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Neurophysiologische Korrelate störungsspezifischer autobiographischer Erinnerungen bei Patienten mit Fibromyalgiesyndrom

eine fMRT-Studie

ZUSAMMENFASSUNG

Neben der Störungsätiologie ist ein Verständnis aufrechterhaltender Mechanismen für die Behandlung psychischer Erkrankungen zentral. Während zu körperlichen, kognitiven und emotionalen Aspekten des Fibromyalgiesyndroms (FMS) zahlreiche Untersuchungen vorliegen, besteht bezüglich des Zusammenspiels dieser Faktoren noch Forschungsbedarf. In der geplanten Studie soll überprüft werden, ob die chronischen Schmerzen bei FMS eine affektregulative Funktion erfüllt, indem der Zugriff auf emotional belastendes Erinnerungsmaterial gemindert wird.

In früheren Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass das Erleben akuter Schmerzen mit einer Präferenz für negative Erinnerungen verbunden ist, was wiederum Schmerzen verstärken und aufrechterhalten könnte. Bislang hat nur eine Studie das autobiographische Gedächtnis bei Patienten mit FMS untersucht und festgestellt, dass Patienten im Vergleich zu gesunden Kontrollprobanden weniger spezifische autobiographische Erinnerungen mit erhöhter negativer emotionaler Valenz abrufen. Darüber hinaus bezogen sich die von den Patienten abgerufenen Erinnerungen kaum auf Schmerzen, was auf eine funktionelle Vermeidung im Sinne einer affektiven Dysregulation hindeutet. Daher könnten unspezifische Erinnerungen, die als Reaktion auf störungsbezogene Stimuli generiert werden, ein vielversprechendes pathophysiologisches Konzept beim FMS sein, das mit der Chronifizierung von Schmerzen zusammenhängt. Unspezifische Erinnerungen könnten auch erhöhten Stress auslösen oder einen zugrundeliegenden Mechanismus für die kognitive Dysfunktion darstellen. Daher könnte die Untersuchung von unspezifischen Erinnerungen bei FMS eine Gelegenheit bieten, die Beziehung zwischen Schmerzen, kognitiven Funktionen und unspezifischen Erinnerungen besser zu verstehen. In einer Querschnitt-fMRT-Messung soll bei n = 55 Patientinnen mit FMS untersucht und mit n = 55 Kontrollprobanden verglichen werden, welche neuronalen Aktivierungsmuster beim Abruf schmerzbezogener Erinnerungen generiert werden. Es sollen die Hypothesen überprüft werden, dass (1) FMS-Patientinnen im Vergleich zu gesunden Frauen bei schmerzbezogenen Erinnerungen eine geringere Anzahl an sowie weniger spezifische autobiographische Erinnerungen berichten, (2) die im fMRT eine reduzierte selbstreferenzielle neuronale Verarbeitung auslösen, gekennzeichnet durch eine hyperaktive emotionale Verarbeitung sowie gestörten Konnektivität, und (3) mithilfe Ecological Momentary Assessment (EMA) ein Zusammenhang zwischen der Spezifität des schmerzbezogenen Gedächtnis-Abrufs und der Chronizität/Schwere der Schmerzen bei FMS-Patienten exploriert werden, wobei die neuronale Verarbeitung während des Gedächtnis-Abrufs als vermittelnder Faktor fungiert.

Projektleitung

apl. Prof. Dr. med. Christoph Nikendei, MME

Facharzt für Innere Medizin
Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie


Arbeitsgruppe: apl. Prof. Dr. med. Christoph Nikendei, MME, PD Dr. phil. Dipl. Psych. Joe J. Simon, apl. Prof. Dr. med. Jonas Tesarz, Dr. sc. hum. Valentin Terhoeven, M. Sc. Psych.

Laufzeit: Januar 2023 bis Dezember 2025

Gefördert von: 

DE