Seite 46 - Klinikticker november Dezember

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AUS DER FORSCHUNG
Die Lebendspende einer Niere muss nicht
an einer Gewebe-Unverträglichkeit des
Empfängers scheitern: Nephrologen und
Transplantationsimmunologen um Privat-
dozent Dr. Christian Morath, Oberarzt am
Nierenzentrum, und Professor Dr. Caner
Süsal, Leiter des Antikörperlabors, haben
ein Behandlungskonzept entwickelt, das
Hochrisiko-Patienten auf die Transplantati-
on vorbereitet und eine schnelle Absto-
ßung des Spenderorgans zuverlässig ver-
hindert. Bisher war es in Deutschland in
der Regel ein Ausschlusskriterium für die
Lebendspende, wenn das Immunsystem
des Empfängers schon vor der Transplan-
tation auf die Gewebemerkmale des Spen-
ders mit Antikörpern reagierte. Mit dem
neuen Behandlungskonzept, das im Rah-
men einer Studie seit 2007 bei zehn sol-
cher Hochrisiko-Patienten erfolgreich zum
Einsatz kam, wird das Immunsystem de-
sensibilisiert: Die Mediziner führen dazu
sogenannte Immunadsorptionen durch.
Dabei wird das Blut ähnlich der Dialyse
gefiltert und von Antikörpern befreit. Ein
Medikament (Rituximab) vermindert die
Bildung neuer Antikörper. (Veröffentlicht in
„Transplant International“)
TB
Nieren-Lebendspende
Neues Therapiekonzept für Hochrisiko-Patienten
Dank dem „Zahnwackler“, einer Erfindung von Zahnarzt Karl-
Christian Wege, Poliklinik für zahnärztliche Prothetik, können
Zahnärzte die Festigkeit von Zähnen besser prüfen und bei
„Wackelzähnen“ früher eingreifen. „Diese frühzeitige und re-
gelmäßige Untersuchung ist vor allem bei einer Zahnbetter-
krankung wichtig für den Zahnerhalt und damit entscheidend
für eine langfristige prothetische Versorgung“, erklärt Karl-
Christian Wege. Dafür hat er ein Halteinstrument für Zahnkronen in das bislang ungenutzte
Endes eines Spiegelgriffs integriert. Damit können die Zähne einzeln gefasst und ihre Fe-
stigkeit erstmals ohne Instrumentenwechsel auch in vertikaler Ausrichtung haptisch geprüft
werden. Mit Unterstützung der technology transfer heidelberg GmbH, einer Tochter des Kli-
nikums, die vor allem für die Vermarktung wissenschaftlicher Erfindungen und Forschungs-
ergebnisse zuständig ist, wurde die Erfindung als Gebrauchsmuster (eine abgespeckte Ver-
sion des Patents) schutzrechtlich gesichert. In Kooperation mit der Firma Zepf wurde sie
zum Produkt, dem Paro-Grip, entwickelt.
JB
Wie fest sitzen die Zähne?
Von der Erfindung zum Produkt: der Heidelberger „Zahnwackler“
Der Zahnwackler: eine Heidelberger Erfindung.
Darstellung des Andockvorgangs eines HI-Virus an eine Im-
munzelle: Nachdem der AIDS-Erreger seine Wirtszelle verlas-
sen hat, rücken die gelben Envelope-Proteine, die zunächst
über die Oberfläche des HIV-Partikels verteilt sind, auf der Vi-
renoberfläche eng zusammen. Erst mit dieser Kontaktstelle
können die Viren effizient in menschliche Zellen eindringen
und diese infizieren. Diesen wichtigen Schritt im Vermehrungs-
zyklus von HI-Viren haben Forscher des Departments für Infek-
tiologie (Geschäftsführender Direktor: Prof. Dr. Hans-Georg
Kräusslich) und der Abteilung für Optische Nanoskopie am
DKFZ (Leiter: Prof. Dr. Stefan Hell) mit Hilfe höchstauflösender
STED-Fluoreszenzmikroskopie entdeckt und die Ergebnisse in
„Science“ veröffentlicht
TB
HI-Viren: Erst mit Andockstelle infektiös
Wichtiger Mechanismus im Reifungsprozess von HIV geklärt