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HeiCuMed – mehr als ein
Medizinstudium
Richtig kommunizieren dank Medi-KIT
Worauf kommt es an, wenn man einen
unheilbar Kranken aufklären muss?
Wie erreicht man uneinsichtige Patien-
ten oder diejenigen, die abwiegeln
(„Mir fehlt doch gar nichts!“) und ihre
Symptome systematisch ignorieren?
Im Kommunikations- und Interakti-
onstraining für Medizinstudenten, ge-
nannt Medi-KIT, üben die angehenden
Ärzte die richtige Gesprächsführung in
schwierigen Situationen. Schauspie-
ler ahmen dabei die Patienten nach
und sorgen für eine möglichst reale
Atmosphäre.
Das Ziel ist pragmatisches Denken
Während in Vorlesungen vor allem
reines Wissen angeboten wird, erar-
beiten Studierende beim Problemori-
entierten Lernen (POL) anhand eines
konkreten Fallbeispiels eine eigene
Lösungsstrategie. In Kleingruppen
wird „der Patient“ diskutiert, bereits
vorhandene Kenntnisse genutzt und
Wissenslücken durch anschließendes
Selbststudium geschlossen. POL
fördert fächerübergreifendes Lernen
und pragmatisches Denken und somit
das ärztliche Entscheidungsvermögen
in klinisch relevanten Fällen.
Bin Student – suche Mentor!
Wer sich beim Weg durch das Medi-
zinstudium von einem erfahrenen
Mentor begleiten lassen möchte,
wird in der Mentoren-Datenbank
der Medizinischen Fakultät fündig.
Engagierte Professoren und Dozenten,
niedergelassene Ärzte oder Mediziner,
die z.B. in der Industrie tätig sind,
stellen hier ihre Steckbriefe ein und
haben sich bereit erklärt, zukünftige
Kollegen zu beraten. Außerdem wer-
den im Mentoren-Tutoren-Programm
Studierende durch speziell geschulte
Tutoren aus einem höheren Semester
in verschiedenen Themenbereichen
unterrichtet, z.B. Lerntechniken und
Prüfungsvorbereitung.
Bringt Erfolg in Klinik und Forschung immer noch
mehr für die Karriere als ein hohes Engagement in
der Lehre?
Ja, aber dem möchte ich entgegenhalten: Die
Lehre ist der genuine Bestandteil der Medizi-
nischen Fakultät. Forschen können auch andere
Institutionen sehr gut. Patientenversorgung kann
auch eine Reihe qualitätsgesicherter Kranken-
häuser sehr gut. Aber: Diese Trias – Patientenver-
sorgung, Forschung und Lehre – zu bewältigen,
die Synthese zu schaffen im Hinblick auf Nach-
wuchsförderung, das ist etwas, was eigentlich
nur die Medizinische Fakultät leisten kann. Die
Studierenden sind das, was uns auszeichnet. Ich
glaube, dass das zunehmend ins Bewusstsein der
Mitglieder der Fakultät rückt. Sicher müssen wir
uns in der internationalen Selbstbehauptung mit
Forschung in besonderer Weise profilieren. Wir
möchten aber immer eine Art Synthese schaffen:
Auch der hauptsächlich Forschende soll ein Stück
lehren und wer sich in Lehre besonders engagiert,
soll nicht ganz aus der Forschung aussteigen.
Dies wird in Heidelberg auch so gelebt. Wenn wir
nur Spezialisten hätten, würde das die Leistungs-
fähigkeit, die die Medizinische Fakultät auszeich-
net, mindern.
Und wie funktioniert diese Trias im Alltag? Lässt
der Klinikchef nicht doch die Lehre etwas hinten
anstehen, wenn z.B. eine wichtige Operation oder
eine Veröffentlichung ansteht?
Das sind Einzelfallentscheidungen. Natürlich hat
der Patient Vorrang. Kommt ein Notfall, haben
alle Studierenden Verständnis, dass sich z.B. eine
Veranstaltung verschiebt oder sich der Lehren-
de vertreten lässt. Damit ich aber gar nicht in die
Notlage gerate, zwischen Klinik, Forschung und
Lehre entscheiden zu müssen, müssen entspre-
chende Strukturen geschaffen werden. Solche
Strukturen hat die Fakultät eingerichtet und
darin viel Geld investiert, z.B. in die Lehrkoordina-
toren der einzelnen Fachbereiche. Ich glaube, um
diese Strukturen beneiden uns viele Medizinische
Fakultäten.