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Jahresbericht 2010 – 2011
creas 2011). Parallel hierzu erfolgte die Charakterisie-
rung genetischer Veränderungen anhand von miRNA-
Analysen, die charakteristische Veränderungen sowohl
bei chronischer Pankreatitis als auch beim Pankreas-
karzinom zeigten (Keller et al., Nature Methods 2011).
- Bei Diagnosestellung sind duktale Adenokarzinome
nur bei ca. 25% der Patienten resektabel. 30-40% der
Patienten haben lokal for tgeschrittene Tumore, die
primär lokal irresektabel sind. Bei diesen Patienten
kann eine neoadjuvante Therapie mit darauffolgender
Resektion die Prognose verbessern. In einer prospek-
tiven Studie an 257 Patienten, die nach Durchführung
einer neoadjuvanter Therapie operiert wurden, konnte
gezeigt werden dass diese ein vergleichbares Überle-
ben im Vergleich zu Patienten nach Resektion primär
resektabler Tumore haben.
- Bis zu 80% der Patienten entwickeln innerhalb der
ersten beiden Jahre nach potentiell kurativer Resekti-
on eines Pankreaskarzinoms ein Rezidiv. 20% dieser
Patienten haben isolierte Lokalrezidive. In einer pro-
spektiven klinischen Studie wurde an 111 Patienten
gezeigt, dass eine Rezidivresektion im Rahmen einer
multimodalen Therapie beim Pankreaskarzinom sicher
durchführbar ist und zu Überlebensergebnissen führt,
die weit über den in der Literatur zur palliativen Thera-
pie berichteten Zahlen liegen.
- Zystische Pankreastumore nehmen aufgrund ihrer
potentiell malignen Transformation und der häufigeren
Identifizierung bei verbesserter Schnittbild-Diagnostik
einen zunehmenden klinischen Stellenwert ein. Muzinös-
zystische Pankreastumoren und hierbei insbesondere
die intraduktal papillär muzinösen Neoplasien (IPMNs)
sind eine der am besten beschriebenen Vorstufen des
Bauchspeicheldrüsenkrebses. Trotz optimierter Diagnos-
tik besteht bei kleinen bis mittelgroßen Tumoren eine Un-
sicherheit bzgl. ihrer Malignität und der daraus resultie-
renden Operationsindikation. Wir konnten zeigen, dass
bei Seitengang-IPMNs, welche nach den Sendai-Kriterien
als benigne eingestuft werden, in bereits 25% der Fäll ein
in-situ oder invasives Karzinom vorliegt. Zudem kann bei
IPMNs mit Hilfe der Tumormarker CEA und CA19-9 das
Risiko für das Vorliegen eines bösartigen Tumors einge-
grenzt werden (Fritz et al., Brit. J. Surg. 2011).
- Der mögliche Einfluss von Körpermasse und Körper-
fett-Ver teilung wurde auf den Verlauf nach Pankrea-
toduodenektomie beim Pankreaskarzinom untersucht.
In der Analyse von über 400 Patienten zeigte sich, dass
kachektische Patienten sowohl höhere Komplikations-
raten als auch eine höhere 90-Tages-Mortalität zeigten.
Eine immuno-nutritive prä- und perioperative Optimie-
rung der Patienten mit Pankreaskarzinom-assoziierter
Tumorkachexie gilt es zu evaluieren.
- Bei der Auswer tung der perioperativen Ergebnisse
wurde die Früherkennung und Behandlung von post-
operativen Komplikationen weiter spezif izier t. Hier
konnte u.a. gezeigt werden, daß bei Insuffizienzen der
biliodigestiven Anastomose die interventionell-radiolo-
gische Therapie eine ausgezeichnete Behandlungsop-
tion bietet (Stampfl, Hackert, et al., Cardiovasc Interv
Radiol 2011). Darüber hinaus wurde die seltene aber
potenziell lebensgefährliche Komplikation einer posto-
perativen Leberischämie hinsichtlich ihres Auftretens,
der therapeutischen Möglichkeiten und des Outcomes
charakterisiert (Hackert et al., Br. J Surg 2011).
- Der adäquate Verschluss der Pankreasabsetzungs-
fläche nach Pankreaslinksresektion ist angesichts ei-
ner Pankreasfistelrate von 20- 30% weiterhin von we-
sentlicher klinischer Bedeutung. In einer prospektiven
Studie konnte gezeigt werden, dass durch zusätzliche
Deckung des Pankreasabsetzungsrandes mit körper-
eigenem Gewebe (z.B. Patchplastik mittels Ligamen-
tum falciforme oder Dünndarm) eine Reduktion der
klinisch relevanten und kostenintensiven Pankreasfi-
steln erzielt werden kann. Dieses Konzept wird derzeit
in einer randomisier t kontrollier ten Studie verifizier t
(DISCOVER-Studie). In einem Schweinemodell zur Pan-
kreaslinksresektion konnte die Sicherheit der Pankre-
asstumpfversiegelung mittels LigaSure nachgewiesen
werden (Hartwig et al., World J Surg 2010).
- Patienten des Europäischen Pankreaszentrums wer-
den bzgl. der Teilnahme an verschiedenen multizen-
trischen randomisierten Studien gescreent und einge-
schlossen. Insgesamt werden 13 randomisierte Studien
zu operationstechnischen Aspekten, sowie zur neoad-
juvanten und adjuvanten Therapie durchgeführ t. Die
„European Study Group of Pancreatic Cancer“ (ESPAC)
vergleicht zurzeit in der ESPAC 4 Studie Gemcitabine
mono vs. Gemcitabine plus Capezitabine im adjuvanten
Setting beim resezierten Panreaskarzinom. PANUSCO
stellte eine supportive Ernährungsstudie bei Patienten
mit fortgeschrittenem Pankreaskarzinom unter second-
line Chemotherapie dar.