Grundlagenforscher hat dabei auch eine zukünftige
klinische Anwendung im Blick: Maßgeschneiderte Moleküle könnten die
Einzeller auf ihrem Weg stoppen. Die Malaria ist eine der gefährlichsten
Tropenkrankheiten. Allein in Afrika sterben pro Jahr rund eine Million
Menschen daran, die meisten sind Kinder.
Parasiten – schockgefroren auf
minus 196 Grad Celsius
Mit Labor-Hightech gelingen Frischknecht unverfälschte Einblicke in die Welt
der Parasiten. Bei der Kryo-Elektronentomographie werden sie auf minus 196
Grad Celsius schockgefroren und mit einer Auflösung von bis zu vier Nano-
metern durchleuchtet. Der Biochemiker stellt so winzigste Strukturen im
Originalzustand dar. Begeistert vergleicht er die Technik mit einem Quanten-
sprung für die Forschung, entsprechend dem Schritt vom einfachen Röntgen-
bild zur dreidimensionalen Computertomographie in der Klinik. Mit „Live cell
imaging“ kann der 43-Jährige den Infektionsweg in Echtzeit verfolgen:
Parasiten, denen ein Gen der Qualle Aequorea victoria eingeschleust wur-
de, produzieren einen Eiweißstoff, der im UV-Licht grün leuchtet. Mittels
Videomikroskopie untersucht Frischknecht die Bewegungsformen der grün
fluoreszierenden Parasiten im Körper lebender Stechmücken und Mäuse.
Friedrich Frischknecht studierte in Berlin und Cambridge Biochemie, promo-
vierte am European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg und
forschte am Institut Pasteur in Paris. 2004 kam er als Gewinner des BioFuture-
Wettbewerbs des Bundesministeriums für Bildung und Forschung – der mit
rund 1,5 Millionen Euro höchst dotierten Auszeichnung für junge Forscher – als
Nachwuchsgruppenleiter nach Heidelberg. Hier schätzt er unter anderem „die
fantastischen und vielfältigen Möglichkeiten, interdisziplinär zu arbeiten.“
Infektionen verstehen –
Erreger bekämpfen
Infektionsforschung ist ein Schwer-
punkt an Fakultät und Klinikum.
Das Programm
„Heidelberg Centre
for Infectious Diseases“
ist am
Deutschen Zentrum für Infektions-
forschung (DZIF)
beteiligt, dessen
Gründung 2011 in die Wege geleitet
wurde. Koordinator für Heidelberg
und für den Forschungsbereich HIV
im DZIF ist Professor Dr. Hans-Georg
Kräusslich, Direktor des Departments
Infektiologie. Das DZIF ist Teil des
Konzeptes der
„Deutschen Zentren für
Gesundheitsforschung“
, mit denen
das Bundesministerium für Bildung
und Forschung die Bekämpfung der
großen Volkskrankheiten vorantreiben
will. Auch das
Exzellenzcluster Cell-
Networks
trägt zum Renommee der
Heidelberger Infektionsforschung bei.
Ziel ist es, komplexe biologische Netz-
werke zu beschreiben und zu verste-
hen. Parasiten werden mit modernen
biophysikalischen, Mikroskopie- und
Bildanalyse-Methoden untersucht.
So steht den Forschern im
BIOQUANT-
Gebäude
eine Anlage zur Kryo-
Elektronentomographie zu Verfügung.
Sie ermöglicht 3D-Struktur-Modelle
im Nanobereich. BIOQUANT, das
„Forschungsnetzwerk für quantitative
Analyse molekularer und zellulärer
Biosysteme“
der Universität Heidel-
berg, ist das europaweit erste Zentrum
für quantitative Biologie. Um wissen-
schaftlichen Nachwuchs kümmert
sich die
„Hartmut Hoffmann-Berling
International School of Molecular
an Cellular Biology“ (HBIGS)
. Die
Graduiertenschule unter Leitung von
Professor Dr. Michael Lanzer, Direktor
der Parasitologie am Department für
Infektiologie, wurde im Rahmen der
Exzellenzinitiative der Deutschen
Forschungsgemeinschaft als eine
der ersten Exzellenzeinrichtungen
in Deutschland gegründet.
Malaria-Erregern
auf der Spur