Klinik-Mediziner mit Hausärzten im Bunde
Bundesministerium unterstützt neuen Forschungsschwerpunkt
Von unserem Redaktionsmitglied Sigrid Ditsch
Heidelberg. Über 40 Prozent aller Mediziner in Deutschland sind Hausärzte. Sie versorgen auch die meisten Patienten und fungieren als eine Art Loste im Gesundheitswesen, wenn sie die Kranken zu anderen Behandlungseinrichtungen weiterleiten. Doch gerade in der allgemeinmedizinischen Forschung gibt es im Vergleich zu anderen europäischen Ländern Lücken und wunde Punkte. Deswegen wird jetzt an der Universitätsklinik Heidelberg und deren Medizinischen Fakultät ein Forschungsschwerpunkt aufgebaut, den das zuständige Bundesministerium mit 1,7 Millionen Euro unterstützt. Davon sollen vor allem die Patienten profitieren.
Professor Joachim Szecsenyi, Leiter der Sektion Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung am Klinikum: "Wir möchten ein partnerschaftliches Netzwerk mit Hausarztpraxen der Rhein-Neckar-Region aufbauen und die Qualität der hausärztlichen Behandlung verbessern." Außerdem soll der neue Schwerpunkt - weitere sind an den Universitäten Göttingen und Kiel geplant - dazu beitragen, die Versorgung durch niedergelassene Ärzte und Kliniken der Region besser aufeinander abzustimmen.
Der Kontakt zur "Basis-Therapie" funktioniert in Heidelberg bei der Ausbildung bereits sichtbar. "Seit vielen Jahren hospitieren unsere Studenten in den vorklinischen Semestern bei Hausärzten," betont Professor Hans-Günther Sonntag, Dekan der Medizinischen Fakultät. Mittlerweile nehmen rund 200 so genannte Lehrpraxen an diesen Programmen teil, 23 von ihnen erhielten gerade das Gütesiegel der Akkreditierung, erklärt Uniklinik-Sprecherin Dr. Annette Tuffs.
Die Lehrpraxen sind laut Szecsenyi die Grundlage für das Netzwerk von Praxen, mit denen gemeinsam verschiedene Forschungsprojekte umgesetzt werden sollen. So soll im Projekt "Content" eine Datenbank angelegt werden, die eine differenzierte Situationsanalyse der allgemeinmedizinischen Versorgung erlaubt. Neben der Häufigkeit von Erkrankungen werden unter anderem die Anlässe für Arztbesuche erfasst. Dr. Ulrich Weigeldt setzt auf die neue Initiative in Heidelberg. Die Daten, wie sie hier und in der Umgebung gewonnen werden, seien auch unabdingbar für eine gerechtere Abrechnung, die sich nicht vorrangig an erbrachten Leistungen orientiere, sondern Schwere und Dauer der Erkrankung mit berücksichtige.
(Mannheimer Morgen, 25.11.2003)