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AG Biomechanische Bildgebung

Die Arbeitsgruppe Biomechanische Bildgebung beschäftigt sich mit der nicht-invasiven Bestimmung der biomechanischen Eigenschaften des Gehirns. Vereinfacht gesagt messen wir, wie hart oder weich das Hirngewebe ist und bekommen dadurch Informationen, die in konventionellen CT- oder MRT-Bildern verborgen bleiben. Die Nutzung biomechanischer Informationen ist in der Medizin verbreitet: Das Abtasten von Organen und Körperteilen, die sog. Palpation, ist ein wichtiger Bestandteil der körperlichen Untersuchung. Das Abtasten des Gehirns ist nicht ohne Weiteres möglich, gelingt uns mit der Magnetresonanz-Elastographie (MRE) aber virtuell. Die MRE ist ein neues und hochinnovatives MRT-Verfahren zur Bestimmung der Gewebebiomechanik. Bei der MRE werden durch Vibration mechanische Wellen im zu untersuchenden Gewebe hervorgerufen, die durch ihre Ausbreitung zu minimalsten Gewebeverlagerungen führen. Diese Gewebeverlagerungen werden bei der MRE erfasst. Da die Wellenausbreitung von der Beschaffenheit des Gewebes abhängt, können anhand des Ausmaßes der Gewebeverlagerung biomechanische Messgrößen wie beispielsweise die Gewebesteifigkeit berechnet werden. MRE-Systeme stehen präklinisch am 9.4 Tesla MRT und klinisch an einem 3 Tesla MRT der Abteilung zur Verfügung. Wir vergleichen die MRE-Messgrößen mit anderen quantitativen MRT-Verfahren wie der Diffusion, Relaxometrie und Perfusion und erforschen mit Hilfe von histologischen Methoden die strukturellen Grundlagen der biomechanischen Eigenschaften.

In aktuellen Studien setzen wir die MRE zur Charakterisierung der Biomechanik von Hirntumoren und von neurovaskulären Erkrankungen wie Schlaganfall und Mikroangiopathie ein. Da sich die Zusammensetzung von gesundem Hirngewebe und krankhaften Veränderungen grundlegend unterscheidet, sind auch die biomechanischen Eigenschaften unterschiedlich. Dadurch kann die MRE dabei helfen, krankhafte Veränderungen des Gehirns zu erkennen und genauer einzuordnen.

Abb.1: MRE-Systeme am 9.4 Tesla MRT (links) und am 3 Tesla MRT (rechts). Während der MRE-Messung werden per Vibration mechanische Wellen im Gewebe hervorgerufen. Dazu vibriert während der präklinischen Messungen die Kopfschale (vergrößertes Bild links oben). Die MRE-Sequenz detektiert die durch Wellenausbreitung verursachten Gewebeverlagerungen mit Hilfe sog. bewegungskodierender Gradienten. Diese werden synchron zur Vibrationsfrequenz geschaltet, was durch Ansteuerungs- und Kontrollgeräte (Bild links unten) gewährleistet wird. Bei der klinischen MRE wird der sog. Wellenüberträger zusammen mit einem polsternden Gelpad in die Kopfschale der MRT-Untersuchungsliege gelegt (Bild ganz rechts). Dieser ist so groß wie ein Smartphone und vibriert während der Messung ähnlich wie ein Smartphone im Vibrationsmodus. Der Wellenüberträger ist über eine Achse (schwarzer Schlauch in den Bildern rechts) mit einer Motor- und Kontrolleinheit verbunden, die sich im MRT-Schaltraum befindet. Die MRE-Systeme wurden von Kooperationspartnern in Paris und London (Prof. Ralph Sinkus, Laboratory for Vascular Translational Science U1148, INSERM, Université de Paris – Université Sorbonne Paris Nord und School of Biomedical Imaging and Imaging Science, Faculty of Life Sciences and Medicine, King’s College London) entworfen und in unserer Abteilung installiert. Auch bei den aktuellen Projekten besteht die Zusammenarbeit mit den Teams in Paris und London fort.

Wellenausbreitung

Abb.2: Wellenausbreitung im Gehirn einer gesunden Probandin in axialer Schichtführung (zur Animation anklicken).

Scherwellengeschwindigkeit

Abb.3: Elastogramm der Scherwellengeschwindigkeit (m/s) einer gesunden Probandin in axialer Schichtführung . Elastogramme zeigen die biomechanischen Messgrößen farbkodiert. Härtere Gewebeanteile werden in roten Farbtönen dargestellt, weichere Anteile sind in Grautönen abgebildet. Die normale Anatomie des Gehirns spiegelt sich im Elastogramm wieder. So weisen die mit Nervenwasser gefüllten Seitenventrikel („Schmetterlingsfigur“ zentral im Bild in Blau-Grautönen) eine deutlich andere Scherwellengeschwindigkeit auf als das Gewebe der Großhirnhemisphären (in Gelb-Rottönen). Krankhafte Veränderungen wie z.B. Hirntumore sind strukturell anders aufgebaut als normales Hirngewebe und haben daher unterschiedliche biomechanische Eigenschaften. Die MRE kann daher dabei helfen, Hirnerkrankungen zu erkennen und genauer einzuordnen.
Abb.4: MRE-Beispielbilder im Hirntumormodell. Ein Projekt der AG befasst sich mit der Biomechanik von Gliomen (bösartige Hirntumore) und den Effekten von Tumorbehandlung auf die biomechanischen Eigenschaften des Hirngewebes. Auf der linken Seite sind standardmäßige T2-gewichtete (T2w) MRT-Bilder und Elastogramme der Tumorsteifigkeit |G*| eines unbehandelten experimentellen Glioms gezeigt. Rechts sieht man T2w-Bilder und Steifigkeits-Elastogramme eines immuntherapeutisch behandelten Glioms. Die Gliome sind jeweils pink umrandet. Auf den T2w-Bildern kann man erkennen, dass die Größe des unbehandelten Glioms im Verlauf von Woche 3 zu Woche 4 deutlich zunimmt. Die in Woche 3 verabreichte Immuntherapie bewirkt dagegen eine deutliche Abnahme der Gliomgröße. Die Elastogramme liefern Informationen, die auf den T2w-Bildern nicht erkennbar sind. Die Biomechanik des unbehandelten Glioms ändert sich im Verlauf deutlich. Während es in Woche 3 relativ gleichmäßig weicher ist als das gesunde Hirngewebe (grau-blaue Farbtöne im umrandeten Areal links), zeigen sich in Woche 4 härtere und weichere Tumoranteile, die zwiebelschalenartig angeordnet sind (abwechselnd ringförmige blaue und graue Anteile im umrandeten Areal links). Dies lässt auf strukturelle Unterschiede innerhalb des Glioms schließen, deren Ursprung wir histologisch entschlüsseln. Das immuntherapierte Gliom (rechts) weist in Woche 4 Steifigkeitsveränderungen auf, die über das Ausmaß des im T2w-Bild sichtbaren Tumorrestes hinausgehen (Ausdehnung von Grautönen über die Ränder des umrandeten Areals hinaus). Das bedeutet, dass auch die Biomechanik des umliegenden Hirngewebes durch das Gliom und die Behandlung beeinflusst wird. Statistische Auswertungen ergaben, dass sich die Steifigkeit behandelter und unbehandelter Gliome bereits in Woche 3 signifikant unterscheidet, während die Gliomgröße zu diesem Zeitpunkt noch vergleichbar ist. Daher könnte die MRE wertvolle Bildmarker zur Beurteilung des Therapieansprechens von Gliomen liefern. Dies untersuchen wir in weiteren Projekten näher.
  • MR Elastographie
  • Hochfeld- und Ultrahochfeld-MRT
  • quantitative Bildanalyse
  • zerebrale Biomechanik und Mikrostruktur des Gehirns
  • Hirntumore und Gliommodelle
  • neurovaskuläre Erkrankungen

AG Leitung

Team

Hannah Fels-Palesandro

Rotationsärztin (Diagnostische und interventionelle Radiologie)


Dr. med. Roland Zerelles

Assistenzarzt (Neuroradiologie)


Yannik Streibel

Doktorand (Neuroradiologie)

cand. med.

Hannah Mies

cand. med.

Rebecca Zierold

cand. med.

Portrait von Manuel Fischer

Manuel Fischer

Med. Technologe für Radiologie (Neuroradiologie)


  • Sektion Immuno-Imaging
  • Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Heidelberg (Klinische Kooperationseinheiten Neuroonkologie, Neuroimmunologie und Hirntumorimmunologie, Translationale Radioonkologie)
  • Laboratory for Vascular Translational Science U1148, INSERM, Université de Paris – Université Sorbonne Paris Nord, Paris
  • School of Biomedical Imaging and Imaging Science, Faculty of Life Sciences and Medicine, King’s College London

Dr. med. Katharina Schregel:

seit 2022              Postdoktoranden-Stipendium der Daimler und Benz Stiftung

2020-2022           Olympia-Morata-Programm der Medizinischen Fakultät Heidelberg

2016-2017           Forschungsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)

2016                      Otto-Roth-Preis, Promotionspreis der Sektion Medizin der Universität zu Lübeck

2011                      PROMOS-Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD)

 

cand. med. Yannik Streibel:

2023                      Erster bzw. zweiter preis der Young Investigator Awards der MR Elastography bzw. der MR in Drug Research Study Groups der International Society for Magnetic Resonance in Medicine (ISMRM)

2023                      Magna cum laude-Abstract Award der International Society for Magnetic Resonance in Medicine (ISMRM)

2023                      Educational Stipend der International Society for Magnetic Resonance in Medicine (ISMRM)