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Forschungsschwerpunkte

Collaborative Transplant Study

Die „Collaborative Transplant Study“ (CTS) ist eine der größten Studien auf dem Gebiet der Humanmedizin. Mit einer Beteiligung von mehr als 400 Transplantationszentren aus 40 Ländern werden Faktoren untersucht, die einen Einfluss auf das Transplantatüberleben haben. Die CTS verfügt über Daten zu mehr als 700 000 Organtransplantationen.
 

 

Die Motivation der Transplantationszentren für die Teilnahme liegt in der aktiven Beteiligung am Gewinn neuer Erkenntnisse, vor allem im Bereich der selten auftretenden Ereignisse und komplexer Interaktionen von Faktoren, die auf die Transplantationsergebnisse Einfluss nehmen. So wird das Expertenwissen aus verschiedenen Ecken der Welt zusammengeführt, um weitere neue Erkenntnisse für die klinische Praxis zu gewinnen. Diese Erkenntnisse werden dann allen Studienteilnehmern über die  Studien-Homepage und den vierteljährlich erscheinenden CTS-Newsletter zeitnah übermittelt.

Ein selten auftretendes Ereignis nach der Transplantation ist zum Beispiel die Lymphomentwicklung. Nur sehr wenige Patienten entwickeln ein Lymphom – wenn es allerdings dazukommt, ist das Ganze mit einem sehr unangenehmen Verlauf für den Patienten verbunden. Um beispielsweise zu untersuchen, unter welchen Medikamenten bestimmte Lymphome eher auftreten, müssen Informationen aus vielen verschiedenen Zentren herangezogen werden. Das alleine reicht allerdings nicht aus; auch die Lymphominzidenz in der regionalen, alters- und geschlechtsgematchten, nichttransplantierten Population muss dabei als Referenz mit berücksichtigt werden. Erst dann kann nämlich errechnet werden, ob unter einem bestimmten Medikament das Lymphomrisiko in einer definierten Patientengruppe erhöht ist, z. B. bei EBV-negativen Patienten, die eine Niere von einem EBV-positiven Spender erhalten.

Ferner haben die Studienteilnehmer über die CTS-Homepage Zugang zu ca. 2 700 vorgegebenen Analysen, die sie auch separat mit ihren eigenen Daten durchführen können. Viele Zentren nutzen die CTS auch, um die Entwicklungen in ihrem eigenen Zentrum zu verfolgen und diese mit den allgemeinen Entwicklungen zu vergleichen.

Aus der CTS-Initiative gingen bisher zahlreiche prospektiv und retrospektiv durchgeführte Studien hervor, und es konnten wichtige Einblicke in die transplantationsrelevanten Probleme und ihre Lösungen gewonnen werden. Mehr als 500 wissenschaftliche Arbeiten wurden veröffentlicht über solche Themen, wie der Einfluss der Gewebemerkmale, genetischer Polymorphismen, des Blutdrucks, antiviraler Prophylaxe, immunsuppressiver Medikamente und Organkonservierung auf das Transplantatüberleben sowie die Inzidenz von nach der Transplantation auftretenden Lymphomen, Osteoporosen und Oberschenkelhalsfrakturen. In einer prospektiven Studie wurde die Bedeutung des Absetzens der nebenwirkungsreichen Steroide bei Patienten mit gut funktionierenden Transplantaten nachgewiesen. „Serum”- und „DNA”-Studien wurden initiiert, um mit Patientenmaterial aus verschiedenen Transplantationszentren wichtige wissenschaftliche Fragestellungen, wie die molekularbiologische Typisierung der Gewebemerkmale und den Einfluss spenderspezifischer Antikörper auf das Transplantatüberleben, zu untersuchen.

Die Erkenntnisse aus der CTS beeinflussten auch unsere Praxis direkt vor Ort. Auf CTS-Daten basierend wurde beispielsweise mit den Kollegen aus der Nephrologie und der Chirurgie im April 2006 der „Heidelberger Algorithmus“ für die Transplantation immunisierter Hochrisikopatienten ins Leben gerufen. Mit Hilfe dieses Programms konnte in den folgenden Jahren nicht nur die Anzahl der Nierentransplantationen in unserem Transplantationszentrum erhöht werden, sondern auch die Ergebnisse der Nierentransplantationen bei Hochrisikopatienten mit transplantationsrelevanten präformierten Antikörpern deutlich verbessert werden.

Biomarkerstudien

Ziel dieser Studien ist es, Immunmarker für die Erkennung von Organtransplantatempfängern mit Abstoßungsreaktionen oder operativer Toleranz zu charakterisieren und diese in der Klinik zu etablieren. Die von uns beschriebenen prognostischen Marker, insbesondere sCD30 und Anti-HLA-Klasse-I- und -Klasse-II-Positivität, und die von uns entwickelten Tests, z. B. ELISA-Crossmatch, werden heute weltweit in zahlreichen Laboratorien bei der Risikoabschätzung vor und nach Transplantation eingesetzt. Unsere Forschung auf diesem Gebiet wurde von verschiedenen Fachgesellschaften mehrmals ausgezeichnet, unter anderem 2005 durch den renommierten „Genzyme-Forschungspreis Humane Transplantationsimmunologie“ der Deutschen Transplantationsgesellschaft.
Gegenwärtig arbeiten wir an der Identifizierung von Patienten, die zu einer operativen Toleranz neigen und somit von einer Minimierung der Immunsuppression profitieren würden und versuchen, in verschiedenen experimentellen Ansätzen die Rolle des CD30-Moleküls in der Alloimmunantwort und der Unterbrechung der Toleranz aufzuklären.

Heidelberger Algorithmus

Basierend auf den im eigenen Forschungslabor ausgearbeiteten Ergebnissen und den aus der CTS gewonnenen Erfahrungen wurde in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit mit der Nephrologie und der Chirurgie 2006 ein Algorithmus für die Transplantation immunisierter Hochrisikopatienten entwickelt. Das Ziel ist es, bei diesen Hochrisikopatienten mit möglichst kurzer Wartezeit ein langes Transplantatüberleben zu erzielen. Im Rahmen dieses Programms konnten in den letzten 10 Jahren in unserem Zentrum über 100 Hochrisikopatienten mit sehr gutem Erfolg transplantiert werden. Der Algorithmus stützt sich auf sechs verschiedene Säulen: Identifizierung von Hochrisikopatienten bereits vor der Transplantation, gute HLA-Kompatibilität, Vorbehandlung, „Eurotransplant Acceptable Mismatch Program“, intensives Immunmonitoring und Desensibilisierung.


INTERREG V Oberrhein Projekt TRIDIAG: Neue Diagnostik-Tools in der Transplantationsmedizin“

Transplantation ist heutzutage die beste klinische Lösung zur Behandlung des Nierenversagens. Im Bereich der Nierentransplantation stellt die Abstoßungsreaktion heute noch das Hauptproblem dar. Ziel des EU-geförderten Projektes TRIDIAG, an dem auch Straßburg, Freiburg und Mainz beteiligt sind, ist es, Diagnostik-Tools für die Abstoßungsreaktion technologisch und klinisch zu überprüfen.