Geschichte der Psychosomatik in Heidelberg
Die Klinik für Psychosomatische und Allgemeine Klinische Medizin, Heidelberg, hat eine lange Tradition und blickt auf umfangreiche Erfahrungen mit psychosomatischen Erkrankungen zurück.
Die berühmte „Heidelberger Schule der Psychosomatik“ wurde durch drei Mediziner geprägt: durch Ludolf Krehl (1861–1937) und seine beiden Schüler Richard Siebeck (1883–1965) und Viktor von Weizsäcker (1886–1957). Der Name der Medizinischen Klinik und zwei Stationsnamen erinnern bis heute an das Wirken dieser Ärzte in Heidelberg, die als Begründer der Psychosomatischen Medizin in Deutschland gelten.
„Wir behandeln keine Krankheiten, sondern kranke Menschen“
Ludolf Krehl übernahm die Leitung der Medizinischen Klinik im Jahre 1907. Er forderte als einer der ersten Mediziner, den kranken Menschen als ganze Persönlichkeit mit Körper, Geist und Seele zu therapieren. Bekannt geworden ist seine prägnante Formulierung „Wir behandeln keine Krankheiten, sondern kranke Menschen“.
Richard Siebeck und Viktor von Weizsäcker haben ihre ärztliche Arbeit im Sinne ihres Lehrers fortgeführt. Siebeck trat 1931 die Nachfolge Krehls als Chef der Medizinischen Klinik in Heidelberg an. Von Weizsäcker übernahm 1921 die Nervenabteilung. 1946 wurde er Chef der neuen Abteilung für „Allgemeine Klinische Medizin“, aus der die heutige Abteilung „Psychosomatische und Allgemeine Klinische Medizin“ hervorging.
Richtungweisend in Forschung, Diagnostik und Therapie
Die Psychosomatische Klinik der Universität Heidelberg, älteste Klinik dieser Fachrichtung in Deutschland, wurde 1950 vom Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich gegründet, einem Schüler von Weizsäckers. Hier wurde erstmals untersucht, welche seelischen und sozialen Faktoren neurotische, psychosomatische und organische Krankheiten verursachen können. Die Heidelberger Ärzte entwickelten den größten Teil der heute gebräuchlichen Standards in der stationären Psychotherapie sowie die Behandlungsrichtlinien nahezu aller psychosomatischen Krankheitsbilder. Das vielfältige Angebot psychotherapeutischer Weiterbildungsmöglichkeiten der Klinik trug dazu bei, dass im Raum Heidelberg ein ambulantes Versorgungsnetz hoch qualifizierter Psychotherapeuten entstand.
Bewährt: Das Drei-Stufen-Modell der Psychosomatik
Als einzige Psychosomatische Abteilung in Deutschland ist die „Klinik für Psychosomatische und Allgemeine Klinische Medizin“ gleichzeitig in eine Internistische Medizinische Klinik und in ein Zentrum für Psychosoziale Medizin integriert. Strukturell wird dies realisiert durch ein breites internistisch- psychosomatisches Angebot, dem „Drei-Stufen-Modell der Psychosomatik“: Behandelt wird – je nach Beschwerdebild des Patienten – auf der allgemein-internistischen Station, auf der internistisch-psychosomatischen Station oder auf den beiden spezialisierten Psychosomatik- und Psychotherapiestationen. Hier widmet sich ein erfahrenes Team von ca. 60 Ärzten, Psychologen und Sozialarbeitern den Patienten.