Zentrale Oxytocin-Effekte bei chronischem Schmerz
Projektleiter: Prof. Dr. S.C. Herpertz, Dr. M. Rashidi
Mitarbeiterin: K. Mayer
Laufzeit: 2020 – 2023
Förderinstanz: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG; SFB1158)
Während der ersten Förderperiode unseres Projektes untersuchten wir die Effekte von intranasal verabreichtem Oxytocin auf Gehirnmechanismen, welche die Schmerzwahrnehmung, die Schmerzsensibilisierung sowie die Schmerzerwartung von akutem und chronischem Schmerz vermitteln. Hierfür verwendeten wir ein randomisiertes, doppelt verblindetes und placebokontrolliertes Gruppendesign. Mit Hilfe eines klassischen Konditionierungsparadigmas sowie funktioneller Bildgebung (fMRT) konnten wir feststellen, dass Oxytocin die Sensibilisierung des Schmerzerlebens bei wiederholter Verabreichung von thermalen Schmerzreizen über die anteriore Insula verringerte und assoziatives Lernen über die posteriore Insula verbesserte.
In der zweiten Förderphase untersuchen wir, wie soziale Unterstützung die Effekte von Oxytocin auf die Mechanismen, die chronischen Schmerzen unterliegen, modulieren kann. Positive soziale Interaktionen und insbesondere soziale Unterstützung sind dafür bekannt, die Wahrnehmung schmerzhafter Reize zu reduzieren. Unsere bisherige Forschung bei Menschen und Nagetieren legt nahe, dass oxytocinerge Mechanismen bei diesem Prozess eine kritische Rolle spielen. Wir haben ein neues experimentelles Paradigma entwickelt, bei dem den Teilnehmerinnen und Teilnehmern als kontextueller Stimulus das Bild einer vertrauten oder einer fremden Person gezeigt wird, während sie eine klassische Konditionierungsaufgabe absolvieren. Insbesondere interessiert uns, ob soziale Unterstützung die erwartete förderliche Wirkung von Oxytocin bei schmerzfreien Personen sowie bei Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen in der unteren Lendenwirbelsäule verstärkt und ob dies durch präfronto-insuläre Kopplung vermittelt wird.
In einer zweiten experimentellen Aufgabe untersuchen wir die Effekte von Oxytocin und sozialer Unterstützung auf die Furcht vor bestimmten Bewegungen (die sog. „fear of movement“). Gemäß des Furcht-Vermeidungs-Modells bei chronischen Schmerzen ist schmerzbezogene Furcht ein zentraler Risikofaktor für die Entwicklung und Aufrechterhaltung von chronischen Schmerzen, insbesondere durch Aufmerksamkeitsprozesse sowie Vermeidungsverhalten. In diesem Experiment wollen wir bei schmerzfreien Personen sowie bei Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen in der unteren Lendenwirbelsäule diejenigen Gehirnmechanismen identifizieren, welche dem schmerzerleichternden Effekt von sozialer Unterstützung auf die Bildung von Furchtassoziationen zugrunde liegen. Wir erwarten, dass Oxytocin die Bildung von Furchtassoziationen verringert, indem es die funktionelle Kopplung von medialem Präfrontalcortex und Insula sowie Amygdala fördert.