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TITELTHEMA
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schlägt Alarm: In zehn Jah-
ren wird die Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) die
dritthäufigste Todesursache sein, die Behandlungsmöglichkeiten
sind nach wie vor begrenzt (siehe Info). Auch Forscher aus Deutsch-
land beobachten diese Entwicklung seit einigen Jahren mit zuneh-
mender Besorgnis. „Diese Erkrankung ist noch nicht ausreichend
gut verstanden, um echte Heilungserfolge erzielen zu können“, be-
tont Professor Dr. Felix Herth, Leiter der Abteilung für Pneumologie
und Beatmungsmedizin an der Thoraxklinik.
3.000 Patienten in drei Jahren
Um mehr über die COPD zu erfahren, werden seit Jahresanfang im
Rahmen der COSYCONET Studie systematisch Daten zu der Erkran-
kung gesammelt. In der Rhein-Neckar Region – Studienzentrum ist
hier die Thoraxklinik – hat die Datenerhebung bereits im Januar
begonnen. Nach und nach beteiligen sich insgesamt 22 Studien-
zentren in ganz Deutschland. In den kommenden drei Jahren sol-
len 3.000 Patienten untersucht werden. „Unser Ziel ist es, neuar-
tige und praxistaugliche Konzepte für Prävention, Diagnostik,
Verlaufskontrolle und Therapie zu entwickeln“, erklärt Privat-Do-
zent Dr. Michael Kreuter, Oberarzt in der Abteilung für Pneumolo-
gie und Beatmungsmedizin. Innerhalb eines Zeitraumes von 18
Monaten werden die Studienteilnehmer dreimal gründlich unter-
sucht, festgestellt wird neben dem allgemeinen Gesundheitszu-
stand auch Schweregrad und Entwicklung der COPD sowie der Zu-
sammenhang mit bestehenden Begleiterkrankungen.
Durchgeführt wird die COSYCONET Studie im Rahmen der For-
schungstätigkeit des Kompetenznetzes Asthma und COPD. Der
Verbund von Universitäten, wissenschaftlichen Instituten und
Studienzentren aus ganz Deutschland wird für zunächst drei
Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) finanziert.
red
Erste deutschlandweite
COPD-Studie
beginnt in
der Rhein-Neckar Region
Thoraxklinik eines von bundesweit 22 Studienzentren
>> Info
Hinter der Abkürzung
COPD
verbirgt sich der englische Begriff
„Chronic Obstructive Pulmo-
nary Disease“
(„Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung“). Sie ist ein Sammelbegriff für
die chronisch-obstruktive Bronchitis und das Lungenemphysem. Bei der Erkrankung, die
mit Atemnot, Husten und Auswurf einhergeht, tritt eine Verengung der Atemwege auf, die
nicht medikamentös behandelbar ist und chronisch verläuft. Parallel dazu treten Entzün-
dungsreaktionen auf, die durch Partikel oder Gase ausgelöst werden. Hauptursache ist die
Belastung der Atemwege durch Giftstoffe, etwa 90 Prozent der Patienten, die an einer COPD
erkranken, waren oder sind Raucher. Die COPD ist nicht heilbar und kann nur durch die
Vermeidung der Inhalation giftiger Substanzen vermieden wird. Behandelt wird die Erkran-
kung mit verschiedenen meist zu inhalierenden Medikamenten sowie mit entzündungs-
hemmenden Mitteln.
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden weltweit aktuell 80 Millionen Men-
schen an COPD, in Deutschland gehen Experten von 5,9 Millionen betroffenen Patienten
allein in der Gruppe von über 40Jährigen aus. Somit ist die COPD die häufigste erworbene
chronische Lungenerkrankung bei Erwachsenen. Weltweit ist die COPD die vierthäufigste
Todesursache. Die WHO erwartet, dass die Sterblichkeit bis zum Jahr 2020 an die dritte
Stelle der weltweiten Statistik für Todesursachen vorrücken wird.
Eine COPD-Patientin beim Lungenfunkti-
onstest. Die Mediziner erhoffen sich von
der Studie neue Erkenntnisse zur chro-
nisch obstruktiven Lungenerkrankung.