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„Der Arzt wird immer mehr zum Manager – die dafür notwendigen Fähigkeiten vermittelt der Führungskräftekurs“

Professor Dr. Stefan Hardt, Leiter des Herzkatheterlabors in der Medizinischen Klinik

Warum sollte man als Arzt das Führungskräftetraining besuchen? Die medizinische Ausbildung ist nach wie vor sehr auf medizi-nische Inhalte fxiert, sogenannte „soft skills“ werden weiterhin vernachlässigt. Nicht immer entscheidet die fachliche Qualifkati-on allein über den ärztlichen Erfolg – weder im Hinblick auf eine erfolgreiche Patientenbehandlung noch bezüglich der Organisati-on der Abteilung. Vielmehr ist die Art und Weise, mit welchem Ge-schick in der Gesprächsführung, mit welcher Überzeugungskraft, mit welcher Systematik patienten- als auch ablauforientierte Vor-gänge behandelt werden, ein wichtiger Erfolgsparameter, der in vielerlei Hinsicht trainierbar ist. Der Arzt wird somit immer mehr zum Manager – die dafür notwendigen Fähigkeiten vermittelt der Führungskräftekurs.

Gerade der Arztberuf ist durch eine klare hierarchische Ordnung gekennzeichnet. Muss man überhaupt wissen, wie man mit „sei-nem“ Personal umgeht?

Zum Glück zerfallen diese traditionellen Strukturen in der Realität. Auf der einen Seite gibt es zwar immer mehr Experten für be-stimmte Fachgebiete oder Erkrankungen. Um einen Patienten aber optimal behandeln zu können, muss bei komplexen Krank-

heitsbildern heute häufg zunächst in einem teambasierten An-satz die beste Behandlungsstrategie identifziert werden. Ein Bei-spiel aus der kardiovaskulären Medizin ist die Etablierung sogenannter „Heart-Teams“ bestehend aus Kardiologen, Herzchi-rurgen, Anästhesisten und Geriatern. Wir sind im Arztberuf also deutlich mehr auf Interdisziplinarität, fache Hierarchien und in-teraktive Kommunikationsmuster angewiesen als noch früher. Auch der ärztliche Nachwuchs nimmt zunehmend Abstand von den hierarchischen Strukturen und fordert mehr Transparenz und Meinungsvielfalt. Dies erlaubt die Entwicklung von offenen Kom-munikationsstrukturen und verbessert das Arbeitsklima, wovon Mitarbeiter und Patienten gleichermaßen proftieren.

Sie leiten das Herzkatheterlabor in der Medizinischen Klinik. Wel-che Inhalte aus dem Training können sie konkret in Ihrem Arbeits-bereich anwenden?

Themen, die ich umsetzen kann, sind Teamentwicklung, strate-gische Personalentwicklung, Projektmanagement, Gesprächs-führung und Konfiktmanagement. Insgesamt vermittelt das Trai-ning eine Reihe von grundlegenden Themen, die für die erfolgreiche Arbeit innerhalb komplizierter Organisationsstruk-turen, in denen verschiedene Berufsgruppen arbeiten, notwen-dig sind. Erfreulicherweise sind die behandelten Themen über den klinischen Alltag hinaus auch für die Leitung meines For-schungslabors von Nutzen und tragen zum Erfolg der hier durch-geführten Arbeiten bei.

Was hat Ihnen das Führungskräftetraining persönlich gebracht? Ein ganz besonders positiver Aspekt ist der interdisziplinäre An-satz, d.h. neben Ärzten nehmen auch Pfegekräfte, technisches Personal wie auch Mitarbeiter der Verwaltung teil. Da sich die Seminarblöcke auf einen längeren Zeitraum verteilen, lernt man die Kollegen, die man sonst nur durch schriftlichen oder telefo-nischen Kontakt kennt, auch persönlich schätzen und gewinnt mehr Verständnis für die Situation der anderen Berufsgruppen. Es ergibt sich durch diese Kontakte auch immer wieder, dass im Klinikalltag auftauchende Probleme auf kurzem Wege gelöst werden können.

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AUS DER AKADEMIE

Führungskräftetraining

geht in die nächste Runde

Schon jetzt anmelden: Neuer Kurs für Mediziner, Pflegende und Co. startet im Januar 2012

zkatheterlabors arbeitet Professor Stefan Hardt mit vielen ver-sgruppen zusammen. Solch komplizierte Organisationsstruk-enntnisse, die weit über das medizinische Wissen hinausge-hen. Das Führungskräftetraining liefert das richtige Handwerkszeug dazu.

„Die Kunst ist es, die besonderen Fähigkei-ten der Mitarbeiter zu erkennen und für das Team zu nutzen“

Britta Lülsdorf, pfegerische Leitung der Station 1/2 in der Chirurgischen Klinik

Hatten Sie vor Kursbeginn eine Ahnung davon, was man als Führungskraft alles wissen sollte?

Ja, aufgrund meiner Erfahrung als Stations-leitung und vieler Fortbildungen im Vorfeld. Aber aus heutiger Sicht konnte ich mein Wissen im Führungskräftetraining vertiefen und auch Neues dazu lernen. Dies hilft mir in meiner alltäglichen Arbeit. Die Kunst ist es, zu versuchen, die besonderen Fähigkei-ten der Mitarbeiter zu erkennen, zu fördern und für das Team zu nutzen.

Wie viel „Führung“ braucht ein Team? Manchmal mehr und manchmal weniger. Mein Team fordert zum einen Führung ein. Als Stationsleitung bin ich aber auch dafür zuständig, Regeln und Struktur zu geben und diese wiederum von meinen Mitarbei-tern einzufordern. Jeder einzelne Mitarbei-ter ist wichtig für den Erfolg eines Teams.

Machen Sie, seit Sie den Kurs besucht ha-ben, im Umgang mit Ihren Kolleginnen und Kollegen etwas anders?

Anders vielleicht nicht, aber durchaus strukturierter. Da man durch den Kurs mehr Handwerkszeug bekommen hat, ar-beitet man auch effektiver, z.B. bei den Themen Zeit- oder Konfiktmanagement.

Die Stationen in einem Krankenhaus wer-den immer größer, steigende Patienten-zahlen sorgen für mehr Stress und Arbeit. Haben Sie in dem Kurs auch gelernt, wie man damit umgeht?

Der Alltag als Pfegekraft hat sich sehr ge-wandelt, es ist anspruchsvoller und ar-beitsintensiver geworden. Dies stellt eine spannende Herausforderung dar. Bei der Bewältigung helfen ein gutes Zeitmanage-ment – gerade bei vielen nicht planbaren Ereignissen – eine gute Organisation und eine über die Berufsgruppen übergreifen-de Kommunikation.

Was hat Ihnen das Führungskräftetraining persönlich gebracht?

Sehr viel. Vor allem der Austausch mit

den anderen Berufsgruppen war sehr spannend. Man lernt, Dinge auch aus einem anderen Blickwinkel zu beleuch-ten, sich selbst als Führungskraft wahrzu nehmen und sich zu refektieren. Ich per-sönlich habe mir vorgenommen, dass man Dinge ändern sollte, die zu ändern sind, und Dinge sein zu lassen, an denen man nichts ändern kann. Dadurch nimmt man sich nur Energie, die man für anderes nutzen kann.

Christian Fick

>> Hintergrund

Wie löst man Konfikte schonend und konstruktiv? Welche Führungsinstrumente gibt es und wie setzt man diese richtig ein? Und wie leitet man erfolgreich Projekte? Keine Frage – Führungskräfte befnden sich heute in einem Spannungsfeld zwischen den individu-ellen Interessen der einzelnen Mitarbeiter und den strukturellen Anforderungen der Orga-nisation. Die Seminarreihe, die es bereits seit 2003 gibt, lehrt Führungskräfte mit diesen Herausforderungen umzugehen. Mittlerweile haben rund 180 Mediziner, Pfegekräfte und Verwaltungsangestellte den Kurs absolviert und davon – wie die zahlreichen Rückmel-dungen zeigen – auch persönlich proftiert. Aber auch dem Klinikum kommen die neu erworbenen Führungsqualitäten ihrer Mitarbeiter zugute. Denn die Beschäftigten sind das wichtigste Kapital eines jeden Unternehmens – und nur wenn diese zufrieden sind und ihre Arbeit schätzt wird, bleiben sie dem Betrieb auf lange Sicht erhalten.

>> Mehr zum Thema

Anmeldung:

Akademie für Gesundheitsberufe Gabriele Baumhard

Tel.: 8301 (Sekretariat) bzw. 8986 Email: afg.ibf@med.uni-heidelberg.de

Form und Dauer der Qualifkation Die Fortbildungsreihe für Führungskräfte an Klinikum und Akademie für Gesund-heitsberufe fndet in elf Modulen statt, die ein oder zwei Tage dauern. In jedem Modul wird ein Thema behandelt und abgeschlossen. Beginn ist am 26./27. Januar 2012 (Thema: „Grundlagen von Führung“), die letzte Veranstaltung steigt am 13./14. Dezember („Die Füh-rungskraft als Coach“). Die Module kön-nen auch einzeln gebucht werden.

Weitere Informationen:

www.afg-heidelberg.de/Fortbildung

Britta Lülsdorf arbeitet nach Absolvierung des Führungskräftetrainings strukturierter und effektiver. Einzelne Mitarbeiter ver-sucht sie, gezielt zu fördern – wie hier in einem Mitarbeitergespräch.

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