Kliniken &… Kliniken Psychosoziale Medizin… Heidelberger Institut… Forschung Forschungsprojekte am…

Forschungsprojekte am HIP

Forschungsarbeiten demonstrieren mittels longitudinaler und randomisiert-kontrollierter Studiendesigns die Wirksamkeit psychodynamischer Therapieverfahren und die Nachhaltigkeit therapeutisch erreichter Veränderungen (Leichsenring & Steinert, 2019). Sie weisen jedoch auch auf den Bedarf an weiterer Forschung hin. Diese beschäftigt sich neben der Wirksamkeit psychodynamischer Psychotherapie für verschiedene Patient*innen-Gruppen auch zunehmend mit Prozess-Ergebnis-Zusammenhängen.

Auch im Bereich der systemischen Therapie gibt es genügend Studien, die die Wirksamkeit der Behandlung bei verschiedenen Patient*innengruppen belegen. (Pinquardt et al., 2016, Sydow et al., 2010). Hier gibt es interessante weitere Fragestellungen, wie zum Beispiel zu Faktoren der Wirksamkeit, Unterschiedlichkeit des Ansprechens, Zeitverläufen oder Art des Settings, die vertiefend untersucht werden sollten.

Die Forschungsprojekte am HIP lassen sich in die Bereiche Ausbildungsforschung und Psychotherapieprozessforschung einteilen. Eine Übersicht können Sie der folgenden Tabelle entnehmen.

Psychotherapieprozessforschung

  • Sprachliche Manifestation von Widerstand in der psychodynamischen Psychotherapie (DFG-gefördertes Projekt)
  • „Questions and answers in psychodynamic psychotherapy”: Eine interdisziplinäre Untersuchung von Fragetypen und Antwortreaktionen in Abhängigkeit von Patient*innen-Merkmalen
  • Förderung von Agency-Erleben in der Anfangsphase psychodynamischer Psychotherapien (BEGIN-Studie)
  • Strukturelle Fähigkeiten zur Selbst- und Beziehungsregulation als Mediator des Zusammenhangs zwischen berichteten Kindheitserfahrungen und dem Therapie-Outcome
  • Vergleich von Psychotherapieverläufen von Patient*innen mit Angststörungen und Patient*innen ohne Angststörungen in Abhängigkeit von Strukturniveau und Kindheitserfahrungen
  • Entwicklung von Modellen zur Vorhersage des Psychotherapieerfolges mit maschinellem Lernen
  • Symptomverläufe bei ambulanten systemischen Therapien in verschiedenen Diagnosegruppen
  • Vergleichsstudien zu Behandlungsverläufen in tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie und systemischer Therapie
  • Linguistische Untersuchungen der Therapiesitzungen
  • Übersetzung und Validierung des Systemic Inventory of Change (STIC®)
  • Veränderungen privater und beruflicher Beziehungen bei Therapien im Einzelsetting
  • Therapeutische Allianz aus Sicht von Patient*innen und Therapeut*innen

 

Ausbildungsforschung

  • Konzeption, Implementierung und Evaluation eines longitudinalen Curriculums zur Vermittlung und praktischen Prüfung psychodynamischer Interventionskompetenzen in der Ausbildung Psychologischer Psychotherapie (DYNAMIK-Studie, gefördert von der Köhler-Stiftung)
  • Videogestützte Supervision in der Psychotherapieausbildung
  • Vergleichsstudien zu den Ausbildungsgängen tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und systemische Therapie
  • Meaningful moments“ in der systemischen Approbationsausbildung

Informationen zu wissenschaftlichen Publikationen aus der HIP-Forschung finden Sie unter den folgenden Reitern:

Therapeutic Agency (TA) bezeichnet das patientenseitige subjektive Erleben eigener Einflussmöglichkeit innerhalb eines therapeutischen Prozesses. Ziel war die Entwicklung und die psychometrische Validierung eines Fragebogens zur deren Messung. Die Ergebnisse zeigen, dass dieses Konstrukt mit dem TAI reliabel, valide und veränderungssensitiv gemessen wird. Therapeutic Agency zeigt dabei erwartbare Zusammenhänge mit anderen psychotherapeutischen Prozessfaktoren wie Selbstwirksamkeitserwartungen, Kontrollüberzeugungen, geringerem psychischen Leidensdruck und Depressionswerten. Positive Veränderungen bezüglich der TA eines Patienten im Verlauf einer Psychotherapie können dabei das therapeutische Ergebnis vorhersagen.

Huber, J., Nikendei, C., Ehrenthal, J. C., Schauenburg, H., Mander, J., & Dinger, U. (2019). Therapeutic Agency Inventory: Development and psychometric validation of a patient self-report. Psychotherapy Research, 29(7), 919–934.https://doi.org/10.1080/10503307.2018.1447707

Diese Untersuchung hatte zum Ziel, die Zusammenhänge zwischen der erlebten therapeutischen Agency (eigene Wirksamkeit) von Patient*innen, dem beobachtbaren Verhalten während einer Therapiesitzung und der Qualität der Patient-Therapeut Interaktion zu untersuchen. Die Ergebnisse zeigen, dass höhere Agency mit einer besseren therapeutischen Arbeitsbeziehung verknüpft ist. Patient*innen, die sich in ihrer Therapie selbstwirksamer erlebten, nahmen aktiver an ihrer Therapie teil und zeigten sich seltener feindselig. Die Direktivität des*der Therapeut*in hatte dabei keinen Einfluss auf die erlebte „Agency“ des*der Patient*in. 

Huber, J., Born, A. K., Claaß, C., Ehrenthal, J. C., Nikendei, C., Schauenburg, H., & Dinger, U. (2019). Therapeutic agency, in-session behavior, and patient-therapist interaction. Journal of Clinical Psychology75(1), 66–78. https://doi.org/10.1002/jclp.22700

Einsicht bezeichnet das subjektive Verständnis von Zusammenhängen zwischen vergangenen und gegenwärtigen Erfahrungen, charakteristischen Beziehungsmustern und der Beziehung zwischen interpersonellen Schwierigkeiten, emotionalem Erleben und psychischen Symptomen. Die Ergebnisse dieser Meta-Analyse zeigen einen signifikanten mittleren Zusammenhang zwischen Einsicht im Verlauf einer Psychotherapie und dem therapeutischen Ergebnis.

Jennissen, S., Huber, J., Ehrenthal, J. C., Schauenburg, H., & Dinger, U. (2018). Association between insight and outcome of psychotherapy: Systematic review and meta-analysis. American Journal of Psychiatry175(10), 961–969.https://doi.org/10.1176/appi.ajp.2018.17080847

Die Effekte von Peer-Rollenspielen und der Arbeit mit Simulationspatient*innen im Rahmen eines Interventionsseminars zur Entwicklung psychotherapeutischer Kompetenzen wurden untersucht. Das innovative Unterrichtsmodell befördert die Selbstwirksamkeit der Ausbildungsteilnehmenden bezüglich der trainierten Interventionstechniken signifikant. Ein Transfer-Effekt auf danach aufgezeichnete Therapiesitzungen konnte insbesondere für die Elemente „Klarifizieren“ und „Spiegeln“ beobachtet werden. Die qualitative Untersuchung ergab, dass Ausbildungsteilnehmer*innen ihre Interventionswahl in einer Therapiesitzung nach dem Seminar stärker reflektierten und gleichzeitig ein gesteigertes therapeutisches Selbstverständnis entwickelten. 

Nikendei, C., Huber, J., Ehrenthal, J.C., Herzog, W., Schauenburg, H., & Dinger, U. (2019). Intervention Training using Peer-Role Play and Standardized Patients in Psychodynamic Psychotherapy Trainees. Counselling and Psychotherapy Research, 19(4) 508–522. doi.org/10.1002/capr.12232

Interpersonelle Motive tragen dazu bei, dass Therapeut*innen die Fähigkeit besitzen ein hilfreiches Arbeitsbündnis zu ihren Patient*innen zu entwickeln. Diese Studie untersuchte die Frage, wie Bindungsstile und interpersonelle Motive unter angehenden Psychotherapeut*innen (VT und TP) verteilt sind und wie sie sich im Vergleich zur Normalbevölkerung darstellen. Die Ergebnisse zeigen, dass psychotherapeutische Ausbildungskandidaten seltener einen vermeidenden Bindungsstil aufweisen und im Vergleich zur Normalbevölkerung häufiger warmherzig-verträgliche interpersonelle Motive verfolgen.

Rek, I., Ehrenthal, J. C., Strauss, B. M., Schauenburg, H., Nikendei, C., & Dinger, U. (2018). Attachment styles and interpersonal motives of psychotherapy trainees. Psychotherapy55(3), 209-215. doi:10.1037/pst0000154

Diese Studie, die in Kooperation mit dem ZPP Heidelberg durchgeführt wurde, untersuchte die Motive angehender Psychotherapeut*innen hinsichtlich ihrer Berufswahl, in Abhängigkeit von ihrer therapeutischen Orientierung. Es zeigte sich, dass Ausbildungsteilnehmer*innen mit verhaltenstherapeutischer Orientierung eher sozioökonomische Sicherheit als Motiv angeben und sich auf wissenschaftlich-fundierte Methoden sowie auf manual-basierte Prozesse stützen wollen. Psychodynamisch orientierte Ausbildungskandidat*innen bedenken stärker ihre zukünftige persönliche Entwicklung und biographische Aspekte haben einen größeren Einfluss auf ihre Entscheidung hinsichtlich der therapeutischen Orientierung.

Safi, A., Bents, H., Dinger, U., Ehrenthal, J. C., Ackel-Eisnach, K., Herzog, W., Schauenburg, H., & Nikendei, C. (2017). Psychotherapy training: A comparative qualitative study on motivational factors and personal background of psychodynamic and cognitive behavioural psychotherapy candidates. Journal of Psychotherapy Integration, 27(2), 186–200. 
https://doi.org/10.1037/int0000031

Die Psychotherapieausbildung rückt zunehmend in den Fokus der Psychotherapieforschung. Bisher ist jedoch wenig bekannt, welche persönlichen und inhaltlichen Erwartungen und Wünsche Psycholog*innen zu Beginn ihrer Therapieausbildung an dieselbe haben. 24 Psycholog*innen wurden zu Beginn ihrer Ausbildung an einem Institut für tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und an einem Institut für Verhaltenstherapie in einem halbstandardisierten Einzelinterview zu ihren Erwartungen an die gerade begonnene Ausbildung befragt. Eine zentrale Erwartung an die Ausbildung war die Durchführung praktischer therapeutischer Übungen in einem geschützten Rahmen mit Fokus auf die Behandlungstechnik bei VT-Kandidat*innen und auf die Patient-Therapeut-Beziehung bei TP-Kandidat*innen. Gemeinsam war beiden Gruppen die Betonung der zeitlichen und finanziellen Belastungen insbesondere in der Praktikumszeit, die Bedeutung von Supervision, Selbsterfahrung und persönlicher Weiterentwicklung im Rahmen der Ausbildung.

Nikendei, C., Bents, H., Dinger, U., Huber J., Schmid C., Montan I., Ehrenthal J.C., Herzog W., Schauenburg H., Safi A. (2018). Erwartungen psychologischer Psychotherapeuten zu Beginn ihrer Ausbildung. Psychotherapeut, 63, 445–457. https://doi.org/10.1007/s00278-018-0312-2

Die Veränderungen in der psychotherapeutischen Landschaft stellen auch an psychodynamische Ausbildungsinstitute neue Anforderungen. Hierzu zählen die Etablierung moderner Lehr und Supervisionsformen ebenso wie die Beteiligung an Forschungsaktivitäten, sei es zur Entwicklung psychotherapeutischer Kompetenzen, sei es im Rahmen von Prozess und Wirksamkeitsforschung. Ziel der Arbeit: Beschrieben werden die historische und die institutionelle Entwicklung des Heidelberger Instituts für Psychotherapie (HIP, gegründet 2010), das als universitätsnahes psychodynamisches Ausbildungsinstitut versucht, den genannten Aufgaben gerecht zu werden. Material und Methode: Dargestellt werden Aufbau, curriculare Struktur und Finanzierungsmodell und die Entwicklung von Forschungsstrukturen. Schlussfolgerung: Die Tätigkeit des HIP verläuft in jeder Hinsicht erfolgreich und zeigt damit, dass Vielfalt im Bereich der Psychotherapie(ausbildung) realisierbar und nachgefragt ist.

Schauenburg, H., Dinger, U., Kriebel, A., Huber, J., Friederich, H. C., Herzog, W., & Nikendei, C. (2019). Zur Entwicklung tiefenpsychologischer Ausbildungsinstitute. Psychotherapeut64(1), 46–54.
https://doi.org/10.1007/s00278-018-0320-2

Die beiden Wirkfaktoren der therapeutischen Arbeitsbeziehung (Allianz) und des subjektiven Wirksamkeitserlebens (Agency) wurden in tiefenpsychologischen Behandlungen am HIP mittels longitudinaler Analysen untersucht. Ziel war die Vertiefung des Verständnisses, wie therapeutische Veränderungen in psychodynamischen Behandlungen hervorgebracht werden. Hierbei konnten sowohl die therapeutische Allianz als auch Agency als wichtige Prozessfaktoren demonstriert werden.

In einer ersten Studie kamen dynamische Panel-Analysen im Rahmen von Strukturgleichungsmodellen zum Einsatz, um das Zusammenspiel von therapeutischer Allianz, Agency und Therapieergebnis in den ersten 20 Therapiesitzungen zu beleuchten (Huber et al., 2021). Die Befunde zeigten, dass sowohl Agency als auch die therapeutische Allianz prospektiv Symptomverbesserungen vorhersagen.

In einer Folgestudie wurde das Zusammenwirken von Agency und Allianz weiterführend analysiert, wobei Multi-Level-Response-Surface-Analysen zum Einsatz kamen. Es konnte gezeigt werden, dass sich besonders das gleichzeitige Vorliegen ausgeprägten Agency-Erlebens gekoppelt mit einem ausgeprägten emotionalen Band (eine Dimension der therapeutischen Allianz) förderlich auf das Therapieergebnis auswirkte. Wenn dagegen ein ausgeprägtes Agency-Erleben gleichzeitig mit eher geringer Stärke des emotionalen Bands vorlag, erwies sich dies als weniger günstig. Die Befunde vermitteln ein Bild davon, dass die Therapiebeziehung als „sicherer Hafen“ besonders dann therapeutische Veränderung ermöglichen kann, wenn sich Patient*innen gleichzeitig als wirksame und intentionale Gestalter ihres Therapieprozesses erleben können.

Huber, J., Jennissen, S., Nikendei, C., Schauenburg, H., & Dinger, U. (2021). Agency and alliance as change factors in psychotherapy. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 89(3), 214–226. https://doi.org/10.1037/ccp0000628

Jennissen, S., Huber, J., Nikendei, C., Schauenburg, H., & Dinger, U. (2022). The interplay between agency and therapeutic bond in predicting symptom severity in long-term psychotherapy. Journal of Counseling Psychology, 69(4), 506–517. https://doi.org/10.1037/cou0000602

Der Zusammenhang zwischen der therapeutischen Beziehungsqualität und dem Therapieergebnis ist eines der am meisten untersuchten Phänomene der Psychotherapieforschung. In dieser Studie wurde dieser intraindividuelle Zusammenhang und die wechselseitige Beeinflussung von therapeutischer Allianz und Symptomverlauf über variierende Zeitintervalle hinweg untersucht. Bei längsschnittlichen Analysen von 650 HIP-Patient*innen, die bis zu 100 Therapiesitzungen im Rahmen von Langzeitbehandlungen in Anspruch nahmen, zeigte sich, dass Allianz- und Symptomverbesserung in einem engen wechselseitigen Verhältnis stehen und diese intra-individuellen Effekte (also Entwicklungsprozesse innerhalb von Patient*innen über die Zeit hinweg) umso stärker ausfielen, je länger das betrachtete Zeitintervall ausfiel. Der stärkste Zusammenhang zwischen Allianz und nachfolgender Symptomlinderung lag bei Betrachtung eines Zeitraums von über 40 Sitzungen vor. Diese empirischen Ergebnisse stützen eine häufige klinische Erfahrung: Es braucht Zeit, bis sich therapeutische Beziehungen entwickeln und ihre volle therapeutische Wirkung entfalten können. 

Volz, M., Jennissen, S., Schauenburg, H., Nikendei, C., Ehrenthal, J. C., & Dinger, U. (2021). Intraindividual dynamics between alliance and symptom severity in long-term psychotherapy: Why time matters. Journal of Counseling Psychology, 68(4), 446–456. https://doi.org/10.1037/cou0000545

 

Der positive Einfluss einer kollaborativen und vertrauensvollen therapeutischen Beziehung zwischen Patient*in und Therapeut*in für den Erfolg einer Psychotherapie ist empirisch gut belegt. Doch Therapeut*in und Patient*in können in ihrer momentanen Beurteilung der Qualität der therapeutischen Allianz mehr oder weniger übereinstimmen. Diese Studie betrachtete im Rahmen von psychodynamischen Langzeitbehandlungen (TP) den Effekt von therapeuten- und patientenseitiger Übereinstimmung versus Dissens in der Beurteilung der therapeutischen Allianz auf das Therapieergebnis. Zum Einsatz kam die statistische Auswertungsmethode einer Multi-Level polynomialen Regression mit Response-Surface-Analyse. Die Befunde zeigen: Je stärker Therapeut*in und Patient*in übereinstimmten in der Beurteilung der Stärke ihrer therapeutischen Beziehung (Allianz), desto geringer fielen die Symptome der Patient*innen zu späteren Messzeitpunkten aus. Dieser Befund war über alle Therapiephasen einer Langzeittherapie stabil. Beim Ausmaß der konsensuellen positiven Beziehungswahrnehmung im dyadischen Therapiekontext scheint es sich um ein Korrelat eines gelingenden Therapieprozesses zu handeln.

Jennissen, S., Nikendei, C., Ehrenthal, J. C., Schauenburg, H., & Dinger, U. (2020). Influence of patient and therapist agreement and disagreement about their alliance on symptom severity over the course of treatment: A response surface analysis. Journal of Counseling Psychology, 67(3), 326–336.
https://doi.org/10.1037/cou0000398

Longitudinale praxisbasierte Curricula sind in der Aus- bzw. Weiterbildung von Psychotherapeut*innen bislang selten. Das DYNAMIK-Curriculum, das in acht Modulen spezifische psychodynamische Interventionskompetenzen adressiert, soll dazu beitragen, diese Lücke zu schließen. Zentrale didaktische Elemente sind dabei Rollenspiele mit Peers und Standardisierten Patient*innen in angeleiteten Kleingruppen, qualifiziertes Feedback einschließlich Videofeedback. Diese qualitative Studie untersucht anhand der Ergebnisse von 86 halbstandardisierten Interviews, wie Teilnehmer*innen das DYNAMIK-Curriculum erlebten. Diese nahmen einen Zuwachs ihrer psychodynamischen Interventionskompetenzen im Hinblick auf Fertigkeiten, therapeutische Haltung und Wissen wahr, wobei sie Interventionen bewusster einsetzten, mehr orientiert an die Bedingungen der Patient*innen und der jeweiligen Situation, und sich insgesamt selbstsicherer fühlten. Zudem wurden sie sich zunehmend der Bedeutung der therapeutischen Beziehung bewusst und der Herausforderung, die richtige Balance zwischen Aktivität und Zurückhaltung in ihrer Rolle als Therapeut*in zu finden.

Montan, I., Dinger, U., Dück, J., Ehrenthal, J. C., Storck, T., Taubner, S., ... & Nikendei, C. (2022). Psychotherapy trainees’ perspective on a longitudinal curriculum for the training of psychodynamic intervention competencies. Psychoanalytic Psychology, 39(4), 321–329. https://doi.org/10.1037/pap0000418

Im neuen Psychotherapiestudium an den psychologischen Instituten der Universitäten wird der praxisorientierte und kompetenzbasierte Unterricht in den anerkannten Methoden und Verfahren eine zentrale Rolle spielen. Hier wird der frühen, longitudinalen und spiralförmigen Integration handlungsorientierter Lehrformen große Bedeutung zukommen. Allerdings stehen bislang keine Konzeptionen entsprechender Curricula zur Verfügung. Das im Folgenden vorgestellte DYNAMIK-Curriculum soll dazu beitragen, diese Lücke zu schließen. Es adressiert in acht zehnstündigen Modulen spezifische psychodynamische Interventionskompetenzen mit zentralen didaktischen Elementen des Modell-Lernens, Rollenspielen mit Peers und Standardisierten Patient*innen sowie qualifiziertem Feedback inklusive Videofeedback. Zusätzlicher Bestandteil ist die Implementierung einer anwendungsorientierten Parcoursprüfung.

Nikendei, C., Dinger, U., Dück, J., Ehrenthal, J. C., Storck, T., Taubner, S., Friederich, H. C., Schauenburg, H., Schultz, J. H., & Montan, I. (2021). Konzeption des longitudinalen DYNAMIK-Curriculums. Vermittlung psychodynamischer Interventionskompetenzen in der Ausbildung psychologischer PsychotherapeutInnen. Psychotherapeut, 66, 247–257.

Widerstand als psychoanalytisches Konzept beschreibt die Ambivalenz von Psychotherapiepatient*innen gegenüber dem therapeutischen Veränderungsprozess. Therapeut*innen sehen sich vor der Aufgabe, Widerstandsphänomene als solche zu erkennen, deren Funktion zu verstehen und einen gemeinsamen Verstehensprozess mit dem*der Patient*in zu ermöglichen. Diese interdisziplinäre Studie untersucht aus psychodynamischer und konversationsanalytischer Perspektive anhand 34 videografierter Sitzungen tiefenpsychologisch-fundierter Psychotherapie das bislang in der Literatur nur wenige beachtete Widerstandsphänomen der „Verbosität“ – verstanden als ausufernde, unfokussierte Erzählungen – sowie den therapeutischen Umgang damit.

Fenner, C., Spranz-Fogasy, T., Orth, M., Nikendei, C., & Montan, I. (2022). Umgang mit Verbosität in der psychodynamischen Psychotherapie: Eine gesprächsanalytische Untersuchung eines Widerstandsphänomens und dessen kommunikativer Bearbeitung. fokus:interaktion, 1, 3–28.
doi.org/10.17185/duepublico/76281

DE