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Ein Klinikneubau entsteht
in zehn Jahren
V
on den ersten Überlegungen über die Detailplanung bis hin zur Eröffnung hat es zehn Jahre gedauert,
bis die neue Frauen- undHautklinik am21. Juni 2013 eröffnetwurde. Zwei offizielleMeilensteine: Am
8. Oktober 2009 wurde der Grundstein gelegt, Richtfest feierte das Klinikum am 13. Oktober 2012.
Warum ist die Frauen- und Hautklinik in einen Neubau
über demNeckar übergesiedelt?DieKliniken inBergheim
sind zum Teil noch aus dem 19. Jahrhundert. Seitdem
haben sich die medizinische Praxis und damit die
Anforderungen an die Gebäude entscheidend verändert.
Eine Anpassung z.B. durchErgänzungsbautenwar nicht
mehr möglich und wirtschaftlich nicht umsetzbar. Es
ist wesentlich aufwendiger, ein Gebäude komplett zu
entkernen als es neu zu bauen.
SowarenKreißsaal, Frühgeborenen-Intensivstation, und
der OP für Notfallkaiserschnitt auf verschiedenen Ebe
nen untergebracht, so dass zwei Aufzüge benutzt werden
mussten. Die Hautklinik war auf mehrere Gebäude in
mehreren Stationen verteilt. Dies bedeutete einen
erhöhten Arbeitsaufwand und logistische Probleme.
Für die logistische Versorgung der alten Kliniken über
den Neckar hinweg mit Essen, Wäsche, Arzneimittel
etc. sowie die Patiententransporte wurde ein hoher
Aufwand betrieben. Dies entfällt; die Kliniken sind jetzt
an die unterirdischeWarenversorgung angebunden.
Ein Neubau eröffnet die Chance, die Umgebung für den
Patienten angenehmer zu gestalten, eine wohnliche
Atmosphäre zu schaffen, durch die Verwendung von
Holz und einer angenehmen Farbpalette.
Die Planung des Raumprogramms
Wenn alles für einenNeubau spricht, wird die Planungs
gruppe Medizin des Universitätsklinikums beauftragt,
eine neue Klinik inhaltlich zu konzipieren. Zunächst
wird ein Katalog erstellt, der in ein Raumprogramm
übersetzt wird: Welche Bereiche sind nötig, welche Aus
stattung ist erforderlich? Vom OP bis zur Besucher
toilette wird maßgerecht geplant. Auf der Basis des
Raumprogrammeswird abgeschätzt, wie teuer dieKlinik
insgesamt wird.
Die Nutzungsanforderung
Dann setzt sich dasUniversitätsklinikummit demMinis
terium für Wissenschaft und Kunst in Verbindung, dem
die Nutzungsanforderung für eine neue Klinik übermit
telt wird. Sie legt die wirtschaftlichen Gründe und die
grundlegendenmedizinischen Überlegungen dar, wenn
z.B. ein altes Gebäude aufgrund seiner Struktur medizi
nische Risiken birgt.
Interministerielle Arbeitsgruppe
Nach erster Prüfung des Bauvorhabens tritt dasWissen
schaftsministerium gemeinsam mit dem Klinikum an
das Finanzministerium heran, das die Hoheit über Bau
finanzierungen im Land hat. Nächster Schritt ist die
Einberufung einer Interministeriellen Arbeitsgruppe
IMAG. Sie setzt sich aus Vertretern des Wissenschafts-
und Finanzministeriums und der Landesverwaltung
Vermögen und Bau zusammen und prüft, ob der Bedarf
begründet ist. Meist wird der weiteren Planung zuge
stimmt. Dann wird vomUniversitätsbauamt ein europa
weiter Architekten-Wettbewerb ausgeschrieben.
Der Architektenwettwerb
Daran nehmen renommierte Architektenbüros teil, die
Erfahrung mit Klinikneubauten einbringen müssen.
Die Architekten erstellen nach Information durch die
Auftraggeber Entwürfe, die – nach Vorauswahl – von
einer Jury bewertet werden.
Daranwirken die Vertreter der beteiligten Institutionen,
u.a. der Klinikumsvorstand, das Universitätsbauamt
und die Bauplaner des Klinikums, mit. Den Zuschlag
erhielt das Münchener Architektenbüro Schuster,
Pechtold und Schmidt, das u.a. bereits für die Neubau
ten des Zentrums für Innere Medizin in Würzburg ver
antwortlich war.
Bauzeit:
Dezember 2008 bis Mai 2013
Gesamtbaukosten:
100 Millionen Euro, dazu 15,5
Millionen Euro für die Erstausstattung
Finanzierung:
Land Baden-Württemberg 39 Prozent;
Klinikum 61 Prozent, unterstützt durch eine Spende
der Dietmar Hopp Stiftung über 5,25 Millionen Euro
und ein zinsloses Darlehen über 10Millionen Euro
Erster Bauabschnitt:
Neonatologie und Stoffwechsel-
Station der Kinderheilkunde, Inbetriebnahme im
November 2011
Zweiter Bauabschnitt:
Frauenklinik mit Frühge
borenen-Intensivpf legestation (FIPS), Hautklinik,
Genetische Poliklinik, Inbetriebnahme Juni 2013
Frauenklinik:
8.782 Quadratmeter, 88 Betten
Hautklinik:
3.292 Quadratmeter, 60 Betten
FIPS:
10 Betten
Ausstattung:
Sechs Operationssäle (gemeinsame
Nutzung), zwei ambulante Eingriffsräume der Haut
klinik, vier Kreißsäle, Forschungsbereich, Seminar
räume und Hörsaal für die Lehre
Info
Strukturen des Klinikrings
Die Kliniken in Heidelberg sind als vier konzentrische Ringe geplant. Innen,
dem Park zugewandt, sind die Bettenhäuser. Im mittleren Teil sind Unter
suchungs- und Behandlungsräume, also Diagnostikbereiche, OPs und
Kreißsäle untergebracht. Davor sind die Eingänge, die Notfallaufnahmen,
ganz außen die Versorgung und Zufahrten, schließlich die theoretischen
Institute. Diese Klinikringstruktur wurde konsequent bei allen Klinik
planungen beibehalten.
Umwelt und Energieeffizienz?
Die Anforderungen in Baden-Württemberg imVergleich zu anderen Bundes
ländern sind extrem streng. Die Energieeinsparungsverordnung von 2009
stellt hohe Anforderungen an alle Gebäude, auch Krankenhäuser. Diese
müssen sogar noch um30Prozent übertroffenwerden. Die strengenAuflagen
sind auch im Interesse des Klinikums, da sie die Energiekosten niedrig
halten.
–sm/AT
Nach Informationen von Dr. Eugen Zilow, Leiter der Planungsgruppe Medizin
amUniversitätsklinikumHeidelberg
Rolf Stroux, Leiter des Universitätsbauamtes Heidelberg und Vertreter des Finanzministeriums Baden-Württemberg (ganz rechts), übergibt bei der offiziellen Eröffnungsfeier der neuen
Frauen- und Hautklinik den symbolischen Schlüssel an den Vorstand des Klinikums sowie an die Ärztlichen Direktoren