Seite 191 - Jahresbericht 2010-2011 Chirurgische Klinik

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Jahresbericht 2010 – 2011
sehr sorgfältig und individuell gestellt werden.
Eine Lavagezytologie beim Magenkarzinom vor und
nach neoadjuvanter Therapie zeigt, dass die neoadju-
vante Therapie in einer Subgruppe (37%) der Patienten
zum Verschwinden der freien peritonealen Tumorzellen
führt, die auch prognostisch profitiert. Jedoch scheint
die neoadjuvante Therapie für eine anderes Patienten-
kollektiv (24%) suboptimal zu sein, da dieses während
der Chemotherapie freie peritoneale Tumorzellen ent-
wickelt (Lorenzen et al., Ann Surg Oncol, 2010). Diese
Daten zeigen, dass die Lavagezytologie als unabhän-
giger Prognosefaktor beim Magenkarzinom prognos-
tische Relevanz hat und für die Therapiestratifizierung
des Magenkarzinoms an Bedeutung gewinnen könnte.
Beim Magenkarzinom ist das FDG nicht der optimale
Tracer, da vor allem diffuse Magenkarzinome eine un-
genügende FDG-Aufnahme zur Quantifizierung haben.
Es gibt Hinweis, dass das (18)F-Flourothymidine (FLT)
als Tracer beim Magenkarzinom besser geeignet sein
könnte und ggf. auch eine prognostische Abschätzung
ermöglichen könnte (Ott et al., Ann Surg Oncol., 2011),
besitzt aber derzeit noch keine klinische Relevanz.
Unsere wissenschaftlichen Kooperationen mit der Pa-
thologie der Technischen Universität München konn-
ten für tumorassoziierte Parameter zeigen, dass beim
Magenkarzinom eine geringe Expression der DNA Me-
thyltransferase mit einer besseren Prognose nach pla-
tinhaltiger Chemotherapie assoziiert ist (Mutze et al.,
Eur J Cancer, 2011). Die Histondeacetylase erlaubt beim
neoadjuvant therapier ten Magenkarzinom innerhalb
der Responder eine Gruppe mit schlechter Prognose,
charakterisiert durch eine hohe HDAC1 Expression, zu
definieren (Mutze et al., Ann Surg Oncol, 2010), beim
Adenokarzinom des Ösophagus besitzt weder HADC1
noch HADC2 prädiktive oder prognostische Relevanz
(Langer et al., J Clin Pathol, 2010). Die Untersuchung
der etablierten Therapie assoziierten Gene zeigte für
hohe Multidrug Resistance Protein (MRP-1) und Thymi-
dylatsynthase Level eine Assoziation mit Nichtanspre-
chen beim Ösophaguskarzinom (Langer et al., J Sug
Oncol, 2010)
Bei der Untersuchung konstitutioneller Faktoren im Blut
der Patienten stellte beim neoadjuvant therapier ten
Magenkarzinom der MTHFR (rs1801131) Polymorphis-
mus einen unabhängigen Prognosefaktoren dar, beim
Adenokarzinom des Ösophagus ist der Reparaturgen-
polymorphismus XRCC3 (rs961539) prognostisch re-
levant (Ot t et al., Ann Surg Oncol, 2011). Ebenfalls
Einfuss auf die Prognose beim Adenokarzinom des
Ösophagus hat der VEFG 936C>T Poylmorphismus, der
zusammen mit der metabolischen Frühresponse die
Einschätzung von drei prognostisch unterschiedlichen
Gruppen 2 Wochen nach Therapiebeginn erlaubt (Lo-
renzen et al., Mol Imaging Biol, 2011).
Wir hoffen in Zukunf t durch prospektive Evaluierung
und Kombination von tumorassoziier ten und patien-
tenabhängigen Faktoren eine frühzeitige Individuali-
sierung der neoadjuvanten Therapie ermöglichen zu
können.
Translationale Forschung:
Stiftung Chirurgie 5000 Euro
Kooperation PD Dr Rajiv Kumar, S. Rachakonda,
DKFZ, Abteilung für Molekulargenetik und Epidemiologie
Einf luss von Polymorphismen der Enzyme des Folat-
stoffwechsels auf das Ansprechen und die Prognose
von Patienten mit lokal fortgeschrittenen neoadjuvant
therapierten Adenokarzinomen des oberen Gastrointe-
stinaltraktes und Validierung an einem unabhängigen
Heidelberger Kollektiv
Stiftung Chirurgie 10.800 Euro
Kooperation PD Dr. N. Giese, Prof. Dr. Ch. Falk
Die Rolle der Zytokine, Chemokine, Wachstumsfaktoren
für das Ansprechen und die Prognose von Patienten mit
Adenokarzinomen des oberen Gastrointestinaltraktes
Spitzencluster FEBIT BMC-05: microRNA basierte
Tumorsignatur
Micro RNA als möglicher Tumormarker beim Magen und
Ösophaguskarzinom sowie deren Assoziation mit hi-
stopathologischen Faktoren, Response und Prognose
Kooperation PD Dr. F. Momburg
Die Rolle von Immunzellen im Tumorgewebe und die
Expression immunmodulierender Moleküle auf Tumor-
zellen für das Ansprechen und die Prognose von Pati-
enten mit Adenokarzinomen des oberen Gastrointesti-
naltraktes
Kooperation NCT Prof. Dr. H. Glimm
Durchführung gesamtgenomischer Analysen sowie epi-
genetischer Veränderungen beim Magenkarzinom, die
Wege der individuellen Tumorentstehung aufzeigen sol-
len und die Identifizierung möglicher therapeutischer
Ziele erlauben könnten.