Philosophical Psychology Lab
Philosophie und Psychologie: Eine enge Verknüpfung
Die Philosophie und Psychologie sind seit jeher thematisch eng miteinander verbunden. Bereits Aristoteles in De Anima oder die stoische Moralpsychologie lieferten umfassende Analysen verschiedener Dimensionen menschlichen Erlebens und Verhaltens. Diese Untersuchungen geben tiefgreifende Einblicke in zentrale Aspekte menschlicher Erfahrung, wie Denken, Fühlen und Wollen und werfen Licht auf das komplexe Verhältnis von Leib und Geist – Grundthemen der Psychologie als philosophische Teildisziplin.
Während die Psychologie gegen Ende des 19. Jahrhunderts aus der Philosophie hervorging und sich Anfang des 20. Jahrhunderts zunehmend als eigenständige Disziplin etablierte, blieb die Verbindung zwischen den beiden Fächern aufgrund ihrer thematischen Überschneidungen stets bestehen. Zwar kam es in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einer vor allem auch methodologisch motivierten Abgrenzung von der Philosophie, doch in aktuellen Diskursen gewinnt die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen philosophischen und psychologischen Ansätzen wieder stark an Bedeutung.
In diesem Zusammenhang hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten die philosophische Psychologie als eigenständiges Forschungsfeld etabliert und erweist sich zunehmend als Schnittstelle zwischen Philosophie und empirischer Psychologie.
Die Rolle der philosophischen Psychologie:
Die philosophische Psychologie strebt neben der Reflexion von philosophischen Grundlagen und wissenschafts- bzw. erkenntnistheoretischen Aspekten der psychologischen Forschung auch nach einer Integration empirischer Erkenntnisse mit philosophischer Theoriebildung. Geleitet von thematischen Fragestellungen und den jeweils interessierenden Phänomenen, verfolgt sie einen multiparadigmatischen und multimethodologischen Ansatz, der verschiedene Wissensformen und Evidenztypen zusammenführt.
Sie integriert die gesamte Bandbreite quantitativer und qualitativer Forschung aus der Psychologie und den benachbarten Sozial- und Kognitionswissenschaften und kombiniert diese mit Ansätzen aus der zeitgenössischen Philosophie – insbesondere der Phänomenologie, der Philosophie des Geistes und dem Enaktivismus. Diese Synthese verschiedener Wissensformen und Evidenztypen ermöglicht neue Perspektiven und ein tieferes Verständnis der vielfältigen Berührungspunkte zwischen psychologischen und philosophischen Fragestellungen.
Das Philosophical Psychology Lab:
Das 2024 gegründete Philosophical Psychology Lab widmet sich der philosophischen Psychologie mit einem besonderen Fokus auf klinische Phänomene im Kontext verschiedener Psychopathologien. Ein zentraler Schwerpunkt liegt dabei neben der kritischen Betrachtung aktueller Debatten in der philosophischen Psychologie auf der phänomenologischen Psychopathologie, insbesondere auf der durch empirische Forschung gestützten Theoriebildung. Dabei rückt das Lab unter anderem Fragen zu Selbstbewusstsein, emotionaler Erfahrung und der Rolle sozialer Interaktionen in den Mittelpunkt.
Ziel ist es, empirische Erkenntnisse für die phänomenologische Reflexion nutzbar zu machen und gleichzeitig empirische Forschung auf der Grundlage phänomenologischer Theorien zu konzipieren und zu planen. Darüber hinaus versteht sich das Lab als offen für unterschiedliche philosophische Paradigmen und fördert den Austausch mit thematisch angrenzenden Disziplinen – insbesondere auch den Humanities.
Forschungsaufenthalte, Praktikumsmöglichkeiten und Abschlussarbeiten:
Neben Forschungsaufenthalten bietet das Philosophical Psychology Lab Studierenden auch die Möglichkeit, ein Pflichtpraktikum im Rahmen eines Psychologiestudiums zu absolvieren. Das Lab bietet Studierenden somit eine einmalige Gelegenheit, Einblicke in die Forschungspraxis an der Schnittstelle von Philosophie und Psychologie zu erhalten und kleinere Projekte oder Teilprojekte selbst durchzuführen.
Abschlussarbeiten im Studienfach Philosophie an der Universität Heidelberg können am Philosophical Psychology Lab betreut werden.
Masterarbeiten im Studienfach Psychologie, insbesondere mit empirischen Fragestellungen, sind nach Absprache prinzipiell ebenfalls möglich.
Wissenschaftliche Leitung und Kontakt:
Dr. Philipp Schmidt-Boddy
philipp.schmidt-boddy (at) uni-heidelberg.de