Psychologische Aspekte der Entscheidungsfindung
Die mögliche Einführung von genomischem Neugeborenenscreening (gNBS) in Deutschland könnte weitreichende Folgen für die Risikowahrnehmung und die Entscheidungsprozesse der Eltern und Familien haben. Psychologische Daten zum gNBS sind derzeit noch spärlich, und die Forschung stammt überwiegend aus Nordamerika. Im psychologischen Teilprojekt möchten wir auf die Meinungen, Bedürfnisse und Werte verschiedener Interessensgruppen und die Entscheidungsprozesse von Eltern im Zusammenhang mit gNBS-Programmen in Deutschland fokussieren.
Entscheidungsfindung und Kommunikation in der Familie
Entscheidungen bezüglich gNBS können neben Eltern und Kind auch weitere Verwandte betreffen und berühren Fragen wie u.a. die Familienplanung und Aufklärung einzelner Familienmitglieder. Die Kommunikation in der Familie ist daher zentral.
Wichtige Fragen, mit denen Familien im Kontext von gNBS konfrontiert werden, sind:
- Wie denken wir persönlich über die genetische Determination von Krankheiten?
- Haben wir persönliche Erfahrungen in der eigenen Familiengeschichte mit dem Umgang von Krankheiten?
- Wer sollte an der Entscheidung beteiligt sein, ob ein Test gemacht wird?
- Wer sollte über welche Ergebnisse informiert werden?
- Wie würden wir mit einem schwierigen Ergebnis umgehen?
Im Rahmen unseres Teilprojekts untersuchen wir, welche dieser Fragen von Einzelpersonen beantwortet werden können oder sollen und wann es hilfreich sein kann, die Familie gemeinsam anzusprechen.
Einflussfaktoren für die Entscheidungsfindung
Im Kontext von gNBS stehen verschiedene Entscheidungen an – sowohl vor dem Screening (z. B., ob ein Screening durchgeführt wird, über welche Ergebnisse informiert werden soll) als auch nach dem Screening (z. B., ob und welche möglichen Ergebnisse an Verwandte kommuniziert werden). Im Teilprojekt Medizinische Psychologie untersuchen wir, welche Faktoren bei den verschiedenen Entscheidungen von Eltern bezüglich genetischer Tests in der Pädiatrie allgemein und bezüglich gNBS spezifisch, eine Rolle spielen.
Umgang mit Unsicherheit und Wahrnehmung von Risiken
Die potenzielle Ausweitung von NBS geht mit Informationen und Wahrscheinlichkeitsraten zu Erkrankungsrisiken vieler genetischer Erkrankungen einher. Solche Wahrscheinlichkeitsraten können unter Umständen schwierig zu interpretieren zu sein oder die Eltern könnten verunsichert sein, wie denn nun konkrete nächste Schritte für sie aussehen können. Uns interessieren die Bedürfnisse der Familien im Umgang mit solchen möglichen Unsicherheiten im Kontext von gNBS.
Team
Prof. Dr. Beate Ditzen
Prof. Dr. phil. Beate Ditzen ist Direktorin des Instituts für Medizinische Psychologie.
Dr. Julia Mahal
Dr. phil. Julia Mahal ist akademische Mitarbeiterin am Institut für Medizinische Psychologie.
Elena Sophia Doll M.Sc.
Elena Sophia Doll M.Sc. ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Institut für Medizinische Psychologie.
Carlotta Julia Mayer M.Sc.
Carlotta Julia Mayer M.Sc. ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Institut für Medizinische Psychologie.