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Nachsorge nach stationärer Psychotherapie

Ansprechpartner: Dr. Markus Moessner
(markus.moessner(at)med.uni-heidelberg.de)

 

Die Trennung von ambulanter und stationärer Behandlung begünstigt in Deutschland das Entstehen von Lücken in der psychotherapeutischen Versorgung. Insbesondere im Anschluss an eine stationäre Psychotherapie ist eine häufig indizierte ambulante Weiterbehandlung nicht immer zeitnah zu realisieren. Technikgestützte Angebote ermöglichen diese Versorgungslücke erfolgreich zu überbrücken und so die Nachhaltigkeit erzielter Behandlungserfolge der stationären Therapie zu erhöhen.

 

Für den nachstationären Zeitraum wird von der FOST und den Panorama Fachkliniken Scheidegg bereits seit 2001 die „Internet-Brücke“ angeboten. Therapeuten der Klinik bieten im Anschluss an die stationäre Behandlung über 12-15 Wochen eine wöchentliche chatbasierte Gruppentherapie an. Das Konzept ist dabei motivational-supportiv und schulenübergreifend. In einer prospektiven kontrollierten Studie erwiesen sich die Behandlungsergebnisse bei Teilnehmern der Internet-Brücke gegenüber denen einer Vergleichsgruppe als nachhaltiger. Darüber hinaus ergaben sich hohe Akzeptanz- und Zufriedenheitsraten der Teilnehmer mit dem Programm. 

 

Die mediengestützte Nachsorge wurde in einer Reihe weiterer Studien untersucht. Eine Adaption der Internet-Chatbrücke für Patienten mit chronischem Rückenschmerz wurde in einer multizentrischen kontrollierten randomisierten Studie überprüft. Die Intervention wurde von den Patienten nach der stationären Behandlung in einer orthopädischen Fachklinik gut angenommen. Wirksamkeitsunterschiede zur Kontrollgruppe ergaben sich für die Teilnehmer aber weder in Bezug auf die Schmerzintensität noch für die sekundären Zielkriterien.

 

Mobilmedien eröffnen weitere Möglichkeiten für die poststationäre Unterstützung. In einer Studie der FOST und der AHG Psychosomatische Klinik Bad Pyrmont wurde der Einsatz eines SMS-basierten Monitoring- und Feedbacksysteme zur Nachsorge für Essstörungspatientinnen (speziell Betroffene mit Bulimia nervosa) evaluiert. Die Teilnehmerinnen sendeten per SMS wöchentlich Informationen zu ihrer aktuellen Essstörungssymptomatik und erhielten semi-automatisiert vorformulierte Rückmeldungen per SMS. Die Rückmeldungen waren auf ihren Zustand und Verlauf abgestimmt: bei negativen Veränderungen wurden konkrete Hilfe zur Verhaltensänderung unterbreitet, positive Entwicklungen wurden verstärkt. Eine randomisierte Studie belegt die Wirksamkeit dieser Minimalintervention: In der Gruppe der Teilnehmerinnen wurden Rückfälle wesentlich seltener beobachtet als in der im Kontrollgruppe (27% versus 42%).

 

Darüber hinaus eröffnet die computervermittelte Kommunikation neue Möglichkeiten für die Psychotherapie-Prozessforschung. Automatisch berechnete textanalytische Prozessvariablen ermöglichen die Abbildung der zwischenmenschlichen Kommunikation auf der Zeichen-, Inhalts- und Beziehungsebene. Auf diese Weise operationalisierte Prozessvariablen verfügen über eine nahezu perfekte Auswertungsobjektivität und eine hohe Auswertungsökonomie und können so zu einem besseren Verständnis der therapeutischen Wirkfaktoren beitragen.

 

Literatur

Bauer, S., Wolf, M., Haug, S. & Kordy, H. (2011) The effectiveness of internet chat groups in relapse prevention after inpatient psychotherapy. Psychotherapy Research, 21:2, 219-226, DOI: 10.1080/10503307.2010.547530

Bauer, S., Okon, E., Meermann, R. & Kordy, H. (2013). SMS-Nachsorge: Sektorenübergreifende Versorgung für Patientinnen mit Bulimia nervosa. Verhaltenstherapie, 23, 204-209.

Moessner, M., Aufdermauer, N., Baier, C., Göbel, H., Kuhnt, O., Neubauer, E., Poesthorst, H. & Kordy, H. (2014). Wirksamkeit eines Internet-gestützten Nachsorgeangebots für Patienten mit chronischen Rückenschmerzen. Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie, 64(02), 47-53.

Zimmer, B. & Haug, S. (2012). Virtuelle Gruppentherapie. In: B. Strauß & D. Mattke (Hrsg.) Gruppenpsychotherapie: Lehrbuch für die Praxis (S. 463-476). Heidelberg: Springer.

 

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