1818
Nachdem 1817 der Universität die Einrichtung eines Chirurgischen Lehrstuhls gestattet worden ist, wird am 1. Mai des Jahres 1818 unter der Leitung von Maximilian Josef von Chelius die Chirurgische Klinik im Dominikanerkloster eröffnet. Die Chirurgische Abteilung ist im größten Teil des dritten Stockes untergebracht, in dem sich auch der Operationssaal befindet. Die Einrichtung umfasst zu Beginn zwölf stationäre Betten sowie eine ambulatorische Klinik für leichtere chirurgische Fälle. Die damalige Klinik verfügt nur über einen Operationssaal, an diesen stößt von der einen Seite das Zimmer zum Aufbewahren der Instrumente und Bandagen, von der anderen Seite das Ordinationszimmer. Die Kosten für den Unterhalt dieser ersten Chirurgischen Klinik sind jedoch außerordentlich schwer aufzubringen. Ende 1818 ist immer noch nicht klar, wie diese bestritten werden sollen. Es werden Schulden eingeklagt und die Zahlungsunfähigkeit festgestellt. Als das neu errichtete Institut in Gefahr ist, stellt sich die Stadt Heidelberg bereit, für die Zahlung aufzukommen.
1819
Doch die eigentliche Ära der Heidelberger Chirurgischen Universitätsklinik beginnt erst nach dem Umzug im Juli 1819 in die Kaserne am Marstall. Dort ist schon eine nahezu moderne Konzeption vorhanden: Chirurgie, Innere, Geburtshilfe und Haut, alle unter einem Dach, wodurch die interdisziplinäre Arbeit schon damals entlastet werden kann. Räumliche Enge und diverse andere Behinderungen machen es schon frühzeitig notwendig, über eine neue Unterbringungslösung nachzudenken.
1844
Der nächste Umzug erfolgt im Jahr 1844 in das Jesuitenkloster. Zwischen 1825 und 1842 war das Gebäude der Sitz der Heidelberger Psychiatrischen Klinik. Aufgrund mangelnder Hygiene und schlechter Ausstattung musste das Gebäude so umgebaut werden, dass es die Ansprüche für ein Vierteljahrhundert erfüllen konnte. Die Chirurgische Klinik verbleibt 32 Jahre in dem Gebäude. Am 2. August 1869 wird dort die erste erfolgreiche Nierenentfernung (Nephrektomie) von Gustav Simon (Ordinarius der Chirurgischen Klinik in Heidelberg von 1867 bis 1876) durchgeführt.
1847
Erstmalig wird in der Chirurgischen Klinik Heidelberg ein operativer Eingriff in Narkose durchgeführt. Diese Wende bringt 1846 ein Bostoner Zahnarzt namens William Thomas Green Morton (1819–1868). Er betäubt mithilfe von Schwefelätherinhalation seinen Patienten und ermöglicht es somit dem durchführenden Operateur, ein Geschwulst am Hals vollkommen schmerzfrei zu entfernen.
1876
Eröffnung des neuen Akademischen Krankenhauses im Heidelberger Stadtteil Bergheim. Die Chirurgische Klinik verfügt über 122 Betten. Bezüglich ihrer fehlenden Aufzüge, Vorbereitungsräume und Krankentransporte durchs Freie wird die Bergheimer Chirurgie trotz ihrer hervorragenden Leistungen unter Persönlichkeiten wie Vincenz Czerny, Karl Maximilian „Max“ Wilhelm Wilms und Eugen Enderlen von zahlreichen Denkschriften ebenso wie von auswärtigen Fachvertretern als beklagenswert bezeichnet.
1900
Zur Jahrhunderwende umfasst die Chirurgie 200 Betten einschließlich 33 Privatbetten. Es werden 2.522 stationäre und 6.601 ambulante Behandlungen durchgeführt. Als der Heidelberger Chirurg Vincenz Czerny 1900 einen Rückblick auf die Fortschritte der Chirurgie gibt, kann er unter allgemeiner Zustimmung seiner Zeitgenossen die bewunderungswürdigen Errungenschaften der Chirurgie feststellen.
1934
Martin Kirschner, welcher einen Ruf nach Heidelberg wegen der baulichen Misere abgelehnt hatte, nimmt im Vertrauen auf eine Neubauzusage den Ruf an. Es beginnt am 14. November 1933 der Bau einer neuen Chirurgischen Klinik auf dem Neuenheimer Feld.
1938
Die Einführung des Rettungsdienstes in Deutschland beruht auf der bereits im Jahr 1938 formulierten Forderung des Chirurgen Martin Kirschner: „Der Arzt soll also zum Verletzten!“ Die Begründung dieser Forderung liegt in der Annahme, dass die Lebensgefahr in unmittelbarer Nähe zum Notfallereignis am größten sei. Professor Martin Kirschner legt somit das Fundament der modernen Notfallmedizin in Deutschland. Die von Martin Kirschner konzipierte „fahrbare chirurgische Klinik“, also ein Gespann aus Zugmaschine und zwei jeweils zweiachsigen Anhängern zur Versorgung des Patienten bereits am Unfallort, scheitert allerdings während eines Einsatzes.
1939
Am 3. Juli 1939 zieht das Krankenhaus als erste Klinik ins Neuenheimer Feld. Die neue Chirurgische Universitätsklink wird mit 350 Betten bezogen.
1957
Am 5. Februar 1957 wird durch Professor Karl Heinrich Bauer das Clinomobil eingeführt. Der mobile OP-Wagen stellte eine Weiterentwicklung auf dem Weg zum heute bekannten Notarztwagen dar. Das Clinomobil hat sieben Mann Besatzung und soll den Transport von Ärzten zum Unfallort, die Initialversorgung der Patienten und deren Transport in die Chirurgische Klinik übernehmen. Allerdings stellt sich auch dieses System für den klinischen Einsatz hinsichtlich seiner eingeschränkten Mobilität als nicht geeignet heraus.
1963
In Heidelberg sind alle Voraussetzungen erfüllt, so dass am 2. März 1963 Professor Otto H. Just einen Lehrstuhl für Anästhesiologie einrichtet.
1964
Am 16. Mai 1964 wird an der Chirurgischen Klinik durch das Engagement des Heidelberger Chirurgen Professor Gögler ein VW Käfer mit dem Funkrufnamen „Heidelberg 10“ als erstes Arzteinsatzfahrzeug in den Dienst gestellt. Hiermit wird Professor Gögler zum Vater des heutigen Notarzt-Einsatzwagens. K. H. Bauer gründet im selben Jahr das Deutsche Krebsforschungszentrum. Es wird ebenso ein Lehrstuhl für die Urologie eingerichtet.
1967
Am 16. Februar 1967 wird die erste erfolgreiche Nierentransplantation in Heidelberg durchgeführt.
1987
Erste komplikationslose Übertragung einer Spenderleber am 16. Juni 1987 in Heidelberg.
1990
Professor Eike Martin tritt am 1. August 1990 das Amt als Ordinarius für Anästhesiologie an. Seine Ära ist vom kontinuierlichen Ausbau des Fachs im Rahmen der universitären Patientenversorgung gezeichnet. Während seiner Amtszeit baut Professor Martin die Abteilung zu einer der größten Anästhesiologischen Kliniken Deutschlands aus. Durch seine Besetzung emanzipiert sich die Anästhesiologie zu einer eigenständigen Disziplin der Heidelberger Universitätsmedizin.
1992
Im Mai 1992 gelingt die erste Pankreas-Transplantation in der Heidelberger Chirurgie.
2001
Professor Markus W. Büchler wird am 1. Oktober 2001 auf den Lehrstuhl für Chirurgie berufen und übernimmt die Leitung der Abteilung für Allgemein-, Viszeralund Transplantationschirurgie. Er wird somit der Nachfolger von Professor Christian Herfarth, welcher ab 1981 Ordinarius der Chirurgie war.
2002
Am 14. September 2002 gelingt in Heidelberg die erste Leber-Lebendspende-Transplantation durch Professor Markus W. Büchler. In diesem Jahr werden auch Zentren wie das Europäische Pankreas-Zentrum (EPZ), das Zentrale Patientenmanagement (ZPM) und das Klinische Studienzentrum der Chirurgie (KSC) gegründet. Das EPZ in Heidelberg gehört auf dem Gebiet der Pankreaserkrankungen zu den führenden Zentren der Welt. Durch hochqualifizierte Mitarbeiter und modernste technische Ausstattungen erbringt das EPZ unter der Leitung von Professor Markus W. Büchler medizinische Leistungen auf höchstem Niveau. Es werden jährlich über 2.500 Patienten betreut und mehr als 600 Operationen an der Bauchspeicheldrüse verwirklicht.
2003
Die Heidelberger Chirurgie führt die DaVinci Operationstechnik bereits 2003 erfolgreich ein und verfügt damit auf diesem Gebiet deutschlandweit über die längste Erfahrung. In diesem Jahr wird der Lehrstuhl für die Abteilung Urologie von Professor Markus Hohenfellner übernommen. Zudem integriert man die Nierentransplantation in die viszeralchirurgische Transplantationsaktivität (Leber und Pankreas). Somit entsteht ein gemeinsames Transplantationszentrum. Um Neuerungen wie das Europäische Pankreaszentrum (EPZ) und das Klinische Studienzentrum (KSC) finanziell zu unterstützen, wird im Februar 2003 die Heidelberger Stiftung Chirurgie e. V. gegründet.
2005
Das ZPM der Chirurgischen Klinik wird mit dem Qualitätsförderpreis Gesundheit des Qualitätsforums Baden-Württemberg für die Koordination der stationären Aufnahmeplanung ausgezeichnet. Die Leitung der Chirurgischen Klinik des Krankenhauses Salem wird 2005 ebenfalls von Professor Markus W. Büchler übernommen.
2006
Im Oktober 2006 übernimmt Professor Matthias Karck den Lehrstuhl für die Herzchirurgie. Im laufenden Jahr werden die Sektion Minimalinvasive Chirurgie (MIC) und das Interdisziplinäre Endoskopiezentrum (IEZ) eingerichtet.
2009
Die Führung der Klinik für Gefäßchirurgie wird von Professor Dittmar Böckler übernommen. Professor Büchler übernimmt zusätzlich die Leitung der Abteilung Allgemein- und Viszeralchirurgie der GRN-Klinik Sinsheim.
2012 und 2013
Professor Markus W. Büchler übernimmt die Leitung der neuen Chirurgischen Abteilung der GRN-Klinik Eberbach. Ein Jahr später übernimmt Büchler zusätzlich die Führung der Chirurgischen Abteilung im Kreiskrankenhaus Heppenheim an der Bergstraße. Professor Dr. Thilo Hackert wird zum Leiter des Europäischen Pankreaszentrums. PD Dr. Patrick Günther, der seine Ausbildung am Universitätsklinikum Heidelberg absolviert hat, wird 2013 zum Chefarzt der Kinderchirurgie.
2020
ZUKUNFT CHIRURGIE – Der Neubau der Chirurgischen Universitätsklinik wird fertiggestellt und für den Klinikbetrieb eröffnet.