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TITELTHEMA

Sie brauchen Idealismus und einen langen Atem – Dozenten, die sich hauptsächlich der Ausbildung von Nachwuchsärzten widmen. Herausragende Leistungen in der Lehre werden in Deutschland im-mer noch weit weniger gewürdigt als in Klinik und Forschung, sei es durch entsprechende Stellen, Gelder, Preise oder Anerkennung durch Chefs, Kol-legen oder gar die Studenten. Aber es bewegt sich was. „Die Zahl der Stellen, deren Schwerpunkt in der Lehre liegt, wächst“, sagt Dr. Stefan Titz, als Lehrkoordinator der Fakultät verantwortlich für den Bereich Physiologie in der Vorklinik. Und wer eine besondere Qualifkation in der Lehre nachweisen kann, hat immer öfter höhere Chancen bei Beru-fungsverfahren.

Dazu trägt z.B. der berufsbegleitende Studiengang Master of Medical Education (MME) bei, der an der Medizinischen Fakultät Heidelberg angeboten wird. „Die Absolventen sind als Führungspersonen und Multiplikatoren für gute Lehre und Ausbildungsfor-schung in ganz Deutschland tätig“, berichtet Privat-

dozentin Dr. Jana Jünger, Mitglied der Studiengangsleitung. Sie exportieren Erfolgsrezepte des Heidelberger Curriculums HeiCu-Med, sei es das Kommunikationstraining für ein besseres Arzt-Patienten-Gespräch, das Skills Lab, in dem Studierende ärztliche Grundfertigkeiten lernen, oder neue Prüfungsmethoden (s iehe auch Seite 26 => Bilderstrecke HeiCuMed ).

„Lehre ist der Schlüssel für eine bessere Patientenversorgung“

„Lehre ist der Schlüssel für eine bessere Patientenversorgung“, sagt die Oberärztin an der Abteilung für Allgemeine Innere Medi-zin und Psychosomatik, die für ihre herausragenden Verdienste in der Lehre mit dem Ars Legendi-Preis 2011 ausgezeichnet wurde. Der Medizinische Fakultätentag vergibt den Preis seit zwei Jahren, er ist mit 30.000 Euro dotiert und „entspricht damit einem guten Forschungspreis“, so Dr. Jünger, die bei der Entwicklung von Hei-CuMed von Anfang an dabei war.

Ein innovatives Lehrprojekt von HeiCuMed ist z.B. die umfassende Einbindung „Virtueller Patienten“ in den Lehrplan, maßgeblich etabliert von Dr. Sören Huwendiek, dem Leiter des gleichnamigen Zentrums. Der Facharzt und Lehrbeauftragte am Zentrum für Kin-der- und Jugendmedizin und Lehrkoordinator der Medizinischen Fakultät wurde für dieses und weitere Projekte bereits mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem „Miriam Friedman Ben-David New Educator Award 2009“ der Association for Medical Education in Europe (AMEE). Dr. Huwendiek, aktuell in der Weiterbildung zum Kinder- und Jugendrheumatologen, hat vor, sich mit Lehrforschung in der Pädiatrie zu habilitieren. „Leider gibt es für die meisten Stu-dien keine fnanzielle Förderung, sodass die Lehrforschung zum größten Teil in der Freizeit stattfndet. Innovationen sollten aber unbedingt mit Forschung begleitet werden, z.B. mit welcher Prü-fungsart am besten welche Kompetenzen von Studierenden be-wertet werden.“

Faire Prüfung am Patientenbett

Studierende lernen vor allem das, was in Prü-fungen bewertet wird. „Wird nur Theorie geprüft, dann lernen die Studenten auch nur theore-tisches Wissen“, so Dr. Jana Jünger. „Und wenn wir wollen, dass die Studenten dem Patienten auch eine Diagnose erklären oder am Patienten-bett eine Untersuchung durchführen können, dann müssen wir dafür geeignete und gerechte Prüfungen entwickeln.“ Dieses Ziel hat sich das Kompetenzzentrum für Prüfungen auf die Fah-nen geschrieben, das durch Dr. Jana Jünger ge-leitet wird und an dessen Prüfungsverbund mitt-

lerweile 19 Fakultäten beteiligt sind. „Die meisten Fachbereiche bieten bereits entsprechende praktische Prüfungen an“, berichtet Dr. Huwendiek. Diese sind viel aufwändiger als rein theoretische Tests, mehr Geld bekommen die Fachbereiche dafür jedoch nicht. „Wir sollten dementsprechend eine Leistungsorientierte Mittel-vergabe auch in der Lehre voranbringen“, fordert Dr. Huwendiek.

Aber wie lässt sich Leistung und Erfolg in der Lehre messen? „Die Zufriedenheit der Studierenden und die Examensergebnisse sollten eine Rolle spielen. Eine Bewertung durch erfahrene Dozenten wäre wünschenswert, aber recht aufwendig“, sagt Dr. Stefan Titz. „Wenn wir zeigen können, dass Studenten in einer guten Prüfung eine adä-quate Leistung bringen, dann waren wir gut“, so Dr. Jana Jünger.

Soll jeder Arzt lehren können?

Wie sinnvoll es ist, dass jeder Arzt auch in der Lehre aktiv ist, dazu gehen die Meinungen auseinander. „Lehre ist eine Grundqualif-kation für jeden Arzt, schließlich bildet er in gewisser Weise auch Patienten aus, ebenso medizinisches Assistenzpersonal, später Kollegen und eben auch Studierende“, sagt Dr. Jana Jünger. „Grundsätzlich stimme ich dem zu, es können an einer Universi-tätsklinik jedoch auch Schwerpunkte gesetzt werden“, meint Dr.

Sören Huwendiek. „Entscheidend ist, dass diejenigen, die in Kli-nik, Lehre oder Forschung arbeiten, dies jeweils auf höchstem Ni-veau tun.“

„Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, dass eine Beschäfti-gung in einer Universität eben auch Engagement in der Lehre nach sich zieht“, erklärt dagegen Dr. Titz. Jedoch gibt er zu bedenken: „Bei allen strukturierenden Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität der Lehre wäre es schade, wenn wir am Ende ein so enges Lehrkorsett schnüren, dass wir die besten Abiturienten im Prinzip noch einmal dazu bringen, erneut die Schulbank zu drücken und den besten Dozenten die Freiheit rauben, ihre Stärken auszuspie-len.“

Dass dies nicht nötig sein wird, zeigt der große Erfolg von zehn Jahren HeiCuMed. Die Heidelberger Medizinstudenten schneiden im bundesweiten Vergleich bei den Prüfungen regelmäßig sehr gut ab. Und von der umfassenden Ausbildung proftieren auch die zukünftigen Patienten der Nachwuchsärzte.

Julia Bird

Die Dozenten Jana Jünger, Sören Huwendiek und Stefan Titz über Forderungen und Förderungen in der Lehre

den Aufgaben des Lehrkoordinators Dr. Stefan Titz.

preises für exzellente Lehre in der Medizin 2011 mit dem Prä-sidenten des Medizinischen Fakultätentags, Prof. Dr. Dieter Bitter-Suermann (li.), und Dr. Volker Meyer-Guckel vom Stifter-verband für die Deutsche Wissenschaft. Foto: Regina Sablotny

Dr. Sören Huwendiek (rechts) prüft einen Studenten im Fach Kinderheikunde.

Info

Ob in den bekannten vorklinischen Fächern wie Anatomie oder Biochemie, den klinischen Hauptfächern wie Innere Medizin oder Chirurgie, den Exoten wie z.B. Pharmakokinetik, ob in Vorlesungen oder praktischen Kursen, ob im Präpsaal oder auf Station, ob im Klinikum, den Lehrkrankenhäusern oder Part-nerpraxen: Viele engagierte Menschen tragen zur Ausbildung Heidelberger Medizinstudenten bei. Der KlinikTicker kann in diesem Schwerpunkt nur eine Auswahl vorstellen.

Weitere Informationen:

http://www.medizinische-fakultaet-hd.uni-heidelberg.de/

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