OP-Technik, die begeistert
Die Medizintechnik ermöglicht eine Patientenversorgung und professionelle Arbeitsabläufe auf höchstem Niveau. Neue Geräte, innovative Softwarelösungen, digitale Vernetzung und die durchdachte Infrastruktur werden viele Verbesserungen für unsere Patienten und Mitarbeiter mit sich bringen“, freut sich Prof. Dr. Markus Büchler, Zentrumssprecher der Chirurgischen Universitätsklinik sowie Ärztlicher Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie. Denn die neue Chirurgie setzt Maßstäbe – insbesondere, was die technische Ausstattung anbelangt: Ca. 6.000 medizintechnische Geräte werden dort zum Einsatz kommen, ein Großteil wurde neu angeschafft. Kernstück des Neubaus ist der Operationstrakt mit 16 OP-Sälen, die digital in die Medizin- und IT-Landschaft der Klinik eingebettet sein werden. In sechs OP-Sälen wird zusätzlich ein integriertes Endoskopiekonzept umgesetzt und zwei OPs werden als Hybrid-OPs ausgestattet.
Mit der Integration der hochmodernen Medizintechnik im OP- und Stationsbereich wird aus dem Neubau eine zukunftsfähige Universitätsklinik: „Bei der Planung hatten wir immer vor Augen, dass wir heute die Hardware für die Software von morgen anlegen, damit die Klinik nicht in wenigen Jahren schon wieder veraltet, sondern durch spätere Updates für die enormen Entwicklungen unseres Fachs gewappnet ist“, so Dr. Hannes Kenngott, Chirurg und Baubeauftragter von ärztlicher Seite.
Der Bau einer Chirurgischen Klinik sei in Bezug auf die Technik eines der komplexesten Bauvorhaben überhaupt: „Allein im OP haben wir Lüftungs-, Elektro-, ITund Medizintechnik sowie Anschlüsse für medizinische Gase auf minimalem Raum kondensiert. Zusätzlich müssen noch die Ansprüche und Entwicklungen der kommenden Jahre antizipiert und eingeplant werden – das ist eine immense Herausforderung“, so Kenngott. Nicole Ruprecht, Leiterin Medizintechnik am Zentrum für Informations- und Medizintechnik (ZIM), ergänzt: „Schon die Verkabelungen hinter den Wänden oder die robotergestützten Angiographiesysteme kündigen den Quantensprung in der OP-Technik an. Für uns Medizintechniker ist es extrem spannend, diese innovative Technik zukünftig im Service begleiten zu dürfen.“
Der zentrale OP-Trakt des Neubaus Chirurgie befindet sich mit angeschlossenem Schock- und Aufwachraum auf einer Ebene (Ebene 99). Dank der Lichtschächte zwischen den Gebäudeteilen scheint in OPs und Aufwachraum Tageslicht, was für eine helle und arbeitsfreundliche Atmosphäre sorgt. Alle 16 OP-Säle sind vollständig digital eingerichtet. Somit können sämtliche Patientendaten sowie alle Prozesse von der Vorbereitung eines Eingriffs über das Fortschreiten der Operation bis zum Ausschleusen des Patienten erfasst werden. Außerhalb der OPs werden diese Informationen auf unterschiedlich platzierten Displays und Monitoren angezeigt, sie unterstützen die vor- und nachbereitende Koordination und sorgen für bessere Abläufe.
In den Operationssälen wurde ein sogenanntes cyberphysisches medizintechnisches Konzept umgesetzt: Medizintechnische Geräte sind vernetzt, auf mehreren großformatigen, hochauflösenden Bildschirmen werden Informationen und Bilder aus unterschiedlichen Quellen, z. B. radiologische Aufnahmen aus Voruntersuchungen, Daten zum Patienten aus dem Krankenhaus-Informationssystem oder 3-D-Modelle des Operationsbereiches, zusammengeführt und direkt im Blickfeld des Operateurs und behandelnden Teams anzeigt. So sind sämtliche aktuell relevanten Daten für das Team einsehbar, ohne dass das sterile OP-Feld verlassen werden muss. Die hochaufgelöste Darstellung unterstützt zudem das in sechs Sälen integrierte Endoskopiekonzept: Bei minimalinvasiven Eingriffen per Bauch- oder Gelenkspiegelung oder direkt durch die Harnröhre liefert ein 3-D-Kamerasystem während des Eingriffs exzellente Bilddaten, die im Großformat auf die Bildschirme übertragen werden.
Über die „touchfähigen“ Monitore lassen sich zudem diverse Funktionen, medizintechnische Geräte und die Raumbedingungen zentral steuern. Die Operateure können sich innerhalb der Klinik audiovisuell zwischen den Sälen oder mit Kollegen außerhalb des OPs austauschen. Dies ermöglicht bei Bedarf die schnelle Einbindung von weiteren Spezialisten für wichtige Entscheidungen und leistet durch Übertragung in den Hörsaal wertvolle Dienste in der Lehre.
Zwei Säle sind als Hybrid-OPs ausgestattet, in denen überwiegend gefäßchirurgische Operationen durchgeführt werden. „Hybrid“ bedeutet, dass in dem OP-Saal Eingriffe sowohl offen als auch minimalinvasiv über die Gefäße vorgenommen werden können. Dabei kommt die neuste Generation eines robotergestützten Angiographiesystems „Siemens Artis Pheno“ zur röntgengestützen 3-D-Darstellung der Blutgefäße zum Einsatz. Die Röntgeneinheit kann dazu während des Eingriffs per Roboter rund um den Patienten geführt werden und liefert bei Bedarf Bilder in der Qualität eines Computertomographen. „Bei Eingriffen an der Aorta, bei denen beispielsweise ein Stent millimetergenau platziert werden muss, ist dieses System derzeit das Nonplusultra. Es unterstützt uns in der Navigation, eröffnet neue Eingriffsmöglichkeiten und senkt das OP-Risiko weiter“, erläutert Prof. Dr. Dittmar Böckler, Ärztlicher Direktor der Klinik für Gefäßchirurgie und Endovaskuläre Chirurgie.
Eine weitere Neuheit und Basis für zukünftige Entwicklungen ist das allgemeine Datenkonzept der Klinik. Alle bei Operationen anfallenden Daten aus den medizintechnischen Systemen werden für Forschung und Entwicklung nutzbar sein. „Wir werden mit Hilfe dieser Daten zukünftig die Behandlungsqualität weiter verbessern und die Teams durch digitale künstlich-intelligente Assistenten unterstützen können“, erklärt Dr. Hannes Kenngott. „Damit bietet diese Infrastruktur aus Hardware und Software, die in einer Teamleistung mit dem ZIM und vielen weiteren Abteilungen entstanden ist, die ideale Grundlage für weiterführende Forschung, patientenindividuelle Medizin sowie künftige ‚mitdenkende‘ Operationssäle. Der Entwicklung eines Prototypen einer intelligenten Software- und Businessplattform haben sich darüber hinaus Ärzte und Industriepartner der Heidelberger Urologie in dem Konsortialprojekt „OP 4.1“ angenommen.
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Bei der Planung hatten wir immer vor Augen, dass wir heute die Hardware für die Software von morgen anlegen, damit die Klinik nicht in wenigen Jahren schon wieder veraltet, sondern durch spätere Updates für die enormen Entwicklungen unseres Fachs gewappnet ist.