155
Jahresbericht 2010 – 2011
2. Forschungsgruppe Molekulare Onkologie
Leitung: Prof. Dr. J. Weitz
Die Untersuchung der molekularen Grundlagen für die
Tumorprogression und Metastasierung des kolorek-
talen Karzinoms und des Pankreaskarzinoms bildet
den Forschungsschwerpunkt der Arbeitsgruppe.
Die experimentellen Schwerpunkte der Arbeitsgruppe
gliedern sich in die folgenden Bereiche:
1. Nachweis und klinische Bedeutung zirkulierender
und disseminierter Tumorzellen beim kolorektalen
Karzinom
Zirkulierende Tumorzellen (CTC) sind die Ursache für
das Auf treten von Metastasen nach potentiell kura-
tiver Resektion eines malignen Tumors. Der Nachweis
solcher zirkulierender bzw. disseminierter Tumorzellen
erlaubt möglicherweise eine zuverlässige prognos-
tische Aussage und ein besseres Verständnis der Tu-
morprogression maligner Tumoren. Im Rahmen unserer
wissenschaftlichen Tätigkeit konnte eine sensitive und
spezifische Nachweismethode zirkulierender und dis-
seminierter Tumorzellen beim kolorektalen Karzinom
etablier t werden (Clin Cancer Res 1998; Clin Cancer
Res 1999; Ann Surg 2000; Arch Surg 2001). Außerdem
konnte in unserem Labor das FDA-zugelassene Veridex
CellSearch-System etabliert werden, durch das zirkulie-
rende Tumorzellen im Patientenblut (mit einer Sensiti-
vität bis hin zu einer einzelnen Zelle in 7,5 ml Vollblut)
detektiert werden können.
Die Arbeitsgruppe beschäftigt sich insbesondere mit
dem Nachweis und der prognostischen Bedeutung
der hämatogenen Tumorzellaussaat während diagnos-
tischer (Surg Endosc 2004; Ann Surg Oncol 2006) und
therapeutischer Verfahren (Ann Surg 2003; J Exp Clin
Cancer Res 2004; Ann Surg 2005). Bei Patienten mit
einem kolorektalen Karzinom (UICC Stadium II) stellt
der hämatogene Nachweis von zirkulierenden Tumor-
zellen einen unabhängigen Prognosefaktor dar (Int J
Cancer 2006). Eine aktuelle Metaanalyse aus unserer
Arbeitsgruppe bestätigt die prognostische Bedeutung
des hämatogenen Tumorzellnachweises bei Patienten
mit einem kolorektalen Karzinom (Gastroenterology
2010). Von uns entdeckte Unterschiede zwischen den
CTC-Zahlen im Portalvenenblut und dem Lebervenen-
blut (Ann Surg Oncol 2011) legen nahe, dass die Leber
eine Filterfunktion einnimmt. Dies stützt die seit lan-
gem bekannte Theorie, dass ihre Filterfunktion die Le-
ber zum Hauptort der Metastasierung des kolorektalen
Karzinoms macht. Diese Erkenntnis sowie das Wissen,
dass während der chirurgischen Entfernung kolorek-
taler Karzinome zirkulierende Tumorzellen in großer
Zahl in die Pfortaderstrombahn ausgeschwemmt wer-
den, führte zur Initiierung der NO TOUCH-Studie (De-
tails s.u.).
In einer weiteren Metaanalyse konnten wir die prognos-
tische Bedeutung von disseminierten Tumorzellen in hi-
stopathologisch negativen Lymphknoten beim kolorek-
talen Karzinom nachweisen ( J Clin Oncol 2011).