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Lernziele

Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie

Die allgemeinen Lernziele für die Lehre in Medizinischer Psychologie sind von der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Psychologie wie folgt definiert:

Die vielen Erfahrungen, die Sie selbst schon gesammelt haben bei den Pflegepraktika im Krankenhaus, bei eigenen Erkrankungen, bei Nachtwachen, bilden ein breites Ausgangsmaterial, das immer dann herangezogen werden muss, wenn es sonst medizinisch zu theoretisch wird. Die Frage "Welche Verhaltensweisen von Patienten oder Ärzten waren mir persönlich besonders unverständlich / unsympathisch?" führt oft härter an die Probleme als Berichte über geglücktes Verständnis.

Die Medizinische Psychologie versucht, die Studentin / den Studenten schon in der Vorklinik darauf vorzubereiten, Verständnis für die Bedürfnisse und die psychische, soziale und ökonomische Situation des Patienten zu entwickeln. Ein erster Schritt dazu ist erreicht, wenn die Studentin / der Student zunächst einmal die Grenzen seines eigenen Verständnisses für einzelne Patientenprobleme erkennen lernt.

An sich selbst oder an Kommilitonen bemerkt man, dass bei bestimmten Themen Unruhe oder Albernheiten, Schweigen oder Wegsehen typisches Verhalten ist. Ein anderes Beispiel: Man bemerkt, dass einige Wortführer in Arbeitsgruppen den anderen wenig Redezeit überlassen. Was steckt dahinter? Warum so unterschiedliches Verhalten? Wer verhält sich wie? Wie wirkt mein Verhalten auf andere? Eine andere Fragestellung: Man kann einmal erproben, welche anderen als die bisher benutzten eigenen typischen Reaktionsformen erfolgreich sind. Wäre es nicht interessant, in Unterrichtsexperimenten ein Stück Selbstbeobachtung zu erproben? Die Medizinische Psychologie strebt an, dass die Studentin / der Student im Unterricht ansatzweise lernt,

  • persönliche Bedürfnisse
  • gefühlsmäßige Reaktionen
  • sozialpsychologische Phänomene der Kommunikation

bei sich selbst und bei anderen wahrzunehmen und in sein Verhalten geeignet einzubeziehen.

Es ist schon erstaunlich, wenn man in eigener Anschauung erleben kann, dass oft mindestens zwei unabhängige Personen zur Erfassung von Beobachtungsdaten im menschlichen Bereich erforderlich sind (Untersuchungsfehler, Beobachtungsmängel...).

  • Haben Sie sich schon einmal gefragt, woher die Erkenntnisse kommen, welche die Dozentinnen / Dozenten in ihren Vorlesungen an Sie weitergeben?
  • Wie werden Experimente geplant und durchgeführt? Sind die Ergebnisse hieb- und stichfest? Sind die experimentellen Bedingungen ethisch vertretbar?
  • Glauben Sie, dass die Psychologie nur mit "weichen", ungenauen Daten arbeitet, andere Fächer in der Medizin aber "harte, reine" Wissenschaft sind?

Die Medizinische Psychologie strebt an, dass die Studentin / der Student – als Beitrag zu einer allgemeinen methodologischen Kritikfähigkeit – Kriterien zur Beurteilung von Daten aus verschiedenen Informationsquellen anzuwenden lernt. Dazu gehört, dass sie / er medizin-psychologische Theorien und Konzepte, aber auch empirische Ergebnisse zu beurteilen hat, und lernt, selbst in gefühlsmäßig belasteten Situationen einen genügend kühlen Kopf zu bewahren, um Methodenkritik zu üben und trotzdem methodisch begründet vorgehen und entscheiden zu können.

Wie oft stellt man fest, dass man in Gesprächen aneinander vorbeiredet! Das Zuhören ist eine der schwierigsten menschlichen Leistungen – und es ist erstaunlich anstrengend. Jeder neigt leicht zur Kritik an anderen, wenn sie einem ihr Ohr nicht genügend leihen, übersieht aber leicht, wieviel Selbstdisziplin und Selbstbeobachtung zu einer geeigneten Gesprächsführung gehören. Wie oft hat man beobachtet, dass ein Arzt / eine Ärztin in der Praxis Gespräche blockiert, unterbricht, sich ablenken lässt und damit das Vertrauen des Patienten gefährdet.

Aber auch in studentischen Arbeitsbesprechungen herrschen nicht immer befriedigende Gesprächsbedingungen. Es muss leider befürchtet werden, dass mit zunehmender Erfahrung Gesprächstendenzen, die man mitbringt, sich eher verstärken und verschlimmern; sie werden manchmal zu (un)ausgesprochenen Fehlerquellen der Verständigung. Noch schwieriger ist die Gesprächsführung innerhalb mancher Therapie oder diagnostischer Maßnahmen. Hier bietet die Medizinische Psychologie klassische Hilfsmöglichkeiten. Die Studentin / der Student soll unterschiedliche Zielsetzungen und dadurch bedingte unterschiedliche Formen des ärztlichen Gesprächs kennenlernen und erste eigene Erfahrungen zur psychologisch reflektierten Gesprächsführung gewinnen. Dabei sollen insbesondere typische Fehlerquellen kennengelernt und vermieden werden.

Grundlagen von Beratung und Psychotherapie

Die Medizinische Psychologie geht allgemeine Probleme des Diagnostizierens an (Klassifikation und Entscheidungsvorgang, unklare Fälle, Einzelfallproblematik, Wechselwirkung von Diagnostik und Therapie).

Die Studentin / der Student soll diese allgemeinen Aspekte der Psychodiagnostik kennenlernen, noch bevor sie / er einzelne klinische Diagnosemethoden erlernt. Die Medizinpsychologie muss allgemeine Prinzipien therapeutischer Maßnahmen, besonders deren psychologische Komponenten erklären. Dabei stehen im Mittelpunkt die Situation der Beratung und ansatzweise die Grundlagen der Psychotherapie.

  • Entstehung und Verlauf von Krankheiten (Bezugssysteme von Gesundheit und Krankheit, Gesundheits- und Krankheitsmodelle, Methodische Grundlagen, Theoretische Grundlagen)
  • Ärztliches Handeln (Arzt-Patient-Beziehung, Untersuchung und Gespräch, Urteilsbildung und Entscheidung, Interventionsformen, besondere medizinische Situationen, Patienten- und Gesundheitssystem)
  • Förderung und Erhaltung von Gesundheit (Prävention, Maßnahmen)

Um das Basiswissen in der Medizinischen Psychologie/Medizinischen Soziologie wie es der Gegenstandskatalog fordert zu erwerben, müssen die Studierenden selbständig entscheiden, welche Arbeitsmethoden und -mittel sie einsetzen. Von Seiten unserer Abteilung gibt es das Angebot, an der Vorlesung, an den Pflichtkursen und -seminaren sowie am "Forum Prüfungsfragen" teilzunehmen, sowie unsere Literaturempfehlungen. Die Hauptvorlesung befasst sich übrigens in jedem Studienjahr (Beginn jeweils im WS, Ende im darauffolgenden SoSe) mit neuen Themen und es lohnt, die Aushänge zu beachten.

Eine der ersten und wichtigsten Beobachtungen an der Universität und anderswo (z.B. im Krankenhaus) sind die auffälligen Konflikte und Rollenprobleme. Als Student kennt man dies auch von der Zusammenarbeit in Arbeitsgruppen. Man beobachtet die Bildung von Cliquen, die Abkapselung bestimmter Gruppen.

Vielfach herrscht bei Studierenden unter Prüfungsdruck anstatt eines kooperativen Verhaltens ein konkurrierender Arbeitsstil: Jeder gegen jeden; wenn man Glück hat: Kleingruppe gegen Kleingruppe.

Die Medizinische Psychologie strebt ihrerseits an, dass die Studentin / der Student erkennen lernt, wie sehr z.B. seine eigene Berufswahl von verschiedenen Erziehungsinstanzen beeinflusst war, und wie sehr später im Beruf die eigene Handlungstendenz durch institutionelle Bedingungen mitgeprägt wird. Eine Voraussetzung für eine zufriedenstellende, kollegiale Zusammenarbeit im Beruf mit anderen Facharztgruppen und mit Vertretern anderer Gesundheitsberufe wäre der Versuch eines kollegialen Umgangsstiles auch unter den Studierenden als Erprobungsphase.

Was die Prüfungsvorbereitung für das Fach "Medizinische Psychologie" angeht, so können studentische Mythen zu falschen Lernstrategien "verführen". Bitte bedenken Sie: 60 der 320 Fragen des Ersten Abschnitts der ärztlichen Prüfung beziehen sich auf die Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie. Die größte Hürde im "Erlernen" oder besser "Erfassen" dieser Fächer liegt im Verständnis der konkurrierenden Theorien und Modelle mit ihren jeweils eigenen Begriffen und Denkweisen und deren kritischer Würdigung.

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