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03 2011

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KLINIKUM AKTUELL

Daniel Pohlmann hat in seiner siebenjährigen Laufbahn als Kran-kenpfeger schon viel gesehen. Auf der Transplantationsstation der Chirurgischen Klinik versorgt der 30-Jährige schwerkranke Pa-tienten. Doch was Pohlmann im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf sah, war auch für ihn neu: Ärzte und Pfegende im Dau-ereinsatz und Patienten, die „morgens mit Durchfall eingeliefert wurden und abends bereits im Nierenversagen lagen“.

Daniel Pohlmann ist einer von fünf Heidelberger Pfegeexperten, die sich Anfang Juni für 14 Tage nach Hamburg-Eppendorf auf-machten, um dort Kollegen bei der Betreuung von EHEC- und HUS-Patienten zu unterstützen. Vorangegangen war ein offzielles Hilfe-gesuch aus Hamburg, das an Pfegedirektor Edgar Reisch herangetragen worden war. Sein Hamburger Kollege Joachim Prölß hatte ihn persönlich angerufen und von der angespannten Situati-on berichtet. Für Reisch war es selbstverständlich, Mitarbeiter nach Hamburg zu entsenden, um die Kollegen auf den Intensivsta-tionen bei der Betreuung der Patienten zu unterstützen.

Freiwillige aus dem Pfegedienst, die bereits drei Tage später den Weg nach Hamburg antraten, waren schnell gefunden – neben Pohlmann meldeten sich Tatjana Hölzle (Chirurgie), Esther Oetter-mann (Neurologie), Katrin Klinger (Medizinische Klinik) und Jür-gen Knapp (Orthopädie). Nachdem sie aus Hamburg zurückge-kehrt waren, berichteten sie dem Klinikticker.

Überrascht zeigten sich Pohlmann und die anderen – neben der Tatsache, dass auch junge Menschen erkrankt sind – vor allem von dem schnellen Krankheitsverlauf und den schweren neurolo-gischen Symptomen. „Dass ein Keim so etwas auslösen kann, habe ich noch selten erlebt“, waren sich alle einig. Daniel Pohl-mann erzählt: „Es gab eine 75-Jährige, die stundenlang nach ihrer Mutter geschrien hat.“ Andere Patienten litten un seitigen Lähmungen ähnlich wie nach einemSchla fall oder konnten sich an nichts mehr erinnern. O er sich mit Patienten darüber unterhalten habe, was sie vor der Infektion gegessen hatten? „Die Patienten, die ich betreut habe, waren stark verwirrt und konnten keinen klaren Gedanken fassen“, erzählt Jürgen Knapp, „an eine nor-

male Unterhaltung war nicht zu denken.“ Dafür berichteten andere Patienten, die nicht auf der Intensivstation behandelt wurden, Sprossen gegessen zu haben. Angst vor einer mögliche Infektion hatte Knapp, der seit 15 ren auf der Intensivstation in der Orthopä-die arbeitet, nicht: „Man weiß ja, was auf einen zukommt und wie man sich schützen kann.“

„Wenn man gebraucht wird, ist es selbstverständlich, zu helfen“

Esther Oettermann, Krankenschwester auf der Neurologischen In-tensivstation in der Kopfklinik, sah die Fahrt in die Hansestadt von Anfang an als persönliche Chance, sowohl in einer Krisensituation zu helfen als auch eine andere Klinik kennen zu lernen. Diese Ein-schätzung hat sich für Oettermann bestätigt: „Für mich war es wichtig zu sehen, dass man als Krankenschwester überall arbeiten kann.“ Fast ohne Einarbeitung versorgte sie die ihr anvertrauten Patienten auf der Intensivstation weitgehend selbstständig – auch wenn die Abläufe auf der Station komplett neu für sie waren. In der Zukunft würden sich die fünf Pfegenden in einer ähnlichen Situation genauso verhalten. „Wenn man gebraucht wird, ist es selbstverständlich, zu helfen“, sind die Heidelberger überzeugt.

Christian Fick

„Dass ein Keim so etwas auslöst, habe ich selten erlebt“

Zurück aus Hamburg: Heidelberger Pflegende berichten über ihre Erfahrungen bei der Behandlung von EHEC- und HUS-Patienten

epersonal vor linikum Ham-v.l.): Tatjana Jürgen Knapp Katrin Klinger ). Foto: Univer-burg-Eppendorf

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