Seite 196 - Jahresbericht 2010-2011 Chirurgische Klinik

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Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie
11.16 Tumorzellbiologie (AG Prof. Zöller)
Abteilung Tumorzellbiologie
Leitung:
Prof. Dr. M. Zöller
Mitarbeiter:
Drexler G., Heiler S., Madhavan B., Mu W., Müller U.,
Niesik C., Pajip A., Rana Dr. S., Stefani F., Thirupathi P.,
Thuma Dr. F., Yue Dr. S.
Zentrales Thema der Abteilung, die als klinische Ko-
operationseinheit mit dem DKFZ Herrn Prof. Dr. Büchler
untersteht, ist die Klärung zell- und molekular-biolo-
gischer Mechanismen der Metastasierung, speziell bei
Pankreas und kolorektalen Tumoren. Darüber hinaus
befassen wir uns mit immun-therapeutischen Ansätzen.
Metastasierung und Tumorstammzellen
Tumoren enthalten eine geringe Zahl sogenannter Tu-
morstammzellen, die u.a. für die Metastasierung ver-
antwortlich sind. Isolierung und Charakterisierung von
Tumorstammzellen wird weltweit intensiv erforscht, da
man sich Möglichkeiten zur Entwicklung grundlegend
neuer Therapieansätze erhof f t. Auch zu Pankreas-
karzinomstammzellen liegen eine Reihe von Befun-
den vor, die jedoch deutlich divergieren. Wir haben
versucht Pankreaskarzinomstammzellen aufgrund ih-
rer Fähigkeit zu Adhäsion-unabhängigem Wachstum
und spezieller Koloniebildung zu isolieren, da Tumor-
stammzellen diese Eigenschaften mit embryonalen und
adulten Stammzellen teilen und bei diesen Anreiche-
rungsver fahren keinerlei externem Selektionsdruck
ausgesetzt sind. Die auf diese Weise angereicher ten
Pankreaskarzinomstammzellen zeigen selbst im xe-
nogenen Mausmodell ein signifikant gesteigertes Me-
tastasierungspotential sowie ein charakteristisches
Markerprofil. Wir werden nun die diagnostische/pro-
gnostische Wertigkeit des erarbeiteten Markerprofils
evaluieren. Untersuchungen zu epigenetischen Verän-
derungen, insbesondere des Profils an MikroRNA der
Pankreasstammzellen wurden bisher nur im Tiermodell
überprüft. Sowohl das Marker- als auch das MikroRNA
Profil können bei einer nicht-invasiven Diagnostik über
aus dem Serum gewonnenen Exosomen eingesetzt
werden. Entsprechende Untersuchungen sind in Vorbe-
reitung.
Funktionelle Aktivität von Tumorstammzellmarkern
Wenngleich Markerpanel für Stammzellen der meisten
Tumorentitäten bekannt sind, liegen kaum Untersu-
chungen vor, die die Frage einer funktionellen Beteili-
gung aufgreifen. Wir untersuchen dies vornehmlich im
Modell eines metastasierenden Pankreaskarzinoms
der Ratte und überprüfen unsere Ergebnisse im Hin-
blick auf ihre klinische Relevanz.
Einer der wenigen Tumorstammzellmarker bei dem
es Hinweise auf eine funktionelle Beteiligung bei der
Metastasierung gibt, ist CD44, wobei bei gastro-inte-
stinalen Tumoren speziell CD44v6 funktionell aktiv ist.
Wir konnten im Rattenmodell zeigen, dass ein Knock-
down von CD44v6 eine Metastasierung unterbindet.
Wir haben inzwischen Hinweise, dass dies vornehmlich
auf eine Störung der Interaktion mit der den Tumor um-
gebenden Matrix zurückzuführen ist. Über diese Inter-
aktion werden mittels CD44v6 Signale in die Tumorzelle
weitergeleitet, die insbesondere die Apoptoseresistenz
der Tumorzellen unterstützen. Daneben ist CD44v6 am
Aufbau/der Modulation einer Matrix involviert, die die
Motilität der Tumorzellen steigert.