Seite 159 - Jahresbericht 2010-2011 Chirurgische Klinik

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Jahresbericht 2010 – 2011
4. Induktion einer lokalen Entzündungsreaktion durch
niedrigdosierte Strahlentherapie bei fortgeschritte-
nen gastrointestinalen Tumoren zur Verbesserung der
Einwanderung und Zytotoxizitat tumorspezifischer
T-Zellen im Rahmen einer randomisierten, klinischen
Phase I/II-Studie
Die klinische Effizienz T-Zell-basierter Immuntherapien
wird u.a. durch die unzureichende Einwanderung in
das Tumorgewebe und in-situ Aktivität von tumorspe-
zifischen Effektor T-Zellen beeinträchtigt. Im Rahmen
dieser Studie soll untersucht werden, ob eine fokus-
sierte, niedrigdosierte Radiotherapie zur Optimierung
T-Zell-vermittelter Anti-Tumor-Immunantworten geeig-
net ist. Primärer Endpunkt der klinischen Studie ist die
Anzahl der tumorinfiltrierenden T-Zellen. Weiter wird
die T-Zellaktivität in situ, die Anzahl regulatorischer
T-Zellen in situ und die Frequenzen tumorreaktiver T-
Zellen im Blut und Knochenmark der Patienten erfasst.
Darüber hinaus wird die Expression migrationsrele-
vanter Adhäsionsmoleküle auf Tumorgefäßendothelzel-
len, die Expression proinflammatorischer Zytokine und
aktivierungsabhängiger, immun-assoziierter Transkrip-
tionsfaktoren im Tumorgewebe und Blut der Patienten
untersucht.
Kooperationspartner:
Herr Prof. Dr. P. Beckhove, Arbeitsgruppe Translationale
Immunologie, DKFZ
Herr Prof. Dr. P. Huber, Klinische Kooperationseinheit
Strahlentherapeutische Onkologie, DKFZ
5. Randomisierte, kontrollierte multizentrische Studie
zum Einfluss der Resektion des Primärtumors vor Be-
ginn einer Chemotherapie auf den Krankheitsverlauf
beim synchron metastasierten Kolonkarzinom in der
Palliativsituation (SYNCHRONOUS-Studie)
Bei Patienten mit nicht resektablen Lebermetastasen
eines kolorektalen Karzinoms ist die Standardthera-
pie eine palliative, systemische Chemotherapie. Vor
Beginn der Chemotherapie er folgte bisher nur bei
Patienten mit durch den Darmtumor verursachten Be-
schwerden (z.B. drohender Darmverschluss) eine Re-
sektion des Primärtumors. Für Patienten ohne solche
Beschwerden ist bisher nicht bekannt, ob die Entfer-
nung des Primärtumors die Überlebenszeit verlängern
kann, wie es z.B. beim metastasierten Nierenzell- oder
Mammakarzinom bereits gezeigt wurde.
In der SYNCHRONOUS-Studie soll daher die Frage be-
antwortet werden, ob die Entfernung des Primärtumors
vor Beginn der Chemotherapie beim primär nicht-resek-
tabel metastasierten kolorektalen Karzinom die Überle-
benszeit der Patienten verlängern kann. Dabei wird die
Entfernung des Primärtumors vor Beginn der Chemo-
therapie mit dem unmittelbaren Beginn der Chemothe-
rapie ohne vorherige Resektion verglichen.
Studienregistrierung: ISRCTN30964555
Fallzahl: 800 (Rekrutierung seit Oktober 2011)
Zentren: 86 (AIO, ADDZ)
6. No-touch-Resektion vs. konventionelle onko-
logische Resektion beim nicht-metastasierten
Kolonkarzinom – eine prospektive, randomisierte,
kontrollierte, multizentrische Phase III-Studie (NO
TOUCH-Studie)
Während die Mehrzahl der kolorektalen Tumoren chi-
rurgisch entfernt werden können, sind es die Leber-
metastasen, die die Prognose der Patienten mit einem
Kolonkarzinom beschränken. Da man weiß, dass wäh-
rend der Resektion des Tumors Tumorzellen in das Blut
ausgeschwemmt werden und die Leber als Filter für
solche Zellen dient, erscheint es wahrscheinlich, dass
ein Teil der postoperativ auftretenden kolorektalen Le-
bermetastasen iatrogen während der Entfernung des
Primär tumors verursacht wurden. Die no-touch-Re-
sektionstechnik wurde erfunden, um diesem Problem
Rechnung zu tragen: Bei dieser Technik werden die
tumordrainierenden Blutgefäße direkt zu Beginn der
Operation ligiert und durchtrennt, um Tumorzellaussä-
hung während der späteren Entfernung des Tumors zu
verhindern. Obwohl diese Technik seit fast 50 Jahren
bekannt ist, in mehreren Studien eine Tendenz zu ge-
ringeren Rezidivraten gezeigt hat und keine Nachteile
gegenüber der konventionellen Technik besitzt, wurde
sie aufgrund der nicht ausreichenden Datenlage bisher
nicht in die Leitlinien integriert.
Die NO-TOUCH-Studie wurde entworfen um die Frage
zu beantwor ten, ob die No-touch-Resektionstechnik
zu weniger postoperativen Lebermetastasen innerhalb
von drei Jahren nach der Resektion eines primär loka-
lisierten Kolonkarzinoms führt als die konventionelle
Resektionstechnik.
Fallzahl:
932 (in der Initiierungsphase)
Zentren:
50 (SYNCHRONOUS-Trial Network, AIO, ADDZ)