Hilfreicher Muskeltraining
Stöckelschuhe sollen Liebesleben verbessern
Den Männern gefallen sie, Frauen bereiten Stilettos aber vor allem Schmerzen - dachte man bislang. Eine italienische Urologin hat nun festgestellt, dass hochhackige Schuhe den weiblichen Beckenboden trainieren. Der wiederum ist beim Sex nicht ganz unwichtig.
Wer schön sein will, muss leiden. Das sagt sich manche Frau jeden Morgen, wenn sie ihre Absatzschuhe aus dem Schrank holt und hineinschlüpft. Den ganzen Tag auf Pfennig-großen Absätzen balancieren - aber was tut man nicht alles, um gut auszusehen, sich selbst oder Männern zu gefallen. Für Orthopäden sind Stilettos ein Graus: Die Schuhe mögen zwar sexy aussehen, belasten Knie- und Hüftgelenke aber stärker als flache Treter. Mögliche Folge: Arthritis.
Eine italienische Urologin bricht nun eine Lanze für jene Schuhe, deren Absätze beim Laufen besser nicht brechen sollten: "Als Beschützerin aller Frauen, die hohe Absätze mögen, habe ich versucht, etwas gesundheitlich Positives daran zu finden", schreibt Maria Angela Cerruto von der Universität Verona im Fachblatt "European Urology". Und sie habe tatsächlich etwas entdeckt, erklärt sie weiter.
Als Urologin interessiert sich Cerruto unter anderem für das Problem der Inkontinenz und die Rolle der Beckenbodenmuskulatur dabei. Bei einer früheren Studie hatte sie bereits festgestellt, dass die Muskulatur auch von der Fußhaltung beeinflusst wird. Nun hat die Forscherin das Phänomen systematisch untersucht - bei Frauen unter 50 mit und ohne Inkontinenz.
Das Ergebnis gefiel der bekennenden Stöckelschuh-Trägerin ausgesprochen gut: Eine Fußhaltung, wie sie durch Stilettos erreicht werde, verbessere die Kontraktionskräfte der Beckenbodenmuskeln, schreibt sie und betont, dass bei ihrer Studie keinerlei Interessenkonflikte bestanden hätten. Mit anderen Worten: Es gab weder Geld noch teure Stiefel von Stiletto-Herstellern.
Spezielle Übungen für Beckenboden ersetzen?
Anlass der Studie über die Vorteile hoher Absätze war übrigens nicht weibliche Intuition sondern eine spekulative These in einem medizinischen Magazin. "Gibt es einen Zusammenhang von hochhackigen Schuhen und Schizophrenie?", lautete die Überschrift des Textes, über dessen Inhalt Cerruto sich zunächst wunderte und nach einigen Recherchen regelrecht ärgerte. Sie könne die These von angeblich Schizophrenie auslösenden Stöckelschuhen weder bestätigen noch widerlegen. Aber man solle solche "bizarren medizinischen Theorien" nicht publizieren, schreibt die Urologin, ohne dass sie von anderen Wissenschaftlern zumindest eingeschätzt würden, ansonsten könnten sie missverstanden werden.
Cerrutos These besser trainierter Beckenbodenmuskeln dank hoher Absätze ist auf jeden Fall unmissverständlich. Wer auf hohen Ansätzen stöckelt, tut etwas für das Wohlergehen des Beckenbodens, erklärt die Forscherin. "Wir hoffen, nun beweisen zu können, dass das ganztägige Tragen von High Heels spezielle Übungen für den Beckenboden ersetzen kann", sagte Cerruto der britischen Zeitung "The Telegraph". Stöckelschuhe könnten Schmerzen mindern und die Gesundheit insgesamt verbessern.
Ein intakter Beckenboden ist jedoch nicht nur zum kontrollierten Wasserlassen vonnöten, Ärzte empfehlen Frauen das Beckenbodentraining auch, um ihr Sexualleben zu verbessern. Vor und nach einer Geburt sollten Frauen täglich fünf Mal Übungen absolvieren, rät der britische National Health Service. Statt sich auf der Matte zu mühen, könnten die Betroffenen nun auch einfach in Stöckelschuhe steigen, legt der "The Telegraph" nahe - aber so weit geht die italienische Forscherin nicht, die lieber nur von "potentiellen gesundheitlichen Effekten" spricht.
Quelle: Spiegel-Online http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,532979,00.html