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Ein wichtiger Partner für alle Kliniken
Die Hautklinik hat ihr OP-Programm und die Spezialambulanzen in der
neuen Klink ausgebaut
B
is zu 300 ambulante Besuche am Tag, rund
8.500 Operationen und 5.000 stationär behan­
delte Patienten pro Jahr, jährlich umdie 3.000
Patienten mit verschiedenen Formen des schwarzen
und weißen Hautkrebs, und 6.000 Menschen, die
wegen einer schweren Allergie Hilfe suchen: Diese
Zahlen belegen eindrucksvoll die Leistung des Ärzte-
und Pf legeteams der Universitäts-Hautklinik um
den Ärztlichen Direktor Professor Dr. Alexander
Enk und Pflegedirektor Ronald Eichstädter.
Die Hautklinik – eine der größten in Deutschland – ist
einwichtiger Partner aller anderen Kliniken, denn viele
Patienten z.B. in der Medizinischen Klinik oder Kinder­
klinik leiden zusätzlich an Hautproblemen; Konsultati­
onen durch die Kollegen aus der Dermatologie sind
gefragt und nun nicht mehr mit der Anreise über den
Neckar verbunden.
Nach dem Umzug dürfte speziell auch die Zahl der Ope­
rationen steigen: Im neuen Gebäude stehen den Ärzten
sämtliche Behandlungsmöglichkeiten – ambulant und
stationär – auf der ersten Etage der Klinik zur Verfü­
gung. Insgesamt drei moderneOperationssäle und damit
einer mehr als bisher ermöglichen nun täglich Eingriffe
unter Vollnarkose, imaltenDomizil war dies nur einmal
wöchentlich möglich. „Für unsere Patienten verkürzen
sich damit die Wartezeiten auf eine Operation“, sagt
Dr. PatrickGholam, Oberarzt derKlinik. „Vor allemerleich­
tert uns der zusätzliche OP-Saal die Planung größerer
Eingriffe wie z.B. die Entfernung chronisch entzündeter
Hautareale oder der Wächter-Lymphknoten bei Tumor­
operationen.“ Neben dem Saal für die großen Operati­
onen imUntergeschoss gibt es imerstenStock noch zwei
kleinere Operationssäle eigens für ambulante Eingriffe.
In zehn Ambulanzen und einer Station mit 60 Betten –
„Der zusätzliche OP-Saal erleichtert
uns die Planung.“
Dr. Patrick Gholam
inkl. einer Akut-Aufnahmestation – betreuen und be­-
han­deln36Ärztesowie76MitarbeiterausdemPflege-und
Funktionsteam Patienten mit allen Erkrankungen der
Haut, Allergien, Venenschwäche und Krampfadern,
Verän­derungen des Enddarms sowie verschiedenen
Geschlechtskrankheiten. Zu den häufigsten Hauterkran­
kungen zählen allergische Entzündungen wie Neuro­
dermitis, Nesselsucht und Ekzeme, Autoimmunerkran-
kungen wie Schuppenf lechte, Hautkrebs und seine
Vorstufen sowieHauterkrankungen inFolge einer Immun­
schwäche. Neben sämtlichen gängigen Therapien steht
denPatientenbei vielenKrankheitsbilderndieTeilnahme
an klinischen Studien mit innovativen Therapieverfah­
ren offen.
Da die meisten Therapien ambulant durchgeführt wer­
den, hat dieHautklinik denUmzug in ihr neues Gebäude
dazu genutzt, die Ambulanzstrukturen neu zu organisi­
eren. Nebennur noch zwei Anlaufstellen für diePatienten
bestechen die Untersuchungs- und Therapieräume der
einzelnen Spezialambulanzen durch ihre räumliche
Nähe undmodernsteAusstattung. Sobald ein stationärer
Aufenthalt erforderlich ist, stehen – wie übrigens in der
Frauenklinik auch – den Patienten modernste Ein- oder
Zweitbettzimmer mit eigener Nasszelle zu Verfügung.
Seit dem Umzug gibt es zudem eine neue Spezialambu­
lanz: die Wundambulanz. Hier betreuen die Dermatolo­
gen chronische Wunden und offene Beine, die aufgrund
einerVenenerkrankungnicht oder nur schlecht verheilen.
„Die Behandlungsangebote gibt es schon länger. Jetzt
stehen uns aber erstmals die Räumlichkeiten zur Verfü­
gung, um eine separate Anlaufstelle für diese Patienten
einzurichten“, sagt Dr. Gholam.
Ein Schwerpunkt in Therapie und Forschung sind
Tumorerkrankungen der Haut und Schleimhäute. Das
Hauttumorzentrum der Klinik erhielt 2009 als erste
Einrichtung dieser Art das Zertifikat der Deutschen
Krebsgesellschaft für hervorragende Behandlungsqua­
lität. Rund 300 Patienten mit Schwarzem Hautkrebs
(Melanom) stellen sich pro Jahr neu inder onkologischen
Ambulanz des Hauttumorzentrums im Nationalen Cen­
trum für Tumorerkrankungen (NCT) vor oder erhalten
hier ihreDiagnose. IhreBetreuungfindet eng aufeinander
abgestimmt an den beiden Standorten des Zentrums
statt: Während die Diagnose im NCT gestellt wird, wo
Experten verschiedener Fachrichtungen die Untersu­
chungsergebnisse besprechen und die Behandlungs­
schritte planen, erfolgen Operation, Laser- und Licht-
behandlung in der Hautklinik. Die Nachsorge und alle
Infusionstherapien, dazu zählen Immun- undChemothe­
rapien, erhalten die Patienten in der Tagesklinik imNCT.
Untersuchungen in anderen Kliniken sind seit dem Um-
zug für Patienten mit geringerem Aufwand als bisher
verbunden. „Unsere Patienten gelangen über die Flure
im Untergeschoss zum Beispiel zur Computertomogra­
phie oder Nuklearmedizin in die Radiologische Klinik.
Das spart Zeit und ist für die Patienten sehr viel beque­
mer“, sagt Dr. Jessica Hassel, Leiterin der dermatologi­
schen Ambulanz mit Tagesklinik imNCT.
Wie einPatientmit Hautkrebs nach der Operationweiter
behandelt wird, entscheidet sich unter anderem bei der
Untersuchung der Tumoren unter dem Mikroskop. Im
neu eingerichtete Mikroskopieraum steht dafür nun
modernste Technik bereit: „Es gibt ein hochmodernes
Multihead-Mikroskop, durch das mehrere Personen
gleich­zeitig blicken können“, freut sich Dr. Hassel. „Das
erleichtert die gemeinsame Begutachtung bei schwieri­
gen Diagnosen, denn dabei ist Teamarbeit unerlässlich.“
Professor Dr. Alexan-
der Enk, Ärztlicher Di-
rektor der Hautklinik,
in einem komplett neu
ausgestatteten La-
sertherapie-Behand-
lungsraum. Genau wie
die Laserambulanz
sind auch alle weiteren
Spezialambulanzen
der Hautklinik im
ersten Stockwerk auf
der Ebene 01 unter-
gebracht und somit
räumlich optimal mit-
einander verbunden
Einer der ersten
Patienten in der
neuen Hautklinik war
Günther Friedrich aus
Rimbach, hier betreut
vonMonika Petri,
Gesundheits- und
Krankenschwester.
Jährlich profitieren
etwa 5.000 stationäre
Hautklinik-Patien-
ten von den hellen,
freundlichen und
modern ausgestatteten
Zweibettzimmern
DasHigh-Tech-Gerät leistet aber auch in der Ausbildung
der Assistenzärzte wertvolle Dienste: So kann Dr. Eva
Hadaschik interessante oder ungewöhnliche Gewebe­
proben im Detail erklären. „Die jungen Ärzte sehen
besser, worauf zu achten ist. Das ist deutlich schwieri­
ger, wenn jeder durch ein eigenes Mikroskop blickt und
unterschiedliche Gewebeproben betrachtet.“
Durchschnittlich zehn Studien laufen parallel am Haut­
tumorzentrum, so dass ein Großteil der Patienten von
vielversprechenden Therapiekonzepten profitiert, die
außerhalb von Studien noch nicht zur Verfügung stehen.
Aktuell wurden zwei Therapiestudien für Patienten mit
fortgeschrittenem Melanom gestartet, an denen sich
Tumorzentren weltweit beteiligen. ZumEinsatz kommt
das neue Medikament Nivulomab, das in vorangegan­
genen Studien die bisher besten Behandlungsergebnisse
bei ansonsten behandlungsresistenten Melanomen
erzielte. „Rund ein Viertel der Patienten spricht auf
Nivulomab an, die Tumoren schrumpfen und die Über­
lebenszeit verlängert sich“, sagt Dr. Hassel. „Das ist für
dieses StadiumdesMelanoms, bei demwir derzeit kaum
etwas in der Hand haben, ein großer Erfolg.“
–Tina Bergmann