Seite 12-13 - KLINIKTICKER - SONDERAUSGABE APRIL 2014

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ERFOLG UND ZUKUNFT
ERFOLG UND ZUKUNFT
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Gemeinsame Rettungsaktion
war erfolgreich
ZUSAMMENARBEIT KKH/UNIKLINIKUM FUNKTIONIERTE:
ANNI REUTER ÜBERLEBTE EINEN SCHLAGANFALL OHNE BEHINDERUNGEN
E
in Händedruck, ein von Herzen kommender Dank: Anni Reuter verabschiedet sich im Kreiskranken­
haus von Dr. Mike Soehendra. Eine Woche zuvor war die damals 76-Jährige in die Klinik eingeliefert
worden: Diagnose schwerer Schlaganfall. Das war im vergangenen Sommer. Die Geschichte der Frau
von der Bergstraße zeigt, wie wichtig eine gut funktionierende Stroke Unit vor Ort ist und was die enge Zu­
sammenarbeit von Kreiskrankenhaus und Uniklinikumbewirken kann.
Anni Reuter hätte nicht gedacht, dass sie so schnell wieder in ein normales Leben zurückfinden würde. Ähnliches
hat ihr Mann Christian Reuter empfunden. Da fällt schon mal dasWort vomWunder. Der Neurologe Dr. Soehendra,
Leiter der Stroke Unit amKreiskrankenhaus Bergstraße, sieht es fachlich. Er weiß, der Fall zeigt, was mit schneller
und bestmöglicher Hilfe bei einem Schlaganfall erreicht werden kann. Anders wäre Anni Reuter wahrscheinlich
ein Pflegefall geworden.
eines Schlaganfalls deutlich zu begrenzen oder sogar
gegen Null zu reduzieren. So wie bei Anni Reuter. Sie
konnte übrigens schon am nächsten Tag nach Heppen-
heim zurück und das Haus zu Fuß betreten.
Rasche Verlegung und Telemedizin
Die Zusammenarbeit wie zwischen Kreiskrankenhaus und Uniklinikum bei der Schlaganfallbehandlung hat Modellcharakter.
Der Ärztliche Direktor der Abteilung Neuroradiologie amUniklinikumHeidelberg, Professor Dr. Martin Bendszus, sieht die Ver-
zahnung regionaler Einrichtungen wie in Heppenheimund international bedeutender Zentren wie in Heidelberg als wegweisend
für Deutschland an. „Das ist wie eine Blaupause für das Gesundheitswesen der Zukunft.“
Zentrale Bedeutung hat dabei auch die Teleradiologie. Schnelle Datenleitungen sowie hoch moderne Aufnahme- undWieder-
gabetechnologie ermöglichen eine Übertragung und umgehende Befundung bei hochakuten Fällen. Über die Teleradiologie hin-
aus ist am Kreiskrankenhaus das Telekonsil - die Liveübertragung von Videobildern, aufgenommen mit einer hochauflösenden
Kamera - inzwischen Standard bei der Untersuchung von Schlaganfallpatienten außerhalb der Dienstzeiten. Spezialisten in
Heidelberg nehmen so die Patienten in Heppenheim in Augenschein und machen sich ein präzises Bild von dessen Gesundheits-
zustand. Dann wird über die bestmögliche individuelle Therapie entschieden.
Anni Reuter bedankt
sich bei Dr. Mike
Soehendra für die
schnelle Hilfe
Mittels modernster
Technik unterstützen
Neurologen des
Universitätsklinikums
Ärzte in Heppenheim
bei der Untersuchung
von Patienten mit
Schlaganfall
Rückblick: Anni Reuter ist eine dynamische, eine sport-
liche Frau. Früher hatte sie als Kauffrau im familienei-
genenMöbelgeschäft gearbeitet. Nunwar sie unterwegs
gewesen, nichts Außergewöhnliches, ein ganz normaler
Tag in einer bis dahin ganz normalen Woche. Als sie
nach Hause kam, in ihre Wohnung in Laudenbach nahe
Heppenheim, bracht sie zusammen. Ihr Mann alar­
mierte sofort den Rettungsdienst. Schnell kam die Pati-
entin ins Kreiskrankenhaus. Die Ärzte diagnostizierten
eine Lähmung der gesamten rechten Körperseite und
eine schwere Störung des Sprachzentrums. Hinzu kam,
dass die Patientin zwar hören, das Gehörte aber nicht
verstehen konnte.
„In der Uniklinik wurde das
Blutgerinnsel entfernt“
„Das ist eineder schlimmstenFormeneinesSchlaganfalls,
die einen treffen kann“, sagt Dr. Soehendra. ImKranken­
haus griff sofort das Notfallprogramm. Blutentnahme,
EKG, Computertomographie, Erfassen der Vitaldaten.
Die Untersuchung zeigte, dass in Anni Reuters Gehirn
ein Blutgerinnsel ein Gefäß verstopfte. Die Patientin
bekam ein stark blutverdünnendes Medikament, das
nur in einem Zeitfenster bis maximal viereinhalb Stun-
den nach demSchlaganfall gegeben werden darf. Bei der
Laudenbacherin waren es nur 20 Minuten. Parallel stan-
den die Heppenheimer Ärzte im Kontakt zu ihren Kolle-
gen imUniversitätsklinikumHeidelberg.
ZehnMinuten späterwurdeAnni Reuter indieUniklinik
verlegt. Dort folgte ein Kathetereingriff. Ein neuartiges
Verfahren wurde angewandt, um das Blutgerinnsel im
Gehirn zu entfernen: Von der Leiste kommend, wurde
ein Katheter durch die Halsschlagader bis in das betrof-
feneHirngefäßgeführt, umdenBlutpfropfenzuentfernen.
Ein kurzer aber höchst komplizierter Eingriff. Er kann
Leben rettenund helfen, schwerwiegende Folgenschäden