Apothekenleiter
Geschichte der Apotheke des Universitätsklinikums Heidelberg
Dr. Gustav Vulpius: 1876-1901
Herr Dr. Vulpius, der 1839 in Vorberg geboren wurde, stammte aus einem alten Apothekergeschlecht. Er studierte in Heidelberg Pharmazie und promovierte in Jena über die Bestandteile von Salvia glutinosa. Nach dem Verkauf der vom Vater übernommenen Apotheke, die ihm nur wenig Möglichkeiten zum wissenschaftlichen Arbeiten bot, zog er nach Heidelberg, wo er Refarate für ausländische Fachzeitschriften, für das Archiv der Pharmazie und für die Pharmazeutische Zeitung schrieb. Er arbeitete organisch-chemisch bei Lossen und erteilte naturwissenschaftlichen Unterricht in einigen Privatlehranstalten. Durch seine zahlreichen Veröffentlichungen und wissenschaftliche Arbeiten bekannt geworden, gehörte er zu den bedeutendsten Fachmännern seiner Zeit. In der Zeit seiner Apothekenleitung veröffentlichte Vulpius in den Fachzeitschriften hunderte von Abhandlungen, deren Stoff er aus den Erfahrungen im Apothekenalltag schöpfte. Er gehörte der amtlichen Pharmakopökommission an und war Mitbegründer des Kommentars zum Deutschen Arzneibuch. 1876 beauftragte Geheimrat Friedreich, der damalige Direktor der Medizinischen Klinik, Dr. Vulpius mit der Einrichtung und Leitung der Klinikapotheke in Heidelberg, die er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1901 leitete.
Dr. Franz Weiss: 1901-33
Herr Dr. Weiss, der 1868 in St. Blasien geboren wurde, lernte in Waldkirch und in der Schweiz, studierte in Freiburg, wo er 1894 promovierte. 1895 ging er als Assistent an die königlich Medizinischen Klinik nach Breslau und wurde 1898 Verwalter der Anstaltsapotheke an der Großherzöglichen Heil- und Pflegeanstalt bei Emmendingen, bevor er 1901 die Apothekenleitung in Heidelberg übernahm. Weiss übernahm die Bearbeitung pharmazeutischer Fragen im Ministerium. 1933 schied er aus Altersgründen aus.
Dr. Alfred Dorner: 1933-42
Herr Dr. Dorner war seit 1912 Assistent in der Klinikapotheke angestellt. 1923 ging er zur Gründung einer deutschen Apotheke nach Kanton in Südchina und reiste später im Auftrage einer chemisch-pharmazeutischen Firma in die verschiedensten Staaten des fernen Ostens. Bereits in seiner Assistentenzeit schrieb Dorner Abhandlungen für die pharmazeutische Zeitung. 1933 wurde er Nachfolger von Weiss und erhielt, trotz seiner linksdemokratischen Einstellung und vieler jüdischer Kontakte, von der Nationalsozialistischen Regierung den Leiterposten und einen Lehrauftrag über pharmazeutische Gesetzeskunde. Er starb 1942 nach langer schwerer Krankheit.
Dr. Paul Baumann: 1942-45
Baumann hatte in den Jahren 1922-29 Vertreterposten in der Klinikapotheke, und war von 1929 bis 1937 Assistent und außer Dr. Dorner die einzige pharmazeutische Vollkraft. Baumann trat 1931 in die NSDAP ein, machte von 33 - 34 SS-Dienste als SS-Mann. und war von 34 bis 42 Block- und Zellenleiter. 1937 übernahm er die Leitung der neu zu errichtenden Klinikapotheke in Erfurt. 1942 wurde Baumann nach dem Ableben Dorners nach Heidelberg gerufen, obwohl er zur Wehrmacht einberufen worden war. An Baumanns Stelle wurde der Apotheker Heid an die Front geschickt. Im Rahmen der Entnazifizierung wurde Baumann im Dezember 45 entlassen.
Dr. Werner Heid: 1948-59
Dr. Heid wurde 1916 in Adolsheim geboren. Er wurde während des Krieges von Dorner in der Apotheke angestellt. Nach Dorners Tod wurde er an Stelle von Baumann an die Front geschickt. Er kam erst wieder im Januar 1948 in die Klinikapotheke zurück, wo er die Leitung übernahm. Während seiner Zeit als Apothekenleiter promovierte Heid in Medizin. Er schied 1959, als in Heidelberg die Pocken ausbrachen, aus der Klinikapotheke aus, um als Venerologe zu arbeiten.
Dr. Hubert Conrad: 1959-73
1945-48: kommissarischer Leiter
Conrad wurde 1911 in Fraunstadt geboren. Er studierte 1935 -37 Pharmazie in Heidelberg und erhielt 1938 in Karlsruhe die Bestallung als Apotheker.1938 bis 40 übernahm er mehere Vertretungen von Apotheker, die in die Wehrmacht eingezogen worden waren, bevor er 1940 in der Klinikapotheke in Heidelberg eine Anstellung erhielt. 1941 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Kurz nach seiner Wiederkehr aus der Gefangenschaft im August 1945 übernahm er die Apothekenleitung kommissarisch. Diesen Posten hatte er bis 48 inne. In den Jahren 1951 bis 59 studierte er nebenher Medizin und wurde 1958 als Arzt bestallt. Seine Promotion machte er auf dem Gebiet der Histologie und Histochemie. 1959 wurde ihm die Leitung der Apotheke übertragen und 1967 wurde er zum Beamten auf Lebenszeit ernannt. Dr.Conrad starb 1973 nach schwerer Krankheit.
Dr. Richard Wolf: 1973-83
1921 in Wiesloch geboren, studierte Herr Wolf in den Jahren 1946 bis 49 Pharmazie in Karlsruhe. Seine zweijährige Praktikantenzeit absolvierte er in der Stadtapotheke in Wiesloch. Im August 1952 erhielt er eine Anstellung als Apotheker in der Klinikapotheke in Heidelberg. Zu Zeiten Conrads war Wolf stellvertretender Apothekenleiter. Er promovierte 1972 im Botanischen Institut in Heidelberg mit einer Arbeit zu dem Thema: "Untersuchungen über die Farbstoffe und ihre Verteilung in den fertilen Organen von Bromeliaceaen". Nach dem Ableben Conrads im Jahre 1973 übernahm Dr. Wolf die Apothekenleitung und schied im Jahr 1983 aus Altersgründen aus dem Apothekenbetrieb aus. Dr. Wolf starb 2001 nach schwerer Krankheit
Günther Schork: 1984-93
Herr Schork wurde 1928 in Heidelberg geboren. Seine Schulzeit wurde 1944 durch Einsatz als Luftwaffenhelfer und Kriegsgefangenschaft unterbrochen. Er studierte nach einem 2- jährigen Praktikum in Heidelberg Pharmazie in Karlsruhe und bestand 1956 das pharmazeutische Staatsexamen. Nach Tätigkeiten in öffentlichen Apotheken, erhielt er 1958 eine Anstellung in der Klinikapotheke in Heidelberg. Schork war 1963 bis 85 Mitglied des Personalrats der Universitätsklinik, dessen Vorsitz er in den Jahren 1968 bis 85 inne hatte. 1973 wurde Schork stellvertretender Apothekenleiter. Nach dem Ausscheiden von Dr. Wolf übernahm Schork die kommissarische Leitung, nachdem Herr Dr. Schöneberger diesen Posten für ca. sechs Monate übernommen hatte. Im November 1984 wurde Herr Schork als Apothekenleiter eingesetzt. Die Bezeichnung "Klinischer Pharmazeut" wurde ihm im Jahre 1987 von der ADKA zuerkannt. Er schied im Jahr 1993 aus Altersgründen aus dem Apothekenbetrieb aus. Herr Schork starb 2001.
Dr. Torsten Hoppe-Tichy: seit 1993
Ab Juli 84 war Dr. Hoppe-Tichy wissenschaftlicher Angestellter am Institut für pharmazeutische Chemie der TU Braunschweig, wo er im Dezember 1990 mit einer Arbeit zu dem Thema: "Isomere 1,2,4-Triazolcarbaldehyde - Synthese und Eigenschaften" promovierte. Den Fachapotheker für Pharmazeutische Analytik" erhielt er im Juni 1989. Seit Dezember 1989 arbeitete er in der Apotheke des Universitätsklinikums Ulm und leitete die Abteilung Analytik. Ab Juli 1991 war Dr. Hoppe-Tichy stellvertretender Apothekenleiter, bevor er im Juli 1993 den Leiterposten in der Apotheke des Universitätsklinikums Heidelberg übernahm. 1993 wurde ihm die Bezeichnumg Fachapotheker für Klinische Pharmazie zuerkannt. Dr. Hoppe-Tichy ist Mitglied der Arzneimittelkommision und der Arbeitsgruppe Antibiotika im Klinikum der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg. Dr. Hoppe-Tichy, der 1959 in Hannover geboren wurde, studierte von 1979 bis 83 Pharmazie an der TU Braunschweig. Seine praktische pharmazeutische Ausbildung absolvierte er 83 bis 84 in der St. Georg's Apotheke in Garbsen und am Institut für pharmazeutische Chemie der TU Braunschweig und erhielt seine Approbation im Oktober 84.
Autor: Martina Schwald