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03 2011

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PERSONALIEN / FORSCHUNG

Schädlingsbekämpfer: Bei diesem Wort denkt man sofort an ei-nen Mann mit Schutzanzug, Gasmaske und Giftspritze in der Hand. Doch mit diesem Bild hat Volker Flory genauso wenig ge-mein wie mit dem Hobby-Kammerjäger, dessen Mausefallen im Keller regelmäßig ins Leere schnappen. Wenn in einer der 188 Rat-tenboxen, die der Schädlingsbekämpfer am Klinikum kontrolliert, nur der Köder fehlt, ist das so gewollt: Bis das Gift im Bauch der Nager wirkt, dauert es zwei bis drei Tage.

Seit Sommer vergangenen Jahres macht sich Flory auch auf die Jagd auf Wespen in Rollladenkästen, Silberfschen in Patienten-zimmern und Kakerlaken in Kantinen. Doch mit einem Vorurteil räumt der 47-Jährige gleich einmal auf: „Schaben in einer Küche sind kein Hinweis auf mangelnde Sauberkeit. Das kann überall dort vorkommen, wo Lebensmittel verarbeitet werden.“

Chemie-Keule ist tabu

Der geprüfte Schädlingsbekämpfer muss es wissen: Er rasselt auf Nachfrage nicht nur die Unterschiede zwischen Amerikanischer, Orientalischer und Deutscher Schabe herunter, sondern kennt auch 23 verschiedene Gesetze und Rechtsvorschriften sowie die Artenschutzbestim-mungen. Seit 1984 arbeitet er am Klinikum, seit 1990 ist er staatlich geprüfter Desinfektor, seit

2002 hat er den Meisterbrief als Schädlingsbekämpfer.„Das ist manchmal richtige Detektivarbeit“, beschreibt Flory seinen Job. Nicht nur, dass die meisten Schädlinge nachtaktiv und nur schwer zu entdecken sind; an einem Ort wie dem Klinikum darf die Che-mie-Keule nicht ohne weiteres ausgepackt werden: „Ich spritze fast nie etwas.“ Der Sherlock Holmes für Ungeziefer hat andere Tricks auf Lager – wie zum Beispiel bei den Mardern, die auf dem Dach der Kopfklinik ihr Unwesen trieben. Direkt darunter liegen die OP-Säle, in die giftige Flüssigkeiten oder Gase über die Lüf-tungsanlage eindringen könnten.

Sterillium vertreibt Marder

Florys Lösung war geradezu genial einfach: Desinfektionsmittel. „Sterillium wird im OP sowieso benutzt, und es hat eine absto-ßende Wirkung auf die Marder“, erklärt er. Bei Silberfschen reicht dagegen schon ein kleiner Tropfen „Fressgel“, um ihnen den Garaus zu machen – für Menschen völlig ungefährlich. Und Tauben ver-grämt der Schädlingsbekämpfer mit aufrecht stehenden Drahtnä-geln und Netzen, wie man sie auch von Bahnhofsdächern kennt.

Mehr Sorgen machen Flory da die gelben Asiatischen Marienkäfer, weil sie die einheimischen Exemplare auffressen – oder die Pha-rao-Ameisen, die so winzig sind, dass sie durch jede noch so klei-ne Ritze passen und man sie mit bloßem Auge kaum erkennt. Aber auch diese Insekten bekommt Volker Flory in den Griff, in Zukunft sogar mit Hilfe des Computers: Zurzeit erarbeitet er mit dem Zen-trum für Informations- und Medizintechnik (ZIM) eine digitale Kar-te, mit dessen Hilfe sich alle Fallen kontrollieren lassen.

Simon Scherrenbacher

>> Kontakt

Volker Flory

Tel.: 35569, Fax: 33492

E-Mail: Volker.Flory@med.uni-heidelberg.de

Der Schädlingsbekämpfer des Klinikums leistet auf der Jagd nach Ratten und Silberfischen echte Detektivarbeit

Sherlock Holmes für Ungeziefer

Volker Flory ko der 188 Ratten dem Gelände aufgestellt sind

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