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Geburtshelfer im ländlichen Afrika betreu-en Frauen während Schwangerschaft und Entbindung unter schwierigsten Umstän-den. Treten dann bei einer Geburt Kompli-kationen auf, können sie häufg nicht rechtzeitig und angemessen reagieren, ob-wohl in vielen Fällen Hilfe in Reichweite wäre. Abhilfe soll nun eine Software schaf-fen, die Wissenschaftler um Professor Dr. Walter E. Haefeli von der Abteilung für Kli-nische Pharmakologie und Pharmakoepi-demiologie der Medizinischen Klinik ent-wickelt haben. Das Programm wird in ländlichen Gesundheitsstationen auf Lap-tops – versorgt mit Solarstrom – installiert und führt Geburtshelfer durch die von der Weltgesundheitsorganisation WHO vorge-schlagenen Minimalschritte der Schwan-gerenvorsorge und Geburtshilfe. Dabei kann das System kritische Situationen identifzieren und Entscheidungshilfe zum weiteren Vorgehen bieten.

Programm erkennt kritische Werte und empfiehlt weitere Maßnahmen

Die Entwicklung und der Einsatz dieser Software in drei afrikanischen Ländern ge-hört zu dem von der EU mit drei Millionen Euro geförderten internationalen Koopera-tionsprojekt QUALMAT („Quality of mater-nal care“) unter Federführung von Profes-sor Dr. Rainer Sauerborn, Direktor des Instituts für Public Health. Sechs Vertreter der afrikanischen Kooperationspartner in Burkina Faso, Ghana und Tansania – je ein medizinischer Experte und ein Informati-ker – haben an einem viertägigen Seminar am Klinikum teilgenommen, um den Um-gang mit dem System zu erlernen und dis-kutieren.

Jährlich sterben weltweit rund 225.000 Frauen und zwei Millionen Kinder aufgrund von Komplikationen bei der Geburt. Das Risiko der Frauen, bei der Geburt zu ster-ben, ist in den afrikanischen Ländern teil-weise um das Hundertfache höher als in Europa. „Viele könnten durch einfache Maßnahmen gerettet werden“, erklärt Dr. Antje Blank, Ärztin der Abteilung für Kli-nische Pharmakologie und Pharmakoepi-demiologie und Projektleiterin für die Ent-wicklung der Software. „Doch häufg unterbleiben selbst einfachste Untersu-chungen, die Risiken rechtzeitig aufzeigen, wie z.B. das Messen des Blutdrucks.“

Die elektronische Entscheidungshilfe kommt in Burkina Faso, Ghana und Tansa-nia in jeweils sechs Gesundheitsstati-onen zum Einsatz und wird dort auf ihren Nutzen hin überprüft. „Der Einsatz des Sy-stems in diesen Einrichtungen ist eine He-

rausforderung, da das Personal den Um-gang mit Computern nicht gewohnt ist, und gleichzeitig z.B. auch die Stromzu-fuhr und die Funktion der Hardware si-chergestellt sein muss“, erklärt Dipl.-Ing. Jens Kaltschmidt, der die Programmie-rung der Software geleitet hat. Sie stellt auch weitere Informationen und Fortbil-dungsdokumente zum Selbststudium be-reit, wozu medizinisches Personal im ländlichen Afrika oft keinen Zugang hat. „Die Stromversorgung und die Ausstat-tung mit einem Computer werten Arbeits-plätze des medizinischen Personals im ländlichen Afrika enorm auf, was sich hof-fentlich positiv auf die Motivation auswir-ken wird“, sagt Dr. Blank. „Für unsere For-schungspartner in den afrikanischen Ländern ist auch das ein sehr wichtiger Aspekt dieses Projektes.“

Tina Bergmann

Anleitung zur sicheren

Geburt im ländlichen Afrika

Pharmakologen entwickelten Software für Geburtshelfer aus Burkina Faso, Ghana und Tansania

Dr. Antje Blank (links) von der Abteilung für Klinische Pharmako-logie und Pharmakoepidemiologie zeigt Mitarbeiterin einer Ge-

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