190
Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie
11.12 Ösophagus und Magen
Leiter:
Prof Dr. K. Ott
Mitarbeiter:
·· Dr. S. Blank
·· Fr. L. Sisic
·· Prof. Dr. R. Kumar, Dr. S. Rachakonda, DKFZ,
Abteilung für Molekulargenetik und Epidemiologie
·· Dr. N. Giese
·· PD Dr. F. Momburg, NCT
·· Dr. A. Stange, NCT
·· Prof. Dr. D. Jäger, NCT,
·· Dr. A. Schaible, Dr. M. Burian, Endoskopie
·· Prof. Dr. U. Haberkorn, Nuklearmedizin
·· Prof. Dr. W. Roth, Pathologie
·· Prof. Dr. L. Grenacher, Radiologische Klinik
MTA:
·· M. Meinhardt
Kooperationen:
·· Prof. Dr. F. Lordick, Medizinische Klinik III, Klinikum
Braunschweig
·· Prof. Dr. Ch. Falk, Immunmonitoring, MHH Hannover
·· Prof. Dr. G. Keller, Institut für Pathologie und GSF, Kli-
nikum rechts der Isar, Technische Universität Mün-
chen
·· Prof. Dr. M. Schwaiger, Dr. K. Herrmann, Nuklearme-
dizin, Klinikum rechts der Isar, Technische Universi-
tät München
In Europa ist derzeit eine neoadjuvante Therapie für lo-
kal fortgeschrittene Karzinome des oberen Gastrointesti-
naltraktes Standard. Ein sorgfältiges prätherapeutische
Staging mit Endoskopie und CT ist als Grundlage für die
Therapieentscheidung zur primären Resektion oder zur
neoadjuvanten Therapie gefolgt von einer Resektion es-
sentiell. Aber prätherapeutische Faktoren, wie die Tumor-
lokalisation und die Lymphknotenmetastasierung beein-
flussen auch die postoperative Prognose der Patienten
signifikant, wie im eigenen Patientengut gezeigt werden
konnte (Blank et al., Langenbecks Arch Surg, 2012).
Durch die Einführung der neuen TNM-Klassif ikation
hat sich auch unser Patientengut Richtung Ösophagus-
karzinom verschoben, da die zunehmend häufiger vor-
kommenden Adenokarzinome des Gastroösophagealen
Übergangs (AEG-Karzinome), als Ösphaguskarzinome
klassifiziert werden sobald sie einen Ausläufer in den
distalen Ösophagus haben.
Bei Adenokarzinomen des oberen Gastrointestinal-
traktes wird analog der MAGIC Studie eine Chemothe-
rapie mit EOF bzw. EOX durchgeführt. Derzeit neu im-
plementiert wurde am NCT die FLOT4 Studie, die eine
intensivierte, gleichzeitig nicht zu toxische Chemothe-
rapie mit Docetaxel (Al Bartran, Ann Oncol, 2008) bein-
haltet und die Responseraten steigern soll.
Wichtiges Ziel der derzeitigen Forschung ist die Prä-
diktion der Response auf Chemotherapie und/oder der
Prognose. Seit mehr als 10 Jahren ist bekannt, dass
Patienten, die auf eine neoadjuvante Therapie anspre-
chen eine signif ikant verbesser te Prognose im Ver-
gleich zu nicht ansprechenden Patienten haben. Dieser
Bereich ist auch Schwerpunkt unserer Arbeitsgruppe.
In einer klinischen Datenbank seit 2001 mit mittler-
weile über 800 Patienten mit Magen- oder Ösophagus-
karzinom werden die relevanten Parameter prospektiv
erfasst und die Patienten nachverfolgt. Parallel dazu
existiert seit 2007 eine Gewebebank, die mittlerweile
über 300 Asservate von Tumorgewebe sowie Blut der
Patienten enthält. Dies ist die optimale Struktur für
translationale Forschung.
Das HICON Protokoll, in dem eine frühe Therapiestra-
tifizierung der Adenokarzinome des gastroösophage-
alen Übergangs Typ I/II basierend auf metabolischer
Response durch FDG-PET durchgeführt wurde, wurde
wegen starker Toxizität im Radiochemotherapie-Arm
geschlossen (Lorenzen et al., BMC Cancer, 2011). Die
MUNICON II Studie, die Vorbild für das HICON Konzept
war, allerdings mit wesentlich niedrig dosierter Strah-
lentherapie, zeigt durch den Einschluß der Strahlen-
therapie eine Verbesserung der lokalen Ansprechraten,
jedoch keine deutliche Prognoseverbesserung (zum
Büschenfelde, J Nucl Med, 2011).
Unser Anliegen für die nahe Zukunft ist daher die zu-
nächst unizentrische Initiierung einer klinischen Pilotstu-
die, in der nach endoskopischem Befund frühzeitig eine
Therapiemodifikation der Nonresponder stattfinden soll,
um den Nonrespondern eine lange, ineffektive, toxische
und kostenintensive Therapie zu ersparen.
Eine retrospektive Analyse des eigenen Patientenkol-
lektivs an lokal fortgeschrittenen Karzinomen des obe-
ren Gastrointestinaltraktes zeigt, dass Patienten, die
auf die präoperative Therapie nicht ansprechen, im Ver-
gleich zu den primär resezierten Patienten , abgesehen
von Patienten mit Plattenepithelkarzinom, zumindest
keinen signifikanten Nachteil bezüglich R0-Resektions-
rate, Komplikationsrate, Mortalität und Prognose ha-
ben. Beim Plattenepithelkarzinom sollte allerdings die
Indikation zur Resektion vor allem bei Nichtansprechen