41
Tuberkelbakterien im Auswurf“
der Staublunge, insbesondere der Por-
phyrsilikose. Als erster betonte er, dass
deren arbeitsmedizinische Wertung nicht
allein mit dem radiologischen Bild, son-
dern bevorzugt nach Funktionsdaten der
Lunge und des Herzens erfolgen sollte.
Nachfolger von Gaubatz wurde Ingolf Vogt-
Moykopf (1972–1996). Er entwickelte und
perfektionierte chirurgische Techniken zur
Behandlung des Lungenkrebses. Um den
Patienten die Pneumonektomie zu erspa-
ren – diese geht mit einem erheblichen Ver-
lust an Lebensqualität einher – führte der
Chirurg organsparende Resektionsverfah-
ren mit Hilfe der sog. Manschettenresekti-
on an Bronchus und Lungengefäßbaum bis
hin zur Lappentransplantation ein. Dieses
Verfahren wurde bei Bedarf ergänzt durch
ausgedehnte
Operationen
der
Brustwand mit Brustwandersatz
oder durch Teilplastiken an Herz-
beutel und Zwerchfell. Weitere
Schwerpunkte bildeten die Chirur-
gie von Metastasen anderer Primär-
tumoren in der Lunge sowie die Chi-
rurgie des besonders bösartigen
Pleuramesothelioms (Asbestkrebs)
und Korrekturen von Fehlbildungen
bei Neugeborenen. In Anbetracht
der Tatsache, dass Lungenkrebs nur
dann heilbar ist, wenn er in einem mög-
lichst frühen Stadium operiert wird, öffnete
sich Vogt-Moykopf zusätzlichen Optionen
zur Behandlung des fortgeschrittenen Lei-
dens. Er wurde Gründungsmitglied des Tu-
morzentrums Heidelberg-Mannheim (1978),
zu dessen Aufgaben die Entwicklung einer
standardisierten Krebstherapie unter Ein-
beziehung wissensbasierter chirurgischer,
radiologischer und chemotherapeutischer
Verfahren zählt. In diesem Zusammenhang
ist auch die Einrichtung mehrerer selbstän-
diger Fachabteilungen zu sehen, die eng
miteinander kooperierten. Das Lebenswerk
von Vogt-Moykopf fand breite nationale und
internationale Anerkennung. Er wurde
Gründungs- und Vorstandsmitglied der
SEP (Societas Europeana Pneumologia)
bzw. ERS (European Respiratory Society)
und Präsident der Deutschen Gesellschaft
für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie,
der European Society of Thoracic Sur-
geons sowie der Deutschen Gesellschaft
für Thoraxchirurgie. Bei der Deutschen
Gesellschaft für Chirurgie vertrat er das
Fach Thoraxchirurgie.
Rasche Entwicklung seit 1996
Auf Vogt-Moykopf folgte der Onkologe Peter
Drings (1996–2005). Unter seiner Leitung
entwickelten sich die klinischen Abtei-
lungen und Funktionseinheiten rasch wei-
ter. Die Abteilung Innere Medizin-Pneumo-
logie etablierte sich in der Diagnostik und
Therapie der respiratorischen Insuffizienz
und
schlafbezogenen
Regulationsstö-
rungen als überregionales Zentrum.
Gleiches gilt für die Versorgung der Muko-
viszidosepatienten. In der Endoskopie wur-
den Verfahren zur besseren Diagnostik wie
die Endosonographie und zur Behandlung
von Stenosen der oberen Atemwege wie
Lasereingriffe und Stentimplantationen ent-
wickelt. Die Behandlung der Patienten mit
malignen Tumoren erfolgte weitgehend im
Rahmen klinisch-wissenschaftlicher Pro-
gramme, z. B. der European Organization of
Research and Treatment of Cancer (EORTC).
Mit dem Klinikum und der Medizinischen
Fakultät der Universität Heidelberg wurde
im Jahre 2000 ein Kooperationsvertrag ab-
geschlossen. Die exklusive Vertretung der
Thoraxchirurgie und der Inneren Medizin-
Onkologie an der Universität war Anlass, die
Thoraxklinik 2005 an der Gründung des Na-
tionalen Centrums für Tumorerkrankungen
(NCT) in Heidelberg zu beteiligen. Auch die
Zusammenarbeit zwischen klinischem und
experimentellem Bereich wurde vorange-
trieben. Die Forschungslabors der Abteilung
für Klinische Chemie und Bakteriologie und
der Immunologie wurden 2005 in der „Sek-
tion Translationale Forschung“ vereinigt. Im
Mittelpunkt der mit dem Deutschem Krebs-
forschungszentrum (DKFZ) durch-
geführten
Forschungsvorhaben
steht die molekularbiologische
Charakterisierung des Tumorgewe-
bes mit dem langfristigen Ziel der
Formulierung einer tumorspezi-
fischen, d.h. auf den Patienten
zugeschnittenen individuellen The-
rapie. Eine positive Rückwirkung
auf die klinische Forschung hatten
außerklinische Aktivitäten
der leitenden Ärzte in den
entsprechenden Fachge-
sellschaften und anderen
Gremien. So war Drings
von 1987 bis 1999 Mitglied des Wissen-
schaftlichen Beirats der Bundesärztekam-
mer, seit 1996 ordentliches Mitglied der
Arzneimittelkommission der Bundesärzte-
kammer sowie von 1992 bis 2005 General-
sekretär der Deutschen Krebsgesellschaft.
2005 übernahm der Chirurg Hendrik Diene-
mann die Leitung der Klinik. 2011 wurde die
Thoraxklinik-Heidelberg gGmbH Tochter des
Universitätsklinikums Heidelberg.
Professor Dr. Werner Ebert
Bis zum 2. Weltkrieg wurden fast ausschließlich Tuberkulosepa-
tienten behandelt. Neben frischer Luft und Sonne – wie hier im
Bild – gab es für die Patienten aber auch unangenehme Be-
handlungen wie z.B. die Kollapstherapie der Lunge.