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HeiCuMed – mehr als ein
Medizinstudium
Skills-Labs: Nur Übung macht den
Meister
Wo befindet sich im Ultraschall die Gal-
lenblase? Wie leitet man ein Echokar-
diogramm ab? Welche Techniken gibt
es beim Nähen einer Hautwunde oder
beim Legen einer Magensonde? Prakti-
sche Fertigkeiten lernen die Studenten
in Skills-Labs, speziell ausgestatteten
Unterrichtsräumen. In kleinen Gruppen
üben sie untereinander an Schauspie-
lerpatienten oder an Modellen und
Simulatoren. Die Studierenden, die von
Dozenten angeleitet werden, probieren,
korrigieren, analysieren und kritisieren.
Rund 30 Fachbereiche bieten mittler-
weile solche Trainings-Kurse an.
Virtuell die richtige Diagnose stellen
Fehlt es manchmal an echten Patien-
ten, unterstützen in Heidelberg virtuelle
Patienten die Studierenden: Mit einem
interaktiven Computerprogramm
begleiten die angehenden Mediziner
die Patienten vom Aufnahmegespräch
über Untersuchung und Diagnostik
bis hin zur erfolgreichen Therapie. Der
Studierende muss durch Freitexteinga-
be Gespräche führen, Entscheidungen
treffen, Untersuchungen anordnen
und die Diagnose verschlüsseln. Per
Mausklick auf ein Stethoskop hört man
Atemgeräusche oder sieht Röntgenbil-
der und Laborwerte auf dem Bild-
schirm. Zu jeder Entscheidung erhält
der Student ein direktes Feedback.
Nur was geprüft wird, wird auch gelernt
Wie bei einem Zirkeltraining arbeiten
sich Studierende durch die Prüfung:
An jeder Station muss der zukünftige
Arzt für einige Minuten zeigen, was er
in Skills-Lab, Medi-Kit & Co gelernt hat.
Erfahrene Prüfer sitzen dabei und tra-
gen zu einer umfassenden Bewertung
bei. Diese Prüfungen sind gerechter
und aufwändiger als rein theoretische
Tests. Das Kompetenzzentrum für
Prüfungen in der Medizin, das von
Heidelberg aus geleitet wird, entwickelt
Prüfungsmethoden bundesweit ständig
weiter.
Sie sind Ärztlicher Direktor der Kinder- und
Jugendpsychiatrie. Welches ist denn Ihre
Lieblings-Lehrveranstaltung?
Für mich als Lehrender in meinem Fachgebiet die
Sozietät Jaspers. Von der Neurophysiologie über
die Biochemie einer Nervenzelle bis hin zu phi-
losophischen Themen bieten wir den bis zu 70
teilnehmenden Studierenden ein weites Themen-
feld. Bei den Vorlesungen entsteht oft ein ganz
intensiver Dialog, sowohl zwischen den Profes-
soren aus Grundlagenforschung oder Klinik, als
auch zwischen den besonders interessierten
Studierenden. Diese haben sich z.B. anhand
neuester Literatur vorbereitet und treten mit uns
in Diskussion. Das sind ganz tolle Erlebnisse.
Das Heidelberger Curriculum Medicinale
HeiCuMed wird von Studierenden auch regel-
mäßig bewertet. Ein Kritikpunkt ist, dass der
Studiengang sehr verschult sei.
Verschulung ist ein Thema bei Studierenden und
Lehrenden, aber auch bei uns, die wir für das
Curriculum verantwortlich sind. Zum Teil hat die
Verschulung gesetzliche Grundlagen, z.B. als
Prüf- und Anwesenheitspflicht bei speziellen
Veranstaltungen. Aber wir haben die Spielräume,
die uns bleiben, noch nicht ausreichend genutzt.
Dies möchten wir im Rahmen der Curriculums-
kommission, die ja von Klinikum und Fakultät
sowie mit Vertretern der Studierenden bestückt
ist, verbessern. Zehn Jahre HeiCuMed heißt nicht,
dass wir stehen bleiben. Wir haben kein fertiges
Produkt, sondern entwickeln die Lehre stetig
weiter. Die Studierenden sollen vor allem ge-
gen Ende ihres Studiums mehr Zeit haben, ihren
persönlichen Interessen nachzugehen.