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Kann eine OP Diabetes heilen?
Manfred Lautenschläger-Stiftung unterstützt Studie der Chirurgischen
Klinik zu Magenbypass bei Diabetikern mit 1,5 Millionen Euro
Es wäre „eine kleine Revolution in der Medizin“, beschrieb Professor Dr.
Markus W. Büchler, Geschäftsführender Direktor der Chirurgischen Kli-
nik, bei einer Pressekonferenz am 5. Dezember die Behandlung von Dia-
betes-Patienten mit einer Magenbypass-Operation. Eine Heidelberger
Pilotstudie sowie internationale Studien – meist mit extrem adipösen
Patienten – zeigten erfolgversprechende Ergebnisse des Eingriffs, bei
dem ein Großteil des Magens ausgeschaltet wird. Eine Studie mit nur mä-
ßig übergewichtigen Diabetikern unter Heidelberger Federführung unter-
sucht nun, ob der Magenbypass den Blutzuckerspiegel und die Stoff-
wechselsituation langfristig normalisieren und dadurch Spätschäden
des Diabetes verhindern kann. Die „DiaSurg-2-Studie“ ist die deutsch-
landweit erste kontrollierte Studie zu dieser Fragestellung und wird von der Manfred
Lautenschläger-Stiftung mit insgesamt 1,5 Millionen Euro unterstützt.
Wirkmechanismus der Operation noch unbekannt
In Deutschland leiden fast acht Millionen Menschen an einem Typ-2-Diabetes; zwei Milli-
onen werden mit Insulin behandelt. Nach Schätzungen liegen die Behandlungskosten pro
Patient bei circa 6.000 Euro im Jahr. Vielen Patienten drohen langfristig schwere Gefäß-
schäden, u.a. an Nieren, Augen und Herz.
Warum der Magenbypass wirkt, ist derzeit noch nicht bekannt. Es wird vermu-
tet, dass die verkürzte Magenpassage zu einer veränderten Ausschüttung von
Hormonen im Magen und Dünndarm führt. Bei der DiaSurg-2-Studie soll der
Wirkmechanismus erforscht werden. Alle 400 Patienten werden zunächst von
internistischen Diabetes-Experten untersucht und nach den modernsten
Richtlinien behandelt, bevor sie einer der beiden Studiengruppen – mit oder
ohne Operation – zugeordnet werden. Mit häufigen Komplikationen durch die
minimal-invasive Operation ist voraussichtlich nicht zu rechnen.
AT/JB
Daten-Fakten DiaSurg-2-Studie
›› 400 Patienten mit Insulin-abhängigem Diabetes mellitus Typ 2 und einem
BMI von 26-35 kg/m2 (Body-Mass-Index BMI, Körpergewicht in kg/Körper-
größe in m²)
›› Laufzeit: 10 Jahre
›› 50% der Patienten werden nach den aktuellen Leitlinien der Deutschen
Gesellschaft für Diabetes durch medikamentöse Therapie behandelt
›› 50% der Patienten erhalten eine Magen-Bypass-Operation
›› Die Chirurgische Klinik Heidelberg ist Studienzentrale. Sie kooperiert mit
Partnern in Frankfurt a.M., München, Berlin, Dresden, Karlsruhe, Memmin-
gen, Kiel und Düsseldorf.
›› Studienleiter ist Privatdozent Dr. Beat Müller, Leiter der Sektion Minimal-
Invasive Chirurgie.
Die Stiftung des MLP-Grün-
ders und Klinikums-Auf-
sichtsratsmitglieds Dr. h.
c. Manfred Lautenschläger
unterstützt die DiaSurg-2-
Studie mit 1,5 Millionen
Euro. Lautenschläger, selbst
seit über 30 Jahren Diabe-
tiker, ist vom Wert der Stu-
die in wissenschaftlicher,
medizinischer und volks-
wirtschaftlicher Sicht überzeugt. Ziel der
gemeinnützigen Manfred Lautenschläger-
Stiftung ist es, durch Wissenschaft und In-
novation das Leben der Menschen in un-
serer Gesellschaft zu verbessern. Im Fokus
stehen Bildung, Völkerverständigung so-
wie die Gesundheits- und Forschungsför-
derung. www.ml-stiftung.de