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FORSCHUNG
Der interdisziplinäre Forschungsverbund
„Mechanismen, Funktionen und Evolution
der Wnt-Signalwege“ mit elf Wissenschaft-
lerteams aus Heidelberg und Karlsruhe
wird von der Deutschen Forschungsge-
meinschaft (DFG) über einen weiteren Zeit-
raum von drei Jahren mit insgesamt 2,7
Millionen Euro gefördert.
Die Arbeitsgruppen von Professor Dr. Her-
bert Steinbeisser, Leiter der Sektion Ent-
wicklungsgenetik im Institut für Humange-
netikundSprecherderDFGForschergruppe,
Professor Dr. Stefan Hardt, Abteilung Kar-
diologie, Medizinische Klinik, und Profes-
sor Dr. Michael Boutros, Medizinische Fa-
kultät Mannheim und DKFZ, erhalten
davon rund 1 Million Euro.
Proteine steuern zentrale
Prozesse in der Entwicklung
Der Forschungsverbund beschäftigt sich
mit einer besonderen Familie von Signal-
stoffen, den Wnt-Proteinen, die bei
Mensch und Tier zentrale Prozesse in der
Entwicklung steuern. „Der Signalweg be-
stimmt z.B. im Embryo oben und unten,
ist notwendig für die Entwicklung von
Herz- und Nervengewebe, verursacht un-
gebremst aber auch schwere Erkran-
kungen wie Darmkrebs“, erklärt Professor
Steinbeisser. Die Forscher möchten ver-
stehen, wie die Wnt-Signalwege sich im
Laufe der Evolution entwickelt haben und
wie sie Entwicklung, Wachstum und Hei-
lungsprozesse auf molekularer Ebene
steuern. Ein tieferes Verständnis dieser
Prozesse ist wichtig, um neue Therapiean-
sätze für Krankheiten zu finden, die auf
der Fehlregulation in den Wnt-Signalwe-
gen basieren.
red
Forschung zu Signalwegen in Zellen:
2,7 Millionen Euro für zweite Förderphase
Glioblastomen gelten als beson-
ders aggressive Hirntumoren. Bei
Kindern mit dieser Erkrankung
entdeckten Heidelberger Wissen-
schaftler Genveränderungen, die
sich auf die Funktion der so ge-
nannten Histone auswirken: Diese
DNA-Verpackungsproteine dienen
der Zelle als Spulen, auf die das
Erbgut gewickelt wird.
Gleichzeitig steuern sie
die Genaktivität. Mutati-
onen in Histon-Genen
wurden bislang bei keiner anderen Erkrankung beobachtet. Die
Forscher um Privatdozent Dr. Stefan Pfister, DKFZ und Zentrum
für Kinder- und Jugendmedizin, und der kanadischen McGill-
Universität veröffentlichten ihre Ergebnisse in Nature.
„Die Mutationen, die wir entdeckt haben, betreffen besonders
häufig solche Regionen des Histons, die die Genaktivität steuern.
Tumorzellen mit Histon-Mutationen haben daher oft ein verän-
dertes Genaktivitätsprofil“, sagt der Kinderarzt und Molekularbio-
loge Stefan Pfister und erläutert weiter: „Ein einzelner kleiner Hi-
ston-Defekt kann umfassende Veränderungen der Genaktivität
bewirken und darüber hinaus die Lebensspanne einer Zelle beein-
flussen – beides zusammen kann zu Krebs führen.“
Das Forschungsprojekt wurde unterstützt vom Bundesministerium
für Bildung und Forschung und der Deutschen Krebshilfe e. V. im
Rahmen der Förderung von „PedBrain-Tumor“, der deutschen Be-
teiligung am Internationalen Krebsgenom-Konsortium ICGC (15
Millionen Euro über 5 Jahre).
red
Privatdozent Dr. Stefan Pfister,
Kinderklinik und DKFZ.
Professor Dr. Herbert Steinbeisser, Sektion Entwicklungsgenetik. Professor
Dr. Stefan Hardt, Abteilung Kardiologie.Professor Dr. Michael Boutros, Medi-
zinische Fakultät Mannheim und DKFZ (v.l.).
Defekte Erbgut-Verpackung bei Glioblastom