Auf Station: Moderne Zimmer und leichtere Orientierung im Klinikalltag
In der neuen Chirurgischen Universitätsklinik schließen sich medizinische Versorgung auf höchstem Niveau und eine angenehme Arbeitsund Genesungsumgebung nicht aus: Für Patienten und ihre Besucher macht sich das hauptsächlich in den hell und modern eingerichteten Zweibettzimmern, ansprechenden Aufenthaltsräumen und einem übersichtlichen Orientierungssystem bemerkbar, für Ärzte, Pflege- und Servicekräfte in optimierten Abläufen, kurzen Wegen und Arbeitserleichterungen dank guter Ideen und durchdachter Ausstattung.
Für Patienten
Wegeleitsystem
Damit Patienten und Angehörige bei fünf Normalpflege-, vier Intensiv-/Überwachungsstationen und einer Station mit Komfortzimmern mit insgesamt 313 Betten in den beiden Gebäudetrakten des Bettenhauses immer an ihr Ziel finden, soll ein übersichtliches Wegeleitsystem die Orientierung erleichtern. Die Stationen tragen nun keine Eigennamen mehr, sondern sind nach Gebäudeteil und Stockwerk – beispielsweise Station E1 im ersten Obergeschoss des Gebäudetraktes E – benannt. Die zusätzliche Kennzeichnung mit Farben und Heidelberger Wahrzeichen – wie der Alten Brücke oder dem Philosophenweg – bietet weitere einprägsame Orientierungshilfen. Wichtig ist diese Auswahl insbesondere für Patienten mit einer Demenzerkrankung, die sich Grafiken und Farben leichter merken können.
Aufnahmezimmer
Für Patienten mit geplanten Eingriffen gibt es nun pro Station zwei Aufnahmezimmer, darunter einen Untersuchungs- und Behandlungsraum. Hier bleibt beim Aufnahmegespräch oder bei anfallenden Untersuchungen während des stationären Aufenthaltes die Privatsphäre der Patienten besser gewahrt als im Zweibettzimmer.
Aufenthaltsräume
An der Stirnseite der Stationen laden helle Aufenthaltsräume mit Blick auf die begrünten Außenanlagen zum Zusammensitzen mit Angehörigen und Besuchern ein. An einer zugänglichen Küchenzeile können mitgebrachte Speisen aufgewärmt werden.
Speisenversorgung
Auch die Speisenversorgung wird im Neubau anders als bisher, nämlich dezentral geregelt. Die Mittagessen werden direkt auf Station in Konvektomaten verzehrfertig vorbereitet, erhitzt und frisch angerichtet. Die Menü-Wünsche der Patienten werden morgens von Servicekräften aufgenommen. Wie auch beim Frühstück, das an einem Büfettwagen serviert wird, kann so besser individuell auf Wünsche und Diätpläne der Patienten eingegangen werden.
Patientenzimmer
Anders als im Altbau sind Patienten ausschließlich in Zweibettzimmern mit eigener Nasszelle untergebracht. Die Zimmer sind hell und wohnlich eingerichtet, verfügen über Panoramafenster mit Holzverkleidung und Sitzbank. Die breiten und daher sehr schweren Zimmertüren sind zur Verringerung des Gewichts in Form von Flügeltüren geteilt. Zwei Zimmer pro Station sind zudem als sogenannte Adipositas-Zimmer speziell für die Versorgung und Pflege stark übergewichtiger Patienten ausgerüstet. Sie sind unter anderem größer und verfügen über Hebevorrichtungen über den Betten.
Mobile Patientenschränke
Eine Besonderheit in jedem Zimmer sind die mobilen Patientenschränke. Bei diesem durchdachten Schrank-im-Schrank-System befindet sich hinter jeder Stauraumtür ein eingepasster Rollschrank mit verschließbarem Wertfach. Dieser Schrank begleitet den Patienten, wenn er auf eine andere Station verlegt wird. So müssen weder Pflegende noch Angehörige umräumen und umpacken. Das Risiko, dass Kleidung, persönliche Gegenstände oder Wertsachen verloren gehen, wird somit verringert.
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Die neue Chirurgische Klinik bietet den baulichen Rahmen für optimierte Prozesse. Bei der Planung haben wir uns die Frage gestellt, wo wir Abläufe für alle Beteiligten vereinfachen oder angenehmer gestalten können. Neubau bietet die Möglichkeit, neue Konzepte zu realisieren und damit nicht zuletzt die Zufriedenheit bei Patienten und Mitarbeitern zu erhöhen.
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Arbeitsaufwand und -anforderungen an die Pflege in der Hochleistungsmedizin steigen stetig. Umso wichtiger ist es, dass
das Arbeitsumfeld diese tägliche Leistung unterstützt. Bei der Planung der neuen Chirurgie haben wir daher großen Wert darauf gelegt, dass die Meinungen und Erfahrungen der Pflegenden berücksichtigt werden.
Für Beschäftigte
Kürzere Wege und einheitliche Ausstattung
In allen Stationen gibt es zwei parallel verlaufende Flure: Jeweils zur Gebäudeaußenseite hin liegen die Patientenzimmer, zwischen den beiden Fluren ein von beiden Seiten zugänglicher Funktionstrakt mit Lager-, Rein- und Unreinraum. Die Betten- und Matratzenaufbereitung erfolgt dezentral auf jedem Stockwerk. So werden zum einen Aufzüge und Flure nicht mehr durch Betten blockiert, zum anderen verkürzen sich die täglichen Wege der Mitarbeiter auf Station merklich. Auch einheitliche Einrichtung und Ausstattung, insbesondere der Funktionsräume, sorgen für Arbeitserleichterung durch schnelle Orientierung und logistisch optimierte Handgriffe.
Direkte Anbindung an OP-Trakt
Eine wichtige Neuerung ist die direkte Anbindung der Intensivstationen an den OP-Trakt und an die Notaufnahme mit Schockraum. Dies bedeutet kurze Transportwege für frisch operierte Patienten. Die übrigen Stationen sind über die Aufzüge ebenfalls schnell zu erreichen.
4 in 1: Elektronische Mitarbeiterkarte
Mit dem Namensschild, das gleichzeitig elektronische Mitarbeiterkarte ist, kann bereits jetzt schon in der Cafeteria bezahlt und die Zufahrt zum Parkhaus geöffnet werden. In der neuen Klinik erhält die Karte noch zwei zusätzliche Funktionen: Als elektronische Schließkarte erlaubt sie eine personalisierte Zugangsberechtigung zu sensiblen Bereichen. Darüber hinaus kann mit ihr frische Funktionskleidung am Wäscheautomaten bezogen werden.
Wäscheautomaten
An den Wäscheautomaten können Mitarbeiter aller Berufsgruppen getragene Funktionskleidung einwerfen und mit Hilfe der elektronischen Mitarbeiterkarte rund um die Uhr neue Wäsche erhalten. Jedem steht dabei ein Kontingent an Oberteilen und Hosen in seiner Größe zur Verfügung. Da es keine persönliche Funktionskleidung mit aufgenähten Namensschildern mehr gibt, werden damit auch keine Ausgabestellen mehr benötigt.
Patientenrufsystem
Schmerzen oder Essenswünsche? Das neue Patientenrufsystem erlaubt durch farblich gekennzeichnete Tasten eine Unterscheidung im Rufsystem. So können sich Pflegende besser auf vorrangige Aufgaben konzentrieren.
Junge Teams übernehmen Patientenversorgung
Operationswunden versorgen, Werte überprüfen, Untersuchungen anordnen, Medikamente einstellen, Angehörige informieren – auf der „Heidelberger Interprofessionellen Ausbildungsstation“, kurz HIPSTA, an der Chirurgischen Universitätsklinik geht es zu wie auf anderen chirurgischen Stationen. Mit einem entscheidenden Unterschied: Seit April 2017 liegt die Versorgung der frisch operierten Patienten in der Hand von Medizinstudierenden im Praktischen Jahr (PJler) und Auszubildenden der Gesundheits- und Krankenpflege im dritten Ausbildungsjahr. Seit 2019 werden die Teams auch von Auszubildenden der Physiotherapeuten- Schule unterstützt. Betreut wird der medizinische Nachwuchs von Lehrbeauftragen der Chirurgie, Praxisanleitern der Pflege und den benachbarten Stationsteams. Abgesehen davon ist HIPSTA eine normale chirurgische Station. Das Ziel des interprofessionellen Konzeptes: Gemeinsam lernen die jungen Menschen die Herausforderungen des Klinikalltags kennen und entwickeln dabei auch ein besseres Verständnis für die jeweils andere Berufsgruppe. „Wir sind alle begeistert, wie gut HIPSTA funktioniert und was unsere Studierenden, Auszubildenden und Physiotherapeuten alles können“, berichtet Professor André Mihaljevic, Arzt und Lehrbeauftragter an der Chirurgischen Universitätsklinik. Die engagierten Teams ernten sehr viel Lob und Zuspruch von den Patienten. „Bisher haben wir sehr positive Rückmeldungen erhalten. Klagen gab es überhaupt nicht“, freut sich Birgit Trierweiler-Hauke, Stellvertretende Pflegedienstleitung der Chirurgischen Klinik. Das Heidelberger Modell hat sich so gut bewährt, dass es deutschlandweit Nachahmer gefunden hat. HIPSTA wird daher nahtlos in den Neubau Chirurgie implementiert und dort, ebenso wie in der alten Klinik, auf einer viszeralchirurgischen Station verankert. „Expansion nicht ausgeschlossen“, kündigen die Projektleiter Mihaljevic und Trierweiler-Hauke an.