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AUS DER FORSCHUNG
Ein Behandlungsansatz
bei bestimmten Lym-
phomen ist die Radioim-
muntherapie, bei der ra-
dioaktive
Substanzen
mittels spezieller Eiweiße
(Antikörper) direkt in die Krebszellen
transportiert werden und sie zerstören.
Die Therapie kommt bisher nur in Einzel-
fällen bei wiederkehrender Lymphom-
erkrankung zum Einsatz. PD Dr. Jürgen
Krauß vom NCT und Prof. Dr. Uwe Haber-
korn, Abteilung für Nuklearmedizin an der
Radiologischen Klinik, haben nun ein Pro-
jekt gestartet, um diese Therapieform zu
verbessern und die Einsatzmöglichkeiten
zu erweitern. Die José Carreras Leukämie-
Stiftung e.V. fördert das Vorhaben zwei
Jahre lang mit insgesamt 184.000 Euro. In
Vorarbeiten hat das Team ein neues Träger-
eiweiß aus gentechnisch hergestellten An-
teilen von Antikörpern, die gezielt an Lym-
phom- und Leukämiezellen binden,
entwickelt. Diese „Diabodies“ sind kleiner
als gängige Antikörper und verteilen sich
deshalb vermutlich günstiger im Organis-
mus. Die Forscher prüfen nun im Tierver-
such u.a., ob die Diabodies zuverlässiger
zu den Tumorzellen gelangen und weniger
Nebenwirkungen verursachen als gängige
Radioimmuntherapeutika.
TB
Weniger Nebenwirkungen bei Radioimmuntherapie
José Carreras Leukämie-Stiftung fördert Entwicklung neuer Wirkstoffe mit 180.000 Euro
Antikörper (grün) binden an
Tumorzellen (Bild links) und
werden von diesen – bei der
Radioimmuntherapie
samt
radioaktiven Substanzen –
aufgenommen (Bild rechts).
Bei schweren Formen der chronischen Lungenerkrankung Asthma bronchiale fehlt ein be-
stimmtes Transportprotein, das zur Verdünnung des Lungensekrets beiträgt. Der Schleim
löst sich nicht und kann die Atmung lebensgefährlich behindern. Das haben Wissen-
schaftler um Professor Dr. Marcus Mall, Zentrum für Translationale Lungenforschung Hei-
delberg, und der Medizinischen Hochschule Hannover im Tiermodell herausgefunden.
Das Projekt ist eine Kooperation des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL). Die
Ergebnisse sind im „Journal of Clinical Investigation“ veröffentlicht.
Asthma zählt zu den häufigsten chronischen Erkrankungen in Deutschland: Rund zehn
Prozent aller Kinder und fünf Prozent der Erwachsenen sind betroffen. Die Wissenschaft-
ler untersuchten an Mäusen den Einfluss des Proteins SLC26A9, einem sogenannten
Chloridkanal in den Zellen der Atemwegsschleimhäute, auf den Schweregrad des Asth-
mas: Das Protein transportiert bei der allergischen Entzündung der Atemwege Chlorid aus
der Schleimhaut in das Lungensekret, Wasser strömt nach und befeuchtet das Sekret – es
löst sich. Bei Mäusen mit Asthma, die SLC26A9 nicht bilden können, steigt der Chlorid-
Transport nicht an. In ihren Lungen entstehen Schleimpfropfen wie bei Menschen mit
schwerem therapieresistentem Asthma. Das Team zeigte zudem, dass Kinder mit Fehlern
im genetischen Bauplan des Proteins ein erhöhtes Asthmarisiko haben. In Zukunft könnte
ein Wirkstoff, der SLC26A9 aktiviert, Patienten helfen, bei denen bisherige Therapien
nicht anschlagen.
TB
Asthma bronchiale:
Neuer Therapieansatz entdeckt
Fehlt ein bestimmtes Protein löst sich der Schleim nicht
Mütter, die in ihrer Kindheit oder Jugend
selbst Opfer von Missbrauch und Vernach-
lässigung durch enge Bezugspersonen
wurden, leiden ein Leben lang unter den
Folgen. Häufig geben sie diese Miss-
brauchserfahrungen an ihre eigenen Kin-
der weiter. Das neue Forschungsprojekt
„Von Generation zu Generation: Den Teu-
felskreis der Traumatisierung verstehen
und durchbrechen“ hat zum Ziel, die Ursa-
chen dieses Kreislaufs besser zu verstehen
und Therapieansätze zu entwickeln. Kin-
desmissbrauch soll so letztendlich verhin-
dert und den betroffenen Familien gehol-
fenwerden. Neben Forschern des Zentrums
für Psychosoziale Medizin (Projektspre-
cher: Professor Dr. Romuald Brunner), der
Medizinischen Biometrie und Informatik
und dem Koordinierungszentrum für Kli-
nische Studien sind Wissenschaftler aus
Berlin, Aachen und Magdeburg beteiligt.
Das Projekt wird mit 2,1 Millionen Euro
vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) gefördert.
JB
Traumatisierung
Teufelskreis durchbrechen