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Diesem wichtigen Problem widmet sich eine Studie der Abteilung für Neuropädiatrie des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin in Heidelberg, die von der Dietmar Hopp Stiftung unterstützt wird.

Die Zerebralparese wurde von dem englischen Ortho- päden und Kinderarzt William John Little entdeckt. Er veröffentlichte 1862 eine detaillierte Beschreibung von deformierten und teilweise entwicklungsverzö- gerten Kindern. Die spastische Lähmung der Beine wurde deswegen lange als Little-Krankheit oder auch Morbus Little bezeichnet. Später wurden alle nicht fortschreitenden, frühkindlichen Schädigungen des Gehirns und des zentralen Nervensystems, welche durch eine Mehrfachbehinderung mit Störung des Haltungs- und Bewegungsapparats, geistiger Behin- derung, Schädigung der Sinneswahrnehmung und andere Symptome gekennzeichnet sind, unter dem

Begriff der infantilen Zerebralparese zusammen- gefasst.

Ende der 1990er Jahre entwickelten die Neurologen Heinz Prechtl und Mijna Hadders-Algra eine neue Methode zur Frühdiagnose der infantilen Zerebral-parese. Ihr Ausgangspunkt sind die spontan auftre-tenden Bewegungen, die bei Säuglingen bis etwa zur 16. Lebenswoche beobachtet werden, bevor sie zunehmend von willkürlichen Bewegungen abgelöst werden. Bei diesen Spontanbewegungen, den soge-nannten General Movements, ist der gesamte Körper des Säuglings einige Minuten lang in Bewegung. In ihrer Reihenfolge, Geschwindigkeit, Richtung und Ausprägung variieren diese Bewegungen in Abhän-gigkeit von der Gehirnreifung (Alter des Kindes) und abhängig vom Ausmaß einer Gehirnschädigung. Aus der visuell-gestalthaften Analyse dieser Spontanbe-

wegungen lässt sich das Vorliegen einer infantilen Zerebralparese ableiten. In zahlreichen klinischen Studien konnte eine hohe Aussagekraft der Analyse der General Movements zur Frühdiagnostik zere-braler Bewegungsstörungen nachgewiesen werden.

Die Säuglinge werden bei dieser Untersuchung leicht bekleidet auf den Rücken gelegt. Die spon-tanen Bewegungen im Wachzustand werden mittels Videoaufnahme erfasst. Die Auswertung erfolgt anhand des Videos. Die Bewertungskriterien um-fassen Komplexität, Variabilität und Eleganz der Spontanbewegungen. Hieraus wird die Bewertung als normal oder auffällig abgeleitet. Diese Aus-wertung unterliegt allerdings sehr der subjektiven Bewertung. Sie erfordert einen hohen Schulungsauf-wand und ist an das Urteil einiger weniger Exper-ten gebunden. Das von der Dietmar Hopp Stiftung

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