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Wissenschaftler aus ganz Deutschland ha-
ben sich zusammengeschlossen, um neue
Therapieansätze für eine seltene und un-
heilbare Erkrankung, die systemische
Leichtketten-Amyloidose, zu entwickeln.
Das Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) fördert den Forschungs-
verbund, der vom Amyloidose-Zentrum des
Klinikums aus koordiniert wird, in den kom-
menden drei Jahren mit 1,7 Millionen Euro.
Die systemische Leichtketten-Amyloidose
wird durch eine Erkrankung des Knochen-
marks (z.B. Multiples Myelom) verursacht:
Dort bilden veränderte Immunzellen feh-
lerhaft geformte Eiweiße – die namensge-
benden Leichtketten – und geben diese
ins Blut ab. Die Eiweiße lagern sich als
Amyloid in den Organen ab und schädigen
diese dauerhaft. Selbst wenn es mit Hilfe
einer Chemotherapie gelingt, die weitere
Bildung von Amyloid zu stoppen, kann der
Körper bereits eingelagertes Amyloid nur
in geringem Maße abbauen, die Organe
erholen sich meist nicht vollständig. Be-
sonders die Prognose bei fortgeschritte-
nem Herzbefall ist sehr schlecht.
„Was fehlt, ist ein Behandlungsverfahren,
um das Amyloid im Körper zu lösen bzw.
die Leichtketten daran zu hindern, sich in
den Organen festzusetzen“, erklärt Privat-
dozent Dr. Stefan Schönland, Sprecher
und Koordinator des Verbunds GERAMY
(GERman consortium for systemic light-
chain AMYloidosis). Das wollen die Grup-
pen aus Heidelberg, Kiel, Halle, München
und Berlin nun ändern, indem sie Aufbau
und Struktur des Amyloids erforschen, An-
satzpunkte für Medikamente identifizie-
ren, Wirkstoffe entwickeln und testen. Die
erste Substanz, die u.a. im Rahmen einer
klinischen Studie am Klinikum untersucht
werden soll, ist ein Inhaltsstoff aus Grü-
nem Tee, das Epigallocatechingallat
(EGCG).
TB
Eiweißablagerungen auflösen –
Organschäden verhindern
Neuer Forschungsverbund Amyloidose entwickelt
Therapieansätze für bislang unheilbare Erkrankung
Gewebeschnitt eines Herzens: Die schäd-
lichen Eiweißablagerungen – das Amyloid –
sind leuchtend rot gefärbt, schwarz die Zell-
kerne der Herzmuskelzellen.
Ein neues Ultraschallverfahren, das bei Amyloidose Eiweißablage-
rungen im Herzen früher und zuverlässiger anzeigt als gängige
Methoden, hat ein Ärzteteam um Professor Dr. Stefan Hardt, Abtei-
lung für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie, und Privatdo-
zent Dr. Stefan Schönland, Abteilung für Hämatologie und Onkolo-
gie, entwickelt. Den diagnostischen Vorteil belegten sie im
Rahmen der bislang größten Studie zu Leichtketten-Amyloidose
mit 206 Patienten. „Bei einer früheren Diagnose könnten wir eher
mit der Behandlung beginnen und das Herz so eventuell länger
funktionsfähig erhalten“, hofft Professor Hardt. Die gängigen
Ultraschallverfahren erfassen nachlassende Pumpkraft oder Ver-
dickungen des Herzmuskels – Anzeichen eines bereits geschä-
digten Herzens. Mit der neuen Methode messen die Ärzte, wie
sich der Herzmuskel während der Kontraktion verformt: So lässt
sich eingelagertes Amyloid bereits erkennen, bevor die Herz-
schwäche einsetzt. (Veröffentlicht im “Journal of the American Col-
lage of Cardiology”)
TB
Herzschäden bei Amyloidose früher erkennen
Neue Ultraschalldiagnostik zeigt Eiweißeinlagerungen an
Echokardiographisches Bild eines gesunden Herzens (A) und einer kar-
dialen AL-Amyloidose (B) mit deutlicher Verdickung der Herzwände
und erhöhter Echogenität der Herzmuskulatur.