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03 2011

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KLINIKUM AKTUELL

Medizinstudenten in Heidelberg sind heute bei weitem nicht mehr nur „Einser-Abiturienten“. Seitdem die Medizinische Fakultät 2007 im Auswahlverfahren den Test für Medizinische Studiengän-ge TMS, den sogenannten „Medizinertest“, wertet, schaffen es auch Bewerber mit einem Abiturdurchschnitt bis zu 2,3 durch ein sehr gutes Testergebnis auf einen der begehrten Studienplätze in Heidelberg. Und die Auswahl kommt dem Studienerfolg zugute: Die Studierenden sind, das haben jetzt erste Auswertungen ge-zeigt, besonders motiviert, brechen seltener das Studium ab und haben zum Teil bessere Prüfungsergebnisse in den ersten Seme-stern als Kommilitonen mit besserem Abitur.

Eine weitere Konsequenz der TMS-Gewichtung: In Heidelberg ist das Verhältnis von männlichen und weiblichen Studierenden mitt-lerweile fast ausgeglichen, im Gegensatz zu der Mehrzahl der Medi-zinischen Fakultäten in Deutschland, wo der Frauenanteil bei bis zu 70 Prozent liegt. „Vermutlich kommen die Abitur-Anforderungen Schülerinnen besonders entgegen, während männlichen Testteil-nehmern eher der Test liegt“, sagt Privatdozentin Dr. Martina Kad-mon. Als Leiterin der Koordinierungsstelle an der Medizinischen Fakultät hat sie wesentlich zur Einführung des TMS beigetragen und ist zudem für seine wissenschaftliche Evaluation zuständig.

Benjamin Thaler (24) und Sanjar Bekeran (23) studieren im2. Seme-ster Medizin in Heidelberg. Ihr hervorragendes Testergebnis hat ih-nen einen Platz verschafft, da der Abi-Schnitt von 2,2 nicht ausge-reicht hätte. Thaler hat sich nach demAbitur zumPhysiotherapeuten

ausbilden lassen, was ebenfalls positiv angerechnet wurde, Beke-ran in einer Arztpraxis hospitiert.

Erst ihr überragendes Testergebnis hat ihnen den Einstieg in Heidel-berg ermöglicht, denn nur hier und an der Medizinischen Fakultät Mannheim wird dem Testergebnis derart Rechnung getragen. Ne-ben anderen Kriterien wie einer abgeschlossenen medizinnahen Berufsausbildung, einem Freiwilligen Sozialen Jahr sowie kompeti-tiven bildungsbezogenen Preisen wie „Jugend forscht“ wird er zu 39 Prozent angerechnet. „Wir sind davon überzeugt, dass wir dadurch einem viel breiteren Kandidatenprofl die Chance auf einen Studi-enplatz einräumen und dadurch auch ein breiteres Spektrum an Ärzten ausbilden“, erklärt Studiendekan Professor Dr. Franz Resch.

Breiteres Spektrum an jungen Ärzten

Der auf Multiple Choice beruhende TMSwar in den neunziger Jahren als verbindlicher Test für die Medizinerauswahl bundesweit einge-setzt worden. Mit dem Rückgang der Bewerber wurde er jedoch auf-gegeben. Als 2007 die Fakultäten für 60 Prozent der Studenten eine eigene Auswahl treffen konnten, beschlossen die baden-württem-bergischen Fakultäten den Test in überarbeiteter Formwieder einzu-führen. Ab 2012 werden 13 der insgesamt 34 Medizinischen Fakul-täten teilnehmen. 2011 meldeten sich 11.353 Kandidaten zu dem bundesweit durchgeführten TMS an. Der TMS ist anspruchsvoll: In

sechs Stunden sind neun Testteile zu bearbeiten. So geht es um Erkennen komplexer Muster, räum-liches Vorstellungsvermögen, Gedächtnisleistung, rasche Auffassungsgabe, Konzentration und Sorgfalt sowie natur-wissenschaftliche Grundkenntnisse. Benjamin Thaler und Sanjar Bekeran sind sicher: Der Test prüft Kompetenzen, die von ihnen im Medizinstudium gefordert werden.

In der Heidelberger Fakultät wird nun untersucht, wie sich die TMS-Studenten während des Studiums entwickeln. Beim Studien-abbruch gab es bereits eindeutige Ergebnisse: Wer über die ZVS-Quoten, insbesondere die Wartezeit, zugelassen wurde, brach das Studium eher ab als TMS-Einsteiger. „Wir haben gesehen, dass das Alter beim Einstieg ins Medizinstudium eine wichtige Rolle spielt,“ erklärt Martina Kadmon. „Jüngere halten eher durch als Studenten und Studentinnen, die ihr Studium später aufnehmen.“

Annette Tuffs

Medizinische Fakultät setzt mit Erfolg auf den Medizinertest

In Heidelberg studieren längst nicht mehr nur Einser-Abiturienten und das Verhältnis Männer-Frauen wird allmählich ausgeglichen

Martina Kadmon.

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